HomeKit, Nest & Windows 10 IoT
Smart-Home-Lösungen von Apple, Google & Co.
Die Hightech-Giganten haben das Smart Home entdeckt. Apple, Google, Microsoft, Amazon und Samsung drängen in den lukrativen Zukunftsmarkt – das verspricht günstige Lösungen für jedermann.

Apple HomeKit
“Hey Siri, schalt das Licht ein.” Schon wird es hell im Raum. Dazu braucht es nur einen Befehl ans iPhone. So einfach kann die Steuerung der Wohnung sein, wenn sie per Apple HomeKit vernetzt ist. In einem solchen Smart Home können auch Heizung, Türschloss, Kaffeemaschine oder Garagentor dem Sprachkommando oder der App auf Smartphone und Tablet gehorchen.
Was mit dem Apple HomeKit bereits heute in Deutschland möglich ist, dürfte in ähnlicher Form schon bald mit den Smart-Home-Ansätzen von Google, Microsoft, Samsung und Amazon funktionieren. Erste HomeKit-Produkte kommen hierzulande gerade mit der Eve-Reihe von Elgato auf den Markt. Eve misst zunächst Druck, Qualität und Temperatur der Luft, erkennt das Öffnen und Schließen von Fenstern oder Türen und bindet Smart Plugs für Stromsteckdosen ein.
Die Steuerung des Zuhauses per Sprachassistenten auf iPhone, iPad oder Apple Watch mag praktisch sein. Wirklich revolutionär ist: Mit HomeKit lassen sich Geräte verschiedener Hersteller gemeinsam steuern – nach dem Motto „eine App für alles“. Genau das könnte dem Smart Home im Do-it-yourself-Bereich endgültig zum Durchbruch verhelfen.
Die Situation bisher: Es gibt eine Reihe an Standards und proprietären Protokollen, worüber die Smart-Home-Zentralen mit Lichttaster, Heizkörper oder Steckdose per Funk oder Kabel kommunizieren. Das bedeutet: Viele verschiedene Systeme sind zueinander inkompatibel, und der Nutzer braucht für jedes System eine eigene App.
Der Ausweg: HomeKit legt fest, was wie im Smart Home übertragen wird – also etwa welche Befehlssätze es zur Steuerung gibt, welche Daten Sensoren übermitteln und welche Art von Geräten eingebunden werden kann. So lassen sich laut Elgato in der Eve-App auch HomeKit-kompatible Geräte anderer Hersteller kommandieren – jedoch nur die Funktionen, die in HomeKit spezifiziert sind. Als Zentrale im Smart Home fungieren iPhone, iPad oder Apple TV. Sie nehmen per Bluetooth LE (Low Energy bzw. Bluetooth Smart) oder WLAN mit HomeKit-kompatiblen Geräten Kontakt auf.
Google: Nest, Brillo und Weave
Apple will also zur zentralen Schaltstelle im Smart Home werden. Diese Position hätte Google auch gerne inne. Bereits im Januar 2014 übernahm der Internetkonzern Nest, den Durchstarter im Smart Home mit seinen smarten und schicken Thermostaten und Rauchmeldern. In Verbindung mit Nest funktionieren zahlreiche vernetzte Geräte wie die Farb-LED-Lampen von Philips Hue, Waschmaschinen von Whirlpool oder Kameras von Dropcam.

Auf der Entwicklerkonferenz Google I/O Ende Mai wurden außerdem Brillo und Weave vorgestellt. Brillo ist ein neuer Ableger des Android-Betriebssystems. Es ist für Produkte wie Toaster, Kühlschrank oder Türschlösser gedacht – also für alle Geräte im Smart Home und im Internet der Dinge, die zur Steuerung nur wenig Rechenleistung benötigen. Wie bei Android üblich, kann jeder Hersteller das Betriebssystem einsetzen. Neben WLAN und Bluetooth werden auch andere Funkstandards unterstützt. Nest wird sich in Googles Smart-Home-System ebenfalls einbinden lassen.
Damit Android-Smartphones oder -Tablets Brillo-Geräte sofort erkennen und sich mit ihnen verständigen können, gibt es Weave: Es legt etwa das Kommunikationsprotokoll fest, stellt eine Reihe an Entwicklerschnittstellen zur Verfügung und führt ein Zertifizierungsprogramm zur Sicherstellung der Interoperabilität zwischen Geräten und Apps ein. Erste Vorab-Versionen für Entwickler des Betriebssystems Brillo und von Weave sollen im Laufe des Jahres verfügbar sein.
Windows fürs Internet der Dinge
Wo sich Google und Apple tummeln, kann Microsoft nicht weit sein. Und so öffnet sich der IT-Riese aus Redmond mit Windows 10 ebenfalls dem Smart Home und dem Internet der Dinge. Das bedeutet einerseits: Mit Windows 10 IoT für kleine Geräte kommt ein Betriebssystem auf den Markt, das sich auch auf Minirechnern wie dem Raspberry Pi 2 installieren lässt. Es bietet sich somit zum Einsatz in einer Smart-Home-Zentrale an.
Andererseits kommt mit Windows 10 die Integration von AllJoyn. Dieser herstellerübergreifende Standard ermöglicht die Kommunikation von Geräten und Apps untereinander. Hinsichtlich der Funkstandards macht Microsoft keine Einschränkungen. Apps für AllJoyn lassen sich auf jeder beliebigen Plattform entwickeln, sei es Apple iOS, Android, Linux, OS X oder Windows. Die Steuerung über den Sprachassistenten Cortana, der mit der neuen Betriebssystem-Version kommt, ist jedoch nur unter Windows 10 möglich.
Amazon Echo hört aufs Wort
Auch Alexa bevölkert das Smart Home. Die Sprachassistentin führt über den Netzwerklautsprecher Amazon Echo Befehle aus. So lässt sich auf Zuruf Musik abspielen, man kann über die Smartphone-App beispielsweise seine Einkaufsliste pflegen oder den Wetterbericht abrufen. Fragt man allerdings „Wie wird das Wetter in München?“, passiert nichts, denn auf deutsche Befehle reagiert Alexa bislang nicht. Amazon Echo ist nur in den USA erhältlich (inzwischen auch ohne Einladung).
Befiehlt man: „Alexa, discover my appliances“, findet Amazon Echo automatisch kompatible Geräte im heimischen Netzwerk. Bislang sind das die Lichtschalter und Smart Plugs der Belkin-WeMo-Reihe sowie Philips Hue. Man darf auf weitere kompatible Produkte hoffen, denn auch Drittanbieter können Anwendungen für Amazon Echo programmieren.

Samsung SmartThings
Per Sprache lässt sich die Netzwerklösung SmartThings bislang nicht steuern. Dafür ist die Auswahl an verfügbaren Komponenten weitaus größer als bei der Konkurrenz von Apple, Google, Microsoft und Amazon. Samsung hat das US-Unternehmen im August 2014 gekauft. In den USA zählt SmartThings zu den führenden Systemen zur Hausautomatisierung im Do-it-yourself-Bereich. Die Gründe für die große Beliebtheit liegen vor allem in der offenen Plattform und der Unterstützung von gängigen Funkstandards wie Zigbee und Z-Wave. Außerdem lassen sich über die IP-Schnittstelle Systeme wie Philips Hue, Belkin WeMo oder die Netatmo Wetterstation einbinden.
Logos für mehr Transparenz
Apple, Google, Amazon, Microsoft und Samsung – sie alle bieten herstellerübergreifende Ansätze, in deren Mittelpunkt jeweils die eigenen Produkte stehen. Aber welche dieser Plattformen wird sich durchsetzen? Vermutlich mehrere. Ein Apple-Nutzer wird darauf achten, dass sich sein Smart Home möglichst einfach mit dem iPhone steuern lässt, ein Android-Fan wird die Google-Lösung wählen, ein anderer setzt auf Windows.
Echo passt perfekt in das Ökosystem von Amazon, und eine Integration in die Fire-Produkte ist zu erwarten. Auch bei Samsung liegt eine zunehmende Verzahnung mit SmartThings und den eigenen Erzeugnissen nahe. Vorstellbar wäre auch, dass sich Samsung in das Android-System eingliedert: Googles Nest und Samsung treiben beide das Funkprotokoll Thread voran.
Lesetipp: Smart Home Sicherheit – Schwachstellen und Schutzmaßnahmen
Vernetzte Produkte werden demnach zukünftig nicht nur eine, sondern mehrere Plattformen unterstützen – zum großen Vorteil der Verbraucher. Ein Logo auf den Geräten wird hoffentlich signalisieren, in welche Systeme sie sich einbinden lassen – so wie es Apple bereits mit seinem „Made for HomeKit“-Logo macht. Der Käufer muss dann nicht mehr wie heute üblich mühsam Produktdatenblätter studieren, Internetforen durchforsten oder einen Experten engagieren, wenn er verschiedene Smart-Home-Systeme miteinander verbinden will. Allerdings birgt die neue Technik auch Gefahren – denn wenn man Sicherheitsaspekte außer Acht lässt, öffnet man Hackern Tür und Tor.