"Taschenuhr des 21. Jahrhunderts"
- Luxushandys im Kommen
- TAG Heuer Meridiist
- Porsche Design und Nokia
- Vertu - Pionier der Luxushandys
- "Taschenuhr des 21. Jahrhunderts"
connect: Herr Amstutz, wie kamen Sie auf Idee, ein eigenes Handy zu entwickeln? ...
connect: Herr Amstutz, wie kamen Sie auf Idee, ein eigenes Handy zu entwickeln?

Amstutz: Vor fünf Jahren hat das Management in der Schweiz festgestellt, dass bei den Meetings jeder im Raum schicke Kleidung trägt, einen tollen Anzug anhat, eine edle Krawatte, einen schönen Gürtel und natürlich am Handgelenk eine schöne Uhr trägt. Nur eines passte nicht in dieses Bild: Die Mobiltelefone, die vor uns auf dem Tisch lagen.
Es gab keine Handys, die etwas exklusiver, etwas spezieller waren als das, was es im Mobilfunkhandel gab. Da war bis auf eine Ausnahme nichts zu finden: Ein Hersteller bot nicht nur in Bezug auf die Herstellung, sondern auch was die Vermarktung und den Vertrieb angeht, etwas Außergewöhnliches - das war Vertu.
connect: Und wie kommt ein Luxus-Uhrenhersteller zu einem Handy?
Amstutz: Uns war klar: Um auf diesem Markt erfolgreich zu sein, braucht es zwei Dinge - ein starkes Design, das den Kern der Marke TAG Heuer in sich trägt, und wir brauchten jemand, der uns bei der Entwicklung hilft. Wir bauen Uhren und keine Handys. Wir fanden heraus, dass es weltweit nur eine Firma gibt, die sich darauf spezialisiert hat, maßgeschneiderte Mobiltelefone zu liefern - und das war ModLabs in Paris.
connect: Wie sah die Arbeitsteilung zwischen TAG Heuer und ModLabs aus?
Amstutz: Wir stellten schnell ein Team zusammen aus ModLab-Ingenieuren, unseren Designern, die sonst Uhren gestalten, und unseren Ingenieuren, die wissen, wie man hochwertige Komponenten fertigt. Nur so lassen sich die Qualitätsstandards der Marke erreichen. TAG Heuer hat die geringste Rücklaufquote in der ganzen Uhrenindustrie. Weniger als ein Prozent der Uhren werden reklamiert, angesichts der Komplexität einer mechanischen Uhr ist das phänomenal.
connect: Vor fünf Jahren hatten Sie die Idee und jetzt kommt das Produkt: Im Mobilfunkgeschäft eine lange Zeit.
Amstutz: Vor drei Jahren begann das Team seine Arbeit. Es dauerte tatsächlich drei Jahre Ingenieursarbeit, mehr als 200 Prototypen, mehr als 3000 Tests der Hard- und Software. Das ist war ein wirklich ein langes Projekt.
connect: Warum so lange?
Amstutz: Wir wollten sicherstellen, in Sachen Qualität wirklich das beste Mobiltelefon zu bieten, das es gibt und das auch lange Zeit hält.
connect: Wie lange brauchen Sie, um eine Uhr zu entwickeln?
Amstutz: Das ist ungefähr der gleiche Zeitraum.
connect: Und wie schätzen Sie die Erfolgsaussichten ein?
Amstutz: Eine Million Menschen haben bereits ein Produkt der Marke TAG Heuer gekauft. Wir wissen, dass das sehr treue Kunden sind. Und während der Arbeit am Meridiist haben wir den Markt beobachtetet. Im letzten Jahr wurde eine Milliarde Handys verkauft. Nokia ist der Marktführer, der im letzten Quartal jeden Tag über eine Million Handys verkauft hat, jeden Tag eine Million, drei Monate lang. Das zeigt, wie groß dieser Markt ist.
Und obwohl er so groß ist, wird nur ein Zehntel eines Prozents der Mobiltelefone für über 1000 Dollar verkauft. Das ist interessant. Denn egal, welche andere Branche man betrachtet - Autos, Kleidung, Uhren: Der Anteil des Luxussegments liegt immer bei etwa zwei Prozent. Und ich spreche hier von Stückzahlen, im Wert ist es natürlich noch größer.
Wenn im Jahr 2010 geschätzte 1,4 Milliarden Handys verkauft werden und man 1,6 Prozent für das Luxussegment annimmt, müsste man knapp 23 Millionen Handys verkaufen können. Heute sind es ein paar Hunderttausend Geräte. Was für eine Chance für TAG Heuer!
connect: Woher kommt diese Lücke?
Amstutz: Wie gesagt: Es gibt kein Angebot außer Vertu. Vertu hat übrigens brillante Arbeit geleistet. Und wir wissen, dass sie glücklich sind, dass noch jemand in dieses Segment kommt.
connect: Wirklich?
Amstutz: Ja, wir sprechen mit Vertu - und sie sind glücklich, weil dadurch das Segment einfach sichtbarer, präsenter wird. TAG Heuer wird neue Kunden in dieses Segment bringen. Jeder Hersteller, der die Spielregeln dieses Marktsegments respektiert, trägt dazu bei, dass dieses Segment wächst.

connect: Und wie sehen diese Spielregeln aus?
Amstutz: Wir leben in einer Welt, in der die operativen Kosten im Vertrieb sehr hoch sind. Ein Juwelier muss gut ausgebildetes Personal für eine anspruchsvolle Kundschaft einstellen und bezahlen und seinen Shop schön und aufwendig einrichten. Die Kosten sind also sehr hoch, um so ein Produkt auf den Markt zu bringen.
Wer nicht dafür sorgt, dass die Preise für die Produkte stabil bleiben, wer also etwa Preisnachlässe gewährt, ist schnell raus aus dem Geschäft. Unser Ziel ist es, dass der Wert des Meridiist ebenso wie bei unseren Uhren nach dem Kauf steigt.
connect: Der Meridiist ist wohl nicht das letzte Mobiltelefon von TAG Heuer...
Amstutz: Es ist das erste. Wir wollen uns im Mobilfunkgeschäft langfristig engagieren.
connect: Als Uhrenhersteller haben Sie sicher darüber nachgedacht, das Handy in die Armbanduhr zu integrieren?
Amstutz: Wir haben anfangs darüber nachgedacht, aber schnell festgestellt, dass das keinen Sinn macht, es ist einfach nicht bequem zu bedienen. Wir glauben aber, dass der Meridiist mit seinem extra Display für die Zeitanzeige das Zeug dazu hat, die Taschenuhr des 21. Jahrhunderts zu werden.