Neues Album der Progressive-Rock-Götter

Tool: Fear Inoculum - erster Höreindruck

28.8.2019 von Alexander Rose-Fehling

Nach 13 Jahren kommen Tool mit neuem Album zurück. stereoplay konnte die CD "Fear Inoculum" bereits vorab anhören. Das sind unsere Eindrücke.

ca. 2:30 Min
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Tool
Nach 13 Jahren kommen Tool mit dem neuen Album Fear Inoculum zurück.
© Travis Shinn

Sonys Senior Manager für Press Relations, Ben Hiltrop, führt vier Redakteure in einen Konferenzraum in der Münchener Sony-Music-Zentrale. Ein langer Tisch dominiert den Raum, an dessen Kopfende ziemlich potente Harbeth-Lautsprecher stehen. Den HiFi-Redakteur erfasst Unruhe: Die Hörpositionen sind seitlich, nicht zentral, die linke Box ist dem eigenen Hörplatz viel näher als die rechte. Ist den Sony-Menschen das Wort „Stereodreieck“ etwa kein Begriff? Doch was nimmt man nicht alles in Kauf, wenn man fünf Tage vor Release das neue Tool-Album „Fear Inoculum“ hören kann.

Dann die Verwunderung: Gespielt wird die CD, doch die ist gekürzt. Nicht für die Listening Session – es handelt sich um die CD, die auf den Markt kommt. Wer alle Titel des Albums hören will, muss entweder den der CD beiliegenden MP3-Download-Code einlösen oder das Album digital in CD-Qualität​ oder HiRes (24 Bit/96 kHz) als Download kaufen. Ein Unding angesichts des Preises von rund 82 Euro für eine sehr aufwendig verpackte und ausgestattete CD (mit wiederaufladbarem 4-Zoll-Display). Insgesamt fehlen auf der CD drei kurze „Zwischenstücke“ mit einer Gesamtdauer von siebeneinhalb Minuten, darunter auch das letzte Stück des Albums. Bleiben knapp 80 Minuten Musik.

Ein feierlicher Moment

So mittel feierlich schiebt Hiltrop die CD in einen CD-Spieler und schaltet Vor- und Endstufe ein. Man stellt sich das eigentlich anders vor. Ein Tool-Album, erst recht eines, das eine 13 Jahre dauernde Veröffentlichungspause beendet, sollte von Außerirdischen in einem seltsamen Behälter in den Raum gebracht werden, aus dem, wenn er geöffnet wird, ein mysteriöses Licht erstrahlt, ähnlich dem legendären Koffer aus „Pulp Fiction.“

Tool
Tool "Fear Inoculum"
© Sony Music

Das Album beginnt mit dem grandiosen Titelstück. „Fear Inoculum“ ist bereits als Single veröffentlicht worden und hat den Fans weltweit Freudentränen in die Augen getrieben. Es klingt vom ersten Ton an nach Tool.

Verglichen jedoch mit dem, was noch kommt, ist das Easy Listening. Die folgenden Titel sind deutlich sperriger, komplexer. Wer Takte zählen kann, hat klare Vorteile. Hier muss man sich reinfinden, mit Zeit und Geduld. Spätestens seit Lateralus, der vierten Veröffentlichung von Tool aus dem Jahre 2001, ist das aber Teil des Vergnügens. Eine Rezension wäre nach einmaligem Hören schlicht nicht seriös. Was man wiedergeben kann, sind Eindrücke. Etwa von „Pneuma“, dem zweiten Stück der Platte: Hier hat man zeitweise das Gefühl, Free Metal zu hören. Jeder scheint sein Ding zu machen, jeder einem anderen Takt zu folgen. Oder von „Chocolate Chip Trip“, einem humorvollen und ziemlich irren Instrumental-Stück, das sehr elektronisch klingt und ein sagenhaft fettes Schlagzeugsolo von Danny Carey bietet. Oder auch von „7empest“, dem letzten Song auf der CD (nicht dem Album). In diesem rockigen, rund 15-minütigen Stück scheint sich Sänger und Texter Maynard James Keenan Donald Trump vorzunehmen. „Shame on you. Shame on you.“

Wagemutig und kompromisslos​

Insgesamt klingt immer wieder „10.000 Days“ durchs, die letzte Tool-Veröffentlichung aus dem Jahr 2006. Nicht nur in Sachen Klang baut „Fear Inoculum“ auf dem Vorgänger auf, auch das Riffing und der teilweise etwas formelhafte Aufbau der Songs erinnert immer wieder an das nun 13 Jahre alte Album. Nur klingt die Band heute noch reifer, noch wagemutiger und noch kompromissloser.

Unterm Strich ist man nach den 80 Minuten erschöpft, aber glücklich. Man spürt, dass „Fear Inoculum“ ein Meisterwerk ist. Man muss es nur noch zu fassen kriegen. „We happy?“, fragt Samuel L. Jackson in „Pulp Fiction“. „Yeah, we happy“, antwortet John Travolta. Tool sind zurück.

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