Testbericht
Accuphase E-450
Mit dem E-450 will sich Accuphase mal wieder selbst übertreffen. Wir haben den Vollverstärker getestet.
- Accuphase E-450
- Datenblatt

Ein neuer Vollverstärker von Accuphase hat es doppelt schwer. Jeder erwartet neue Bestmarken - nur die Messlatte, meist aus eigenem Hause, hängt enorm hoch. Der E-450 für 6.000 Euro markiert in der Produktriege der Japaner das neue Top-Modell der sogenannten Class-AB-Vollverstärker.
Keine Spannung
In Class-AB-Amps wie dem E-450 fließt im Ruhezustand nur ein sehr geringer Strom. Die Leistungsausbeute liegt deshalb sehr viel höher. Schlecht ausgelegte Schaltungen mit kompromissbehafteten Bauteilen - bei Accuphase aber ohnehin außen vor - können hier das Musiksignal verzerren. Mit Strom und Spannung hat auch die wichtigste technische Neuerung zu tun, die der E-450 gegenüber seinem Vorgänger E-408 (5900 Euro) aufbietet. Von der Über-Vorstufe C-2810 hat er die "AAVA-II"-Lautstärkeregelung übernommen.

Diese "Accuphase Analog Vari-Gain Amplifier"-Technologie verzichtet komplett auf Spannungs-Potentiometer im Signalweg. Stattdessen werden die Eingangsspannungen in Ströme umgesetzt, die wiederum ein Mikroprozessor je nach Stellung des Volume-Knopfes mit der Genauigkeit von 65.536 (2 hoch 16) Stufen in ihrer Stärke regelt.
Kaufberatung: Vollverstärker im Test
Anschließend wandelt die Schaltung die Ströme wieder in Spannungen um. Vorteil: Weder Frequenzgang noch Rauschabstand werden vom Lautstärkesteller beziehungsweise Abhörpegel beeinflusst.
Reichlich Spannung
Der Accuphase E-450 benötigte etliche Vorglühzeit, bis er sich gegenüber dem E-408 richtig in Szene setzen konnte. Dann aber schob er sich leise, manchmal auch laut und gar nicht heimlich in höchste Regionen. Die subtilen, sich zum Teil überlagernden Ein- und Ausschwing-Vorgänge, welche "Siegfrieds Trauermarsch" zum spannungsgeladenen Hör-Erlebnis machen, packte der E-408 etwas dichter, während der E-450 die zahlreichen Bläserstimmen minimal plastischer, einen Hauch nuancierter darzustellen wusste. Schlicht perfekt schafften beide die Raumaufteilung in den berückenden Live-Aufnahmen der AUDIO-CD "pure music Vol. 1" (Sennheiser): etwas breiter der Etablierte, etwas tiefer der Herausforderer.

Reichlich Spannung war auch in den Pop- & Rock-Runden geboten. Je nach Härtegrad, Aufnahme-Philosophie und nicht zuletzt den angeschlossenen Lautsprechern begeisterte die blitzsaubere Spritzigkeit des 450 mehr als bei jedem anderen von AUDIO je geprüften Vollverstärker.
Hinzu kam ein geradezu modellhaft konturierter und faszinierend kontrollierter Bass. Ob Indigo Girls oder Kari Bremnes, ob Tony Joe White oder Dream Theater: Da war stets eine Spur mehr Information, die zwar nicht für einen vollen Punkte-Schritt, aber für einen winzigen Vorsprung sorgte. Mit dem E-450 hat sich Accuphase tatsächlich wieder einmal selbst übertroffen.

Fazit:
Der Accuphase E-450 nimmt die Top-Position unter den weltbesten Vollverstärkern jetzt allein ein - mit Fug und Recht. Ein Meisterstück.
Accuphase E-450
Accuphase E-450 | |
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Hersteller | Accuphase |
Preis | 6000.00 € |
Wertung | 125.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |