Drei Vollverstärker im Test
In der Einstiegsklasse spielen Kostendruck und Effizienz eine große Rolle. Die neuen Stereo-Amps von AMC, Cambridge und Rotel zaubern guten Klang aus limitierter Hardware.

Vollverstärker im Test AMC XIA (450 Euro) Cambridge 351A (500 Euro) Rotel RA-10 (400 Euro) ...
Vollverstärker im Test
- AMC XIA (450 Euro)
- Cambridge 351A (500 Euro)
- Rotel RA-10 (400 Euro)
Wie agiert unser Test- Trio? Kann man es in der 500-Euro Klasse schon richtig krachen lassen? Wie kultiviert geht es hier zu? Vor allem: Kann die vielbeschworene hohe Klangtreue realisiert werden?
Das Vollverstärker-Trio hat eins gemeinsam: die grosszügig dimensionierten Ringkerntrafos zur Stromaufbereitung. Damit sind die Übereinstimmungen allerdings schon beendet.
Vollverstärker: Hörtest
Schon beim ersten Reinhören begeistert der AMC XIA mit seiner raumgreifenden Abbildung, die weit hinter den Boxen entsteht und bis vor die Lautsprecherlinie reicht. Beckenschläge klingen etwas heller und kommen dadurch gesalzener als bei seinen Konkurrenten.
Egal, was die Tester auflegen, der Cambridge 351A klingt weder blechern noch brummelig, weder verschleiert er etwas, noch versucht er übernatürlich zu strahlen. Dabei klingt er durch alle Register rein und farbstark, und er umreißt eine ähnlich körperhafte Mitte wie der XIA. Obendrein liefert er die sauberste Hochtonauflösung im Trio. An den Frequenzgang-Enden hält er sich hingegen vornehm zurück. Was nicht heißen soll, dass er nicht auch mal richtig hinlangen kann. Doch das können die beiden anderen Amps besser.
Der Rotel RA-10 kommt sofort zur Sache. Rhythmisch explosiv und ohne jeden Ansatz knallen Trommeln und Bässe in den Hörraum. Dabei reicht der Rotel nicht nur tiefer als seine Konkurrenten, er lässt es bei Bedarf richtig grollen. Somit bietet er die beste Tieftonauflösung im Trio.
Die betont straffen Konturen dünnen das Klangbild jedoch etwas aus. Überdies sollte man Vorsicht walten lassen bei unterbedämpften Räumen, da der Rotel mit hohem Pegel etwas technisch klingt. Dennoch bleibt er der sportlichste Verstärker im Trio. Der AMC bringt zwar den größeren Raum und die natürlicheren Klangfarben, er vermag die Ereignisse aber nicht richtig zu strukturieren. Das wiederum schafft der Cambridge. Er lenkt mit seiner kultivierten Spielweise die Aufmerksamkeit von sich weg - und hin zum Musikarchiv des Genießers.
Fazit
Erstaunlich, was in der Einstiegsklasse bereits möglich ist. Rotel und AMC verfolgen individuelle und kraftvolle Klangstrategien. Cambridge bleibt auf dem Teppich und bietet sich für den universellen Musikgenuss an.

Aus dem Messlabor - Die neuen Messungen
Früher glaubte man, dass sich die Güte eines Verstärkers hinreichend genau durch Bestimmung der Ausgangsleistung seines Klirrfaktors, des Frequenzgangs und eventuell noch des Rauschabstands definieren lässt. Doch die Ursachen unterschiedlicher Klangeigenschaften sind weit komplexer.
Test: Symphonic Line RG 2 + RG 7
Schon in den 1980ern hat stereoplay-Autor Johannes Maier mit seiner Klirrtheorie einen ersten Ansatz zur Erklärung feiner Klangdifferenzen herausgefunden, der bis heute Bestand hat. Was man vermutete, aber nicht beweisen konnte, ist, welchen Einfluss der Lautsprecher mit seiner komplexen Last auf den Verstärkerklang ausübt - in der Regel werden Amps nur an rein Ohmschen Lasten gemessen.
Seit einigen Jahren nun kann man mittels Klirr-Analyse (siehe Messwerte-Tabellen) durch Beobachtung der wichtigsten Klirroberwellen (k2 bis k5) bei zunehmender und abnehmender Leistung schon sehr viel genauer in die Verstärker-Seele schauen. Doch erst die neue Harmonischen-Analyse, bei der die dominanten Klirroberwellen im gesamten hörbaren Frequenzbereich und bei unterschiedlichsten Impedanzwerten (von 2 bis 32 Ohm) gemessen werden, zeigt, wie gut ein Amp mit der Boxen-Impedanz zurechtkommt, die sich teils erheblich mit der Frequenz ändert. Idealerweise sollten die Kurven der einzelnen Harmonischen waagerecht verlaufen und sich bei den unterschiedlichen Impedanzen in gleicher Höhe befinden.