Amazon Fire HD 10 im Check: Wie gut ist das neue Full-HD-Tablet für 150 Euro?

Zugegeben, wer in einer Technikredaktion arbeitet, ist in Sachen Geräte verwöhnt. So hielt sich unsere Begeisterung über die Anfassqualität des neuen Top-Tablets aus dem Amazon-Konzern denn auch in Grenzen. Das Gehäuse (262 x 159 x 9,8 Millimeter) aus Plastik vermittelt keinen haptischen Hochgenuss. Das Display ist mit breiten Rändern und deutlich sichtbaren Stufen ins Gehäuse eingelassen. Elegant ist anders. Dafür kann man das Fire HD 10 gut in beiden Händen halten. Die braucht man auch, denn mit 504 Gramm bringt das Tablet ordentlich Gewicht auf die Waage.

Genug gemosert – schließlich will Amazon hier nicht mit Premium-Herstellern wie Apple oder Samsung konkurrieren. Das Fire HD kostet in der Version mit 32 GB Speicher nur 150 Euro, mit 64 GB kommt es auf 190 Euro. Zu dem Preis akzeptiert der Käufer, dass Amazon auf dem Startbildschirm Angebote einblendet, die beim Entsperren wieder verschwinden. Wer das nicht möchte, zahlt jeweils 15 Euro mehr. Gut: Ein Netzteil samt USB-C-Kabel liegt bei. Mehr Speicher lässt sich günstig per Micro-SD-Karte nachrüsten. An Farben stehen die Varianten Schwarz, Dunkelblau und Weiß zur Auswahl.

Auf den Amazon-Kosmos ausgelegt

Interessenten sollten sich über eine Sache im Klaren sein: Das Fire HD 10 ist voll auf die Amazon-Welt ausgerichtet. Wer gerne dort konsumiert, kann dies sehr bequem tun – zumal die Alexa-Integration eine weitreichende Sprachbedienung erlaubt. Der Startbildschirm ist entsprechend vollgepackt mit den Amazon-Angeboten, die sich auch nicht deinstallieren lassen: Prime Video, Musik, Audible (Hörbücher), Photos, Kindle Zeitungskiosk etc. Dazu gibt’s eigene App-Lösungen für die Kalenderverwaltung, Maps oder E-Mail. 

Hintergrund: Die Amazon-Tablets basieren zwar auf Android, doch der Hersteller legt sein eigenes Betriebssystem Fire OS darüber und gestaltet das Angebot nach eigenen Interessen. So fehlt auch der herkömmliche App-Shop für Android, der Google Play Store. Stattdessen hat Amazon seinen eigenen Appstore aufgespielt, der zwar viele, aber nicht alle Applikationen bietet, die normalen Android-Geräten zur Verfügung stehen. Von Haus aus steht auch nur ein Browser zu Wahl: Amazons Silk-Browser. Man kann zwar über Umwege alles nachrüsten, das erfordert aber technische Finesse. 

Dafür klappt die Einrichtung sehr einfach: Auspacken, anschalten, auswählen, die Amazon-Kontodaten eingeben – fertig. Bei der Inbetriebnahme wird zudem gefragt, ob man ein Kinderprofil erstellen möchte. Das sperrt In-App-Käufe und Werbung und erlaubt den Eltern, Lernziele und Zeitlimits festzulegen. Außerdem können die Großen im Eltern-Dashboard sehen, welche Inhalte den Kids gefallen haben.

Das Fire HD 10 ist mit einer speziellen, robusten Hülle auch als Kids-Edition erhältlich. Mehr dazu lesen Sie hier.

Full-HD und bis zu 12 Stunden Laufzeit

Einen Fingerprintsensor oder Gesichtserkennung darf man bei dem Preis natürlich nicht erwarten. Stattdessen muss man zum Entsperren des Tablets eine Taste drücken. Den Prozessor hat Amazon gegenüber dem 2017er-Modell aber verbessert: Das neue Fire HD 10 treibt ein Octa-Core-Chip mit 2 GHz an, dem 2 GB RAM zur Seite stehen. Das Display misst 10,1 Zoll und löst mit 1920 x 1200 Pixeln auf (224 ppi). Das ist Full-HD-Qualität, die eine komfortable Nutzung erlaubt. Der Akku soll bis zu 12 Stunden halten. Zwei Lautsprecher, die auf einer der Längsseiten sitzen, sorgen für einen ordentlichen Ton.  Um Bilder kümmern sich je eine 2-MP-Kamera auf der Front-sowie auf der Rückseite, die Videos mit 720p in HD-Qualität aufzeichen.

Praktisch: Dank der neuen Bild-in-Bild-Ansicht können Kunden Prime Video, aber auch Twitch, Netflix oder Zattoo schauen und gleichzeitig surfen, Mails abrufen oder in Facebook chatten. Neu ist auch der Showmodus: Der dreht das Display ins Querformat und zeigt dieselbe Alexa-Oberfläche wie die Echo-Show-Geräte. Kauft man eine Hülle mit Standfunktion dazu, hat man also einen Alexa-Display-Speaker. Die Umschaltung erfolgt per Regler, der über einen Wischer von oben nach unten erscheint. Eigentlich sollte das auch per Sprachbefehl funktionieren, im Test klappte dies jedoch nicht, da Alexa das brandneue Gerät nicht zuordnen konnte.

Fazit

Wer die vollen Freiheiten in Bezug auf die App-Auswahl und die Gestaltung des Homebildschirms möchte, schaut besser woanders. Wer dagegen ein unkompliziertes Tablet für den Amazon-Konsum und fürs Surfen sucht, findet hier ein günstiges Angebot mit großem Full-HD-Bildschirm und guter Hardware-Basis.