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Wireless-Multiroom-Standbox

Elac Air-X 409 im Test

ELACs Aktivboxenserie Air-X wächst – nach oben! Mit der Air-X 409 kommt erstmals eine ausgewachsene Standbox zu digital-drahtlosen Ehren und macht im Test dank Drei-Wege-Technik und Amp-Power echten High-Endern Konkurrenz.

Autor: Malte Ruhnke • 25.11.2015 • ca. 5:00 Min

Elac Air X 409
Die mehrteilige Sicke des Kristall-Mitteltöners ist maximal flach aufgebaut, um Beugungs- und Brechungseffekten keinerlei Chance zu geben.
© Elac

Bei Aktivboxen aus dem Studio- und Musikerbereich, die schon lange zum Standard geworden sind, gehören übertrieben blinkende Anzeigen, Leuchten und allerlei Spielereien mittlerweile zum guten Ton. Ganz so, als wollten sie ihre Überlegenheit gegenüber Passivmodellen allzu leuchtst...

Pro

  • sehr hochauflösend
  • impulsgenau
  • präziser, tiefer Bass
  • vielschichtige Klangfarben
  • audiophiles und durchdachtes Wireless-Konzept

Contra

  • weniger Tiefe

Fazit

Klang: absolute Spitzenklasse, 62 Punkte; Gesamturteil: 89 Punkte; Preis/Leistung: überragend

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Bei Aktivboxen aus dem Studio- und Musikerbereich, die schon lange zum Standard geworden sind, gehören übertrieben blinkende Anzeigen, Leuchten und allerlei Spielereien mittlerweile zum guten Ton. Ganz so, als wollten sie ihre Überlegenheit gegenüber Passivmodellen allzu leuchtstark zelebrieren.

Die Air-X-Serie von ELAC versteht sich dagegen nach wie vor aufs Understatement. Lediglich eine je nach Zustand blau oder weiß leuchtende LED neben dem Hochtöner deutet darauf hin, dass das neue Spitzenmodell Air-X 409 mit einer vollen Ladung aktiver Elektronik ausgestattet ist und damit die meisten Komponenten einer klassischen HiFi-Kette nebenbei überflüssig macht.

Basismodell der aktiv-drahtlosen Variante war dabei die passive FS 409, eine vollwertige 3,5-Wege-Box, mit der sich die Air-X Chassis und Gehäuse teilt. Statt eines konventionellen Terminals und passiver Weichen steckt aber im rückseitigen Schacht der Air-X eine besonders ausgeklügelte Einheit Aktivelektronik. Diese nimmt, wie schon die kleineren Schwestermodelle 403 und 407, Signale sowohl digital-drahtlos von einem optionalen, ELAC-eigenen Sender entgegen als auch analog per Cinch- oder XLR-Kabel. Mit der mitgelieferten Fernbedienung lässt sich bequem zwischen den Quellen hin- und herschalten; sogar der parallele Einsatz von bis zu drei Sendern ist möglich. Das ist besonders praktisch, wenn man zwischen den Tonkanälen von PC, Fernseher und CD-Player hin- und herschalten will.

Elac Air-X 409: Sender
Der kleine Sender akzeptiert digitale und analoge Eingangssignale und schickt sie unkompromiert mit bis zu 24 Bit Auflösung an die Boxen. Vier Signale werden parallel gesendet, die Quellenwahl erfolgt dann an der Box.
© Elac

Audiophiler Ernst

Das klingt nach einem Hauch von Multiroom-Komfort und Spielerei, weit weg von audiophiler Ernsthaftigkeit. Doch daran fehlt es der großen Air-X 409 keineswegs! Zum bereits bekannten Verstärkerzweig der 407 kamen nun ein über 300 Watt starkes Endstufenmodul in ICE-Power-Technik dazu, das die beiden Tieftöner antreibt und direkt ohne zwischenliegende Weichenbauteile kontrolliert, was gegenüber einer Passivvariante zur entscheidenden Genauigkeitssteigerung führt.

Die beiden Tieftöner sind 18 cm messende Modelle in der bekannten Kristallmembran- Technik, also einem Sandwich aus Pappkonus und vorgesetzter inverser Kalotte mit Kristallprägung. Über das recht großzügige Innenvolumen der 409 treiben sie das Bassreflexrohr an, das im Boden der Box sitzt und auf einem definierten Luftvolumen zwischen Boden und Sockel arbeitet. So ist eine immer gleiche Ankopplung an den Raum unabhängig von Spikes, Bodenbelag und Aufstellung gewährleistet. Beide Bässe arbeiten im Gegensatz zur passiven FS409 parallel, denn durch die erweiterten Möglichkeiten der digitalen Aktivweiche können Bündelungs- und Interferenzeffekte auch ohne 3,5-Wege- Technik vermieden werden. Der Tiefpass wirkt bei 350 Hz, damit der wichtige Formantbereich, in dem sich die klangfarben- und ortungsrelevanten Obertöne befinden, ausschließlich vom Mitteltöner reproduziert werden.

Elac TT und MT - Tieftöner
Der Tieftöner deutet mit seiner sehr großen Sicke und mehrfach gefalteten Zentrierung schon auf große Hübe hin. Trotzdem fällt die Sandwich-Membran aus Pappkonus und Alu-Kristallkalotte recht leicht aus. Für einen so starken Bass auch überraschend ist die recht kleine Schwingspule.
© Elac

Auch dieser wartet mit der ELAC-eigenen Kristallmembran auf, ist aber mit 15 cm etwas kleiner und von Antrieb, Sicke und Zentrierung vollständig auf den reinen Mitteltonbetrieb in einer Drei-Wege-Konstruktion ausgelegt. Das erkennt man etwa an der vollständig flachen, aber nur für kleine Hübe ausgelegten Sicke und der allgemein sehr leichten Bauweise.

Am oberen Ende des Formantbereichs, bei 2700 Hz, übernimmt ein bei ELAC schon fast klassischer JET-Hochtöner (Version 5). Dieser Air-Motion-Transformer, ein Magnetostat mit mehrfach gefalteter Folienmembran, wurde vor allem im für Magnetostaten schwierigen Übergangsbereich entscheidend im Klirr verbessert und profitiert nochmals von der nun digital ausgelegten Weiche, die die für den Töner ungünstigen Frequenzen unterhalb seines Einsatzbereiches deutlich effektiver ausfiltern kann, als eine passive Variante es je könnte.

Mittel- wie Hochtöner werden von je einer eigenen, 140 Watt starken Endstufe angetrieben, die in klassisch audiophiler A/B-Technik, also nicht als Schaltverstärker, ausgeführt ist. Digital ist dagegen auch für Mittel- und Hochton die vorgelagerte DSP-Weiche, die bei Bedarf die Töner auch vor Überlast und Zerstörung schützt.

Hörtest mit Spaß

Das war im stereoplay-Hörraum nicht nötig, denn die Air-X 409 entpuppte sich als Aktivbox mit erstaunlichen Pegel- und Bassreserven. Wem der in der Grundeinstellung dominante Tiefton zu stark ist, der kann die Anpassung an seinen Raum über DIP-Schalter-Kombinationen vornehmen. Im Hörraum erwies sich eine Absenkung nur einer Box auf „On-Wall“ als beste Lösung; die resultierenden Pegeldifferenzen sind für das Gehör, das keinen Tiefton orten kann, ohnehin irrelevant.

Folgendermaßen eingepegelt, legte die ELAC mit Sturm und Drang los: Dream Theaters schon bei normaler Wiedergabe recht schnelles „Images And Words“ hämmerte mit einer Doppel-Bassdrum-Power in den Hörraum, die die Überlegenheit der aktiven Technik im Bass eindrucksvoll belegte. Die Druckwellen jedes Anschlags verschwanden so schnell, wie sie gekommen waren.

Elac Air-X 409: Terminal-Eingänge
Das Terminal beinhaltet zwei analoge Eingänge und viele Schalter: Eine Ortsentzerrung für wandnah, die „Console“-Variante bei bündiger Aufstellung neben einem Sideboard, Höhen- und Bassanhebungen sowie Kanal- und Zonenwahl für die drahtlose Option.
© Elac

Auch sonst war die ELAC auf Impulsverarbeitung gezüchtet: Singend und energetisch die E-Gitarren, hart, direkt und treibend die Rhythmen, und über allem thronte glockenklar die sehr nah projizierte Falsettstimme von Sänger James LaBrie.

Gleiche Gesangslage, aber ein musikalischer Szenenwechsel, ja ein Stilbruch, wie er kaum stärker sein könnte: Bachs elegisch-ruhige Kantate „Ich habe genug“, in der Version mit Countertenor. Jochen Kowalski singt die ruhigen Arien opernartig aus, und die ELAC fängt die Stimme mit höchster Genauigkeit besonders im Timing ein, und unterstützt sie mit einem dicht, voll und mit Spannung spielenden Orchester. So überragend die Klangfarben, so vielfältig und akzentuiert das musikalische Geschehen. So ließ sich doch manchmal eine etwas eingeschränkte Raumtiefe nicht leugnen; die Air-X ist für Fans von Rundstrahlern und Raumwundern vielleicht nicht ganz der richtige Lautsprecher.

Das will sie auch gar nicht sein: Friedemanns „Saitensprung“ kam mit seinen federnd- genauen Tiefbässen und den revers eingespielten Gitarren- Licks dem impulsiven Charakter der ELAC deutlich mehr entgegen: Das spielte zackig, auf den Punkt, ultrapräzise, doch nie mit übertriebener Analyse, vor allem aber nie anstrengend. Übrigens völlig unabhängig davon, ob die Aufnahme analog per XLR-Kabel eingefüttert wurde oder digital per optisches Kabel in den ELACSender: ein Beweis für die transparente Funktion der Sendestrecke.

Die sich übrigens auch bei High-End-Quellen hielt: Miles Davis‘ „Tutu“ klang auch vom HiRes-Master allenfalls einen winzigen Tick freier über die analoge Zuspielung und demonstrierte nochmals die beeindruckenden Fähigkeiten der ELAC bei Dynamik und Bass. So punktgenau, satt, locker und treibend haben bisher nur wenige Boxen bei stereoplay gespielt. Und das mit drahtlosem Komfort und absoluter Langhörtauglichkeit. Was will man mehr?

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