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Testbericht

Gamut Si 100

Der stolze Preis von 5300 Euro signalisiert Angriffslust: Gamut will mit dem Vollverstärker Si 100 gegen Accuphase und Co. antreten

Autoren: Redaktion connect und Lothar Brandt • 12.7.2008 • ca. 2:55 Min

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© Archiv
Inhalt
  1. Gamut Si 100
  2. Datenblatt

Die dänische Firma Gamut kennt keine Höhen-Angst: Sie hebt ihre Preise stolz in Sphären, wo die Luft dünn wird. Denn der Si 100 ist keineswegs der teuerste Vollverstärker im Programm, da gibt es noch einen DI 150 für 9200 Euro. Wer so rangeht an den Markt, hat entweder reichlich Chuzpe - oder ...

Die dänische Firma Gamut kennt keine Höhen-Angst: Sie hebt ihre Preise stolz in Sphären, wo die Luft dünn wird. Denn der Si 100 ist keineswegs der teuerste Vollverstärker im Programm, da gibt es noch einen DI 150 für 9200 Euro. Wer so rangeht an den Markt, hat entweder reichlich Chuzpe - oder ordentlich was zu bieten. 

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Viel drin im Gamut
© J.Winkler

Auf die junge Truppe aus Herning trifft wohl beides zu. Der erste Blick auf und in den Si 100 zeigt höchst solides Elektronik-Handwerk. Nur: Einen riesigen Ringkern-Trafo, verflanscht mit zwei imponierend großen Sieb/Speicher-Elkos, vollsymmetrische Ein- und Ausgänge, eine lecker bestückte Hauptplatine im SMD-Look sowie den Verzicht auf Kopfhörer- und Phono-Stufe - das liefern auch andere Spartaner-Vollverstärker in der High-End-Sparte.

Also den kritisch geschärften Blick auf Besonderheiten richten. Ein konventionelles Motor-Potentiometer wie noch im größeren Bruder bietet der Si 100 nicht. Hier fungiert der aus dem Vollen gedreh-te Front-Regler als Impulsgeber für eine kleine Armada von Feldeffekt-Transistoren (FET), die ihrerseits ein Widerstands-Netzwerk schalten. Die Lautstärkestellung ist in einem integrierten Schaltkreis untergebracht und ermöglicht eine exakt kanalgleiche, Impedanz-stabile und sehr feinfühlige Volumen-Regelung. Ab blau illuminierter Position "40", entsprechend minus 20 Dezibel, schreitet sie sogar in Halb-dB-Schritten fort.

Einzigartige Kraft

Doch auch das ist kein Alleinstellungsmerkmal. Genauso wenig wie die Möglichkeit, das Sensibelchen komplett zu umgehen: Bei Gamut heißt der entsprechende Eingang "HTH" - wie "Home Theatre". Die Signale dort angedockter Surround-Prozessor-Vorstufen werden auf Wunsch direkt zu den Stereo-Endstufen weitergereicht, der Si 100 lässt sich also problemlos in Mehrkanal-Anlagen integrieren. Dort könnte er dann, geregelt vom auswärtigen Prozessor, die beiden Front-Lautsprecher versorgen.

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Auffällig sind zwei symmetrische XLR-Eingänge, parallele Cinch- und XLR-Ausgänge sowie der "HTH"-Eingang. Er schleift das Signal direkt zur Endstufe.
© J.Winkler

Und das mit einer Kraft-Aufbereitung, die nun tatsächlich ihresgleichen sucht. Die Endstufen-Schaltung beziehungsweise -Bestückung des Gamut ist schon etwas Besonderes. Zwei Transistor-Pärchen pro Kanal arbeiten hier als Gegentakt-Verstärker, in denen ein Element die positive, das andere die negative Halbwelle des Nutzsignals übernimmt. Jene Paare werden nun in Brücke geschaltet, was ihre Ausgangsleistung an jetzt zwei "heißen" Polen quasi verdoppelt. Doch dieser Aufwand dient lediglich der Ansteuerung der eigentlichen Kraftmeier. An den Innenseiten der Kühlkörper entdeckt man je ein Pärchen großkalibriger Leistungs-Transistoren, die man in etwas anderen Gehäusen normalerweise in Industrie-Anlagen findet. Dort, wo es auf eine sehr hohe Strom-Lieferfähigkeit ankommt.

Genau das stand auch im Pflichtenheft der Gamut-Entwickler. Denn die Dänen wollten Verstärker, die mit jeder nur denkbaren Last - sprich: mit jedem Lautsprecher am Markt - klarkommen. Das Messlabor weist den Si 100 als Meister Proper aus. Unbeeindruckt von Widrigkeiten vermag der Amp bis zu 354 Watt an zwei Ohm zu mobilisieren.

Die markige Kraftentfaltung spielte der Gamut auch im Hörraum aus. Die hochdynamische Eingangssequenz von Bruckners 5. Sinfonie, wie sie die AUDIO-CD "pure music 5" (Bose) entfesselt, brach sich beeindruckend Bahn. Dabei breitete der dänische Verstärker recht offenherzig die vielfältigen Rauminformationen, die zahlreichen Nebengeräusche, vor allem aber die weitgespannte Farbpalette der Instrumente aus.

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Die leichtgewichtige System-Fernbedienung erfüllt ihren Zweck.
© J.Winkler

Harte Konkurrenz

Die souveräne Darstellung über die untadeligen Schallwandler KEF Reference 207/2 (9/07) litt auch nicht mit knüppelhartem Rock, den die Jury in Gestalt von Dream Theaters "Train Of Thought" auffuhr. Allerdings kippte diese Souveränität bei den brachial komprimierten und deshalb besonders fetten Schlagzeughieben Mike Portnoys ins Unverbindliche. Ein "Mit-Reißer" wie der Symphonic Line RG 10 Reference (6800 Euro, 125 Punkte, Test 1/08) schien da unabhängig vom Pegel mehr Drive und Punch zu transportieren.

Das galt auch für die voller wunderbarer Verve gespielten Mozart-Violinkonzerte. Wo Giuliano Carmignola über den Gamut fast flauschig losfidelte, schien seine Stradivari über den Symphonic Line förmlich Funken zu sprühen. Der Accuphase E-450 differenzierte deutlicher zwischen Solist und Begleitern, baute mehr Spannung auf.

Dennoch zählt der Gamut mit seiner entspannten, unerschütterlichen Art unwidersprochen zu den Top-Vollverstärkern.

Fazit:

Der Si 100 ist ein "Langzeit-Verstärker". Der Däne ermöglicht ermüdungsfreies Hören dank einer hubraumstarken, unaufgeregten Wiedergabe - und kann sich oben im High End etablieren. Höhen-Angst braucht der Hochpreis-Gamut also nicht zu haben. Die hochmögende Konkurrenz aber lehrt er auch nicht wirklich das Fürchten

Gamut Si 100

Vollbild an/aus
Gamut Si 100
Gamut Si 100
HerstellerGamut
Preis5300.00 €
Wertung115.0 Punkte
Testverfahren1.0
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