Kopfhörer
Stax SR-009 im Test
Um den Kopfhörer-Spezialisten Stax war es hierzulande in den letzten Jahren relativ ruhig. Mit dem Stax SR-009 ist den Japanern allerdings ein Comeback gelungen. Wir haben ihn für Sie im Test.

Der SR-009 Kopfhörer von der japanischen Firma Stax für Sie im Test! Welch ein Auftakt: Kaum hat die Mülheimer Firma Audiotrade den Vertrieb von Stax übernommen, schon sind die absoluten Topstars des japanischen Traditionsherstellers bei stereoplay zu Gast. Im Mittelpunkt steht dabei der beste aller Stax-Elektrostaten, der 5.000 Euro teure SR-009. Zudem konnte es sich stereoplay nicht nehmen lassen, als Spielpartner für einen Klangvergleich gleich beide neu entwickelten Speiseteile, das Röhren-bestückte SRM-707t II (2.925 Euro) sowie das volltransistorisierte SRM-727 II (2.700 Euro) hinzuzunehmen.
Der klassische Look der Stax-Produkte ist kein Retro-Outfit, vielmehr optischer Ausdruck der Firmenphilosophie: Perfektion bis ins Detail zur stetigen Verbesserung der Klangqualität. So kleiden sich die beiden Verstärker nun nicht mehr wie früher in Stahlblech, sondern in Aluminiumgehäuse, die hinsichtlich der Ausbildung klangtrübender Wirbelströme Vorteile bieten. Verfeinert wurde auch der Schaltungsaufbau beider Verstärker, die nach wie vor vollsymmetrisch arbeiten: Das transistorisierte SRM-727 verzichtet dabei jetzt erstmals vollständig auf negative Rückkopplung.

Allerhöchste Klangsphären
Der Hörtest mit dem Stax-Trio übertraf die kühnsten Erwartungen: So begeisterte der SR-009 durch seine faszinierend plastische Wiedergabe auch im besonders kritischen Mitteltonbereich - das musikalische Geschehen wirkte vollständig losgelöst von den Wandlern.
Absolut überragend war seine natürliche Detailwiedergabe: Selbst die Reproduktion von sehr dichtem Material, beispielsweise zischelige Open-Hi-Hat-Sounds, gelang dem noblen Stax hörbar und angenehm, ohne schöngefärbt oder abgeflacht herüberzukommen. Das Besondere am 009er war, dass seine Wandler praktisch keinen Eigenklang hinterließen: Bei ihm entwickelte sich die Musik sozusagen aus reiner Luftbewegung heraus.
Stax vs. Sennheiser
Sehr interessant war der Vergleich mit dem derzeit wohl weltbesten dynamischen Hörer, dem Sennheiser HD 800 . Dabei war es gar nicht mal so sehr eine Frage klanglicher Details; auch der Sennheiser arbeitete in dieser Hinsicht vorbildlich. Auch tonal fielen die Unterschiede geringer aus als erwartet. Wollte man sie tonal beschreiben, so klingt der Stax im Bereich um 1 Kilohertz ein wenig vordergründig (was sich auch im Messlabor bestätigte), der Sennheiser dagegen etwas zurückgenommen.
Die Wiedergabe feinster Transienten jedoch hatte das Stax-Team noch ein wenig besser und leichtfüßiger drauf und wirkte dadurch noch einen Tick emotionaler, der HD 800 im schon akribischen Sinne ein klein wenig "träger". Nachhallfahnen beispielsweise klangen über die Stax-Kombi noch ein wenig subtiler nach. Beim Stax faszinierte die unglaublich natürliche Wiedergabe der Einschwingmomente. Da gibt es keinerlei Trägheiten: Alles kommt total organisch und kohärent. Der dynamische Konkurrent wirkte dagegen ein wenig gebremst mit leichter Loudness-Charakteristik.
Kaufberatung: Die besten Kopfhörer bis 300 Euro
Dieses interessante Phänomen lässt sich nicht aus dem üblichen Amplitudenfrequenzgang-Diagramm herauslesen, denn in dieser Hinsicht zeigtsich der Sennheiser dem Stax absolut ebenbürtig.
Der Grund hierfür fand sich aber dennoch im Messlabor: So zeigte sich der Stax im gesamten Hörfrequenzbereich quasi vollständig frei von nicht linearen Verzerrungen, während der Sennheiser im besagten Grundton- und Präsenzbereich geringe Verzerrungskomponenten erzeugt. Das beweist einmal mehr, dass selbst geringe Klirrkomponenten nicht nur bei Verstärkern, sondern auch bei Schallwandlern überraschend große Auswirkungen auf tonaler Ebene hinterlassen.

Sehr guter Tragekomfort
Sehr zufrieden sind wir mit dem Tragekomfort: Der SR-009 sitzt unglaublich gut und bequem auch über längere Zeiträume. Es gibt wohl kaum eine angenehmere Art, Musik zu hören. Auf zwei Dinge sollte man bei ihm allerdings achten: Zum einen schließen die Ohrpolster trotz seiner offenen Bauweise relativ dicht, was speziell beim Aufsetzen und Abnehmen die Membranfolien gegen die Elektroden stoßen lässt und dadurch deutlich hörbare Knackser erzeugt - es gibt aber keine negativen Auswirkungen.
Zum anderen ist die offene Konstruktion gegenüber äußeren Einflüssen recht empfindlich. So hört man beispielsweise sehr deutlich, wenn man mit der Hand in die Nähe der Dipol- Wandler kommt. Dann ändert sich das Klangbild speziell in den Mitten spürbar - selbst bei Abständen von mehr als zehn Zentimetern zum Wandler. Bevor man im Ohrensessel Musik hört, sollte man ausprobieren, ob sich hierbei klangliche Verfärbungen einstellen; am liebsten mag es der Kopfhörer frei und offen um sich herum.
Beim Klangvergleich beider Speiseteile zeigten sich tatsächlich Unterschiede, wenn auch auf einem Niveau, das sich nicht mehr seriös in Punkten ausdrücken ließ. So spielte der SR-009 am transistorisierten SRM-727 II lediglich ein ganz klein wenig "trockener" und kerniger. Doch egal, ob Röhren- oder Halbleiter-Verstärker: Der Stax SR-009 bleibt ein Hörer aus einer anderen Welt. Bei dem Klang wird selbst der allerbeste Lautsprecher neidisch. Die firmeninterne Bezeichnung "Kopflautsprecher" ist völlig gerechtfertigt.