Testbericht
Samsung H1 im Test
Langsam wird's unübersichtlich: Neben den Platzhirschen Symbian, iPhone, Windows Mobile, Android und Blackberry tauchen derzeit immer neue offene Betriebssysteme für Smartphones auf. Palm hat mit dem Pre sein WebOS vorgestellt, Nokia sein Web-Tablet-System Maemo aufs Smartphone transferiert, Samsung mit Bada eine eigene Plattform angekündigt und mit Vodafone 360 bringt jetzt auch der erste Mobilfunkbetreiber seine eigene Oberfläche. Die hat der Netzbetreiber zusammen mit Samsung realisiert.
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Neben dem in Kürze erscheinenden M1 kommt sie erstmals beim hier getesteten Samsung H1 zum Einsatz. Sinn und Zweck der Mühen: Vodafone will ein eigenes soziales Netzwerk namens 360 aufbauen. Dass man mit der Idee nicht zu den Vorreitern gehört, ist den Verantwortlichen klar. Drum ist 360 zum einen so gestaltet, dass es bestehende Netzwerke wie Facebook integriert. Zum anderen setzt Vodafone darauf, die Integration von 360 auf dem Handy besonders bequem zu gestalten.
Schicke Anmutung und ein brillantes Display

Ein ehrgeiziges Unterfangen also, das im Samsung H1 seine Feuertaufe bestehen muss. Das Samsung H1 steckt in einem Samsung-typisch hochwertigen Gehäuse, das es wahlweise in Schwarz oder Silber gibt. Das 133 Gramm schwere Gerät liegt satt in der Hand, gehört zu den größten im Testfeld und kommt in etwa auf iPhone-Maße.
Neben den typischen Lautstärketasten und dem Kamera-Auslöser findet sich seitlich eine Suchtaste, über die im Handy oder direkt im Internet gefahndet werden kann. Auch die Tastenbelegung auf der Front ist ungewöhnlich: Das Samsung H1 beschränkt sich auf eine Telefontaste, bietet dafür aber je einen Drücker fürs Menü und für die Kontakte.

Vodafone hat sein Logo unter dem Display sowie auf dem Akkudeckel hinterlassen und zeichnet offensichtlich für die Menü-Optik verantwortlich. In tieferen Ebenen erinnert das Ganze zwar an Samsung, doch überall dominiert das Vodafone-Rot. Eines der Prunkstücke stellt ohne Zweifel das Display dar: 3,5 Zoll misst die Diagonale, auch das entspricht iPhone-Größe. Die Auflösung ist aber deutlich höher als beim Apple-Phone und bei den übrigen Testkandidaten: Die 480 x 800 Bildpunkte sorgen für eine messerscharfe Darstellung, die AMOLED-Technik überzeugt mit hohem Kontrast sowie satten Farben und obendrein geringem Stromverbrauch - doch davon später mehr.
Der Touchscreen reagiert auf Hautberührung statt auf Druck, lässt sich also weder mit einem Eingabestift noch mit dem Fingernagel bedienen, doch insgesamt wirkt die Steuerung bei einem so genannten kapazitiven Display etwas eleganter. Das Samsung H1 reagiert auf Eingaben recht flott, auch das Scrollen durch lange Listen klappt gut und Wartezeiten werden meist mit einer Animation verkürzt. Teilweise vergehen aber auch mal zwei Sekunden, bis der Bildschirm neu aufgebaut ist.
Voll auf Communities ausgerichtet

Der erste Kontakt mit der neuen Plattform verlangt auch hier eine gewisse Gewöhnung. Zunächst einmal ist die Einrichtung eines Benutzerkontos bei 360 gefragt. Die erste Anmeldung beim kostenlosen Dienst klappt schnell und problemlos, fortan synchronisiert der Dienst Kontakte zwischen dem Samsung H1 und der 360-Plattform, die am Rechner über www.360.com zugänglich ist.
Der Klick auf die Kontakte-Taste bringt eine dreidimensionale Darstellung des Adressbuchs zur Ansicht, das allerdings erst richtig zur Geltung kommt, wenn die Kontakte mit einem Foto hinterlegt sind. Um das Adressbuch schnell zu füllen, bietet das Samsung H1 die Möglichkeit, auch andere Plattformen wie Facebook zu integrieren. Nach der Einbindung eines Facebook-Accounts, - auch das funktionierte problemlos - erscheinen die eigenen Facebook-Kontakte samt ihrer aktuellen Statusmeldung im Adressbuch, eine blaue Markierung signalisiert, dass die Kontaktdaten von Facebook stammen.
Daneben lassen sich von GMX bis Google, von Windows Live bis Web.de zahlreiche weitere Accounts einbinden. Doppelte Kontakte können unter www.360.com recht bequem zusammengeführt werden. Doch zurück zum Samsung H1: Die 3-D-Darstellung macht gerade mit Facebook-Kontakten aufgrund des eingeblendeten Status und der Profilbilder Spaß, bei vielen Kontakten wird das Ganze jedoch schnell unübersichtlich. Dieses Manko lässt sich mit dem Pflegen von Kontaktgruppen verbessern.
Das Samsung H1 erstellt zudem selbstständig Gruppen, eine versammelt beispielsweise nur Facebook-Kontakte. Mit einem Wischer übers Display sind diese Gruppen schnell erreichbar. Wem das immer noch zu unübersichtlich ist, der kommt mit einem zweiten Klick auf die Kontakte-Taste zu einer ordentlichen Listendarstellung nach althergebrachter Art.
Die Menütaste führt zu einer beeindruckenden Sammlung von Einträgen, die sich über etwa zwei Displaybreiten zieht. Die Icons sind nach Themen farblich voneinander abgesetzt, lassen sich beliebig verschieben und neu anordnen, allerdings nicht wie etwa bei Symbian-Geräten auf eigene Ordner verteilen. Dass die Zurücktaste oder das kleine Kreuz zum Beenden von Anwendungen am oberen Displayrand erscheinen, ist etwas ungewöhnlich, aber schnell gelernt. Insgesamt kamen wir im Test auch ohne Bedienungsanleitung recht weit, selbst wenn das Samsung H1 hier und da noch ein paar Kinderkrankheiten zeigte.
Beim Einrichten des E-Mail-Clients lässt sich für die automatische Konfiguration aus einer langen Liste ein Provider auswählen. Das ist ganz praktisch, funktionierte im Test aber nicht mit einer GMX-Adresse, die auf .net endet. Zudem fehlt die Möglichkeit, im Samsung H1 ein Mailkonto manuell einzurichten. Auch arbeitet der E-Mail-Client etwas langsam.
Viel Multimedia und ein eigener App-Store

Insgesamt bietet das Samsung H1 eine mächtige Ausstattung samt Musicplayer, UKW-Radio und einer guten Kamera mit Autofokus, der bei schlechten Lichtverhältnissen jedoch nur eine kleine, aber kräftige LED hilft. Der Upload von Fotos auf 360.com ist mit einem Klick möglich und klappt dank Wireless LAN und schnellem HSUPA mit 5,7 Mbit/s recht flott.
Zum Musikhören bietet das Gerät oben eine 3,5-mm-Klinkenbuchse sowie rund 14 Gigabyte an internem Speicher, die sich per MicroSD-Karte erweitern lassen. Das Samsung H1 kann Office-Dateien anzeigen, und dank der von Samsung-Modellen bekannten New PC Suite lassen sich Kontakte, Termine und Notizen auch mit Outlook synchronisieren. Vodafone hat einige Widgets vorinstalliert, die im Hauptmenü beispielsweise die Wettervorhersage aufrufen. Wem die Ausstattung noch nicht genügt, der findet einen Link auf einen speziellen Vodafone-Shop mit Zusatzsoftware.
Langer Atem und guter Empfang
Im Labor wusste das Samsung H1 rundum zu überzeugen. Vodafone packt einen großen Akku ins Gerät, der im Test mehr als 1500 mAh an Kapazität offenbarte. So hält das Samsung H1 selbst im UMTS-Netz ein Dauergespräch von fünfeinhalb Stunden durch. Und im typischen Dauerbetrieb, bei dem regelmäßig auch das Display leuchtet - etwa beim Surfen im Netz - zeigt sich wie auch beim Omnia II, dass die von Samsung verbauten AMOLED-Anzeigen trotz hoher Auflösung stromsparend arbeiten. Hinzu kommt ein guter Empfang in allen Netzen sowie eine gute Akustik beim Telefonieren.
Die Konsequenz, mit der Vodafone den Aufbau einer eigenen Plattform vorantreibt, verlangt Respekt. Dass es hier und da noch klemmt, ist bei so einem Unterfangen nicht zu vermeiden. Dafür ist das erste 360-Smartphone erstaunlich gut gelungen, wobei Gerätehersteller Samsung die gewohnt hochwertige Verarbeitungsqualität und die gute technische Basis einbringt. Wem Netzbetreiber-Branding ein Graus ist, der ist hier freilich an der falschen Stellen. Das Samsung H1 macht nur Sinn, wenn man sich auf das Diensteangebot von Vodafone einlässt und einen robusten Datentarif bucht.