Momentum True Wireless 4 im Test: Gutes noch besser gemacht

Preis und Marktüberblick

Die True Wireless 4 sind für 300 Euro in den drei Farbvarianten Schwarz, Metallic und Graphit erhältlich. Das ist der Premium-Bereich bei In-Ears, in dem man auch die Flaggschiffe anderer Hersteller findet. Zu nennen sind hier die Bose Quiet Comfort Ultra für 285 Euro (zum Test) und natürlich Sonys WF-1000XM5 für 260 Euro (zum Test). Weitere Alternativen sind die Beoplay E8 2.0 von Bang&Olufsen für 260 Euro und Apples AirPods Pro 2, die ab 270 Euro verkauft werden. Jabras Top-Modell Elite 10 bekommt man schon für 200 Euro.

Im Testlabor haben wir die Momentum True Wireless 4 durchmessen lassen. Wie gut sind ANC, Klang, Telefonieakustik und Ausstattung im Vergleich mit Sonys XM5, die unsere Bestenliste anführen?

Klobiges Case mit großen Reserven

Auch bei der vierten Generation hält Sennheiser am stoffüberzogenen Case fest, das zum Markenzeichen der Serie geworden ist. Es gibt auch keinen Grund für einen Wechsel, denn der Stoffbezug sieht top aus, fühlt sich wertig an und Fingerabdrücke haben keine Chance. Einzig den Formfaktor halten wir für nicht so gelungen: Das Case ist zu dick für die Hosentasche, es ist größer und schwerer als etwa bei den XM5. Das kostet Punkte in unserer Gesamtwertung.

Die Verarbeitung erreicht dagegen absolutes Top-Niveau. Der Deckel schnappt mit einem satten Geräusch zusammen, hier wackelt und klappert nichts.

Ein weiterer Pluspunkt für das Case: Es kann nicht nur per USB-C, sondern auch kabellos geladen werden. So kann man die Momentum True Wireless 4 auch unterwegs auf einem Smartphone per Wireless Reverse Charging auftanken. Das Case hat zudem große Reserven: Einmal befüllt, kann es die In-Ears fünf mal komplett nachladen - das ist der einzige Vorteil der klobigen Abmessungen. Bei den XM5 schafft das (schlankere) Case nur zwei volle Ladungen.

Momentum True Wireless 4: Doppelter Halt im Ohr

Die Earbuds übertreiben es dagegen nicht, sie sind normalgroß und haben mit jeweils 6 Gramm ein angenehmes Gewicht. Die Verarbeitung ist top, das bestätigt auch die Zertifizierung nach IP54. Die Haptik ist ebenfalls spitze, der mattglänzende Kunststoff sieht aus wie eine Aluminiumlegierung.

Lob gibt es auch für den exzellenten Sitz im Ohr, der aus der sehr guten Anpassbarkeit resultiert: Man kann nicht nur die Ohrpassstücke austauschen (4 mitgeliefert), sondern auch die Ohrfinnen (3 mitgeliefert) für den optimalen Halt in der Ohrmuschel. Wer hier etwas herumprobiert, findet am Ende die passende Kombination für einen bequemen und gleichzeitig sehr sicheren Sitz im Ohr.

Mit dem sehr guten Sitz im Ohr und der IP54-Zertifizierung sind die True Wireless 4 auch fürs Joggen oder Fahrradfahren geeignet.

Momentum True Wireless 4: Intuitive Bedienung

Die Bedienung über die Touch-Steuerung klappt schnell und ohne Probleme. Auch Dreifachtipper werden gut erkannt. Über die Sennheiser Smart Control App lassen sich alle Touch-Eingaben nach den individuellen Vorlieben neu anordnen oder auch komplett ausschalten. Auch der Startbildschirm in der App kann angepasst werden. Zudem gefällt uns die moderne und sehr klare Optik der Oberfläche - Sennheiser hat hier einen wirklich guten Job gemacht.

Die Features lassen ebenfalls keine Wünsche offen. Die umfangreichen Equalizer-Einstellungen mit den Soundzonen hatten wir bereits in unserem Test der Accentum Wireless beschrieben: Wer bei Sennheiser ein Benutzerkonto anlegt, kann den Sound mittels eines speziellen Equalizers anpassen, bei dem man mit dem Finger über eine Fläche streicht, bis der angenehmste Klang erreicht ist. Im Anschluss kann man zusätzlich für bestimmte Orte unterschiedliche Equalizer-Einstellungen festlegen, die Soundzonen.

Neu ist die Möglichkeit, die Qualität der Audioübertragung an die eigenen Vorlieben anzupassen: Gamer priorisieren eine kurze Latenz, Musikliebhaber wählen dagegen die verlustfreie Übertragung und nehmen dafür Abstriche bei der Akkulaufzeit (und minimal bei der Latenz) in Kauf. Über einen virtuellen Schalter kann man einen Eco-Modus für eine besonders lange Akkulaufzeit aktivieren, der HiRes-Audio ausschaltet. Sennheiser bietet hier genau die Einstellungsvielfalt, die wir von Premium-In-Ears erwarten.

Connectivity: Alles drin

Die Connectivity ist top, der neueste Bluetooth-Standard 5.4 inklusive Auracast wird unterstützt. Die Musik wird auf Wunsch zudem besonders energieeffizient übertragen, mit Bluetooth LE und dem neuen Codec LE3. Weil Sennheiser eng mit Qualcomm zusammenarbeitet und auf deren Sound-Plattform Snapdragon Sound setzt, wird auch ein breites Spektrum von Qualcomm-Codecs unterstützt, von aptX Adaptive bis aptX Lossless. Natürlich ist Multipoint mit an Bord, das heißt, man kann die In-Ears mit mehreren Geräten gleichzeitig verbinden.

Soundqualität typisch Sennheiser

Ab Werk spielen die Momentum True Wireless sehr klar und mit einer beeindruckenden Präzision in den Höhen, der typische Sennheiser-Sound eben. Einige Hörer werden Bass vermissen, aber ein kurzes Nachjustieren über den 5-Band-Equalizer zeigt, dass die In-Ears auf Wunsch auch mit ordentlich Wumms abliefern. Die Bässe klingen druckvoll und straff, dabei werden auch Mitten und Höhen ausgewogen und verfärbungsfrei wiedergegeben. Dieses ausgewogene und verzerrungsfreie Klangbild ist immer noch das beste Kaufargument für die Momentum True Wireless. Wir ziehen den Hut.

Momentum True Wireless 4: ANC und Transparenzmodus

Die Geräuschunterdrückung arbeitet zweistufig adaptiv, das heißt, sie passt ihre Intensität selbstständig an den Umgebungslärm an - im Flugzeug auf voller Stufe, im ICE reicht gegebenenfalls eine niedrigere Dämpfung. Diese intelligente ANC-Regulierung ist in der gehobenen Preisklasse Standard, damit wird vor allem der Akku geschont.

Die Qualität der Geräuschdämpfung enttäuscht ebenfalls nicht, mit einer mittleren Dämpfung von 24 dB können die Momentum True Wireless 4 das hohe Niveau der Vorgänger halten. Positiv fällt die breitbandige Dämpfung über einen großen Frequenzbereich auf: Das ANC setzt schon sehr kräftig auf den tiefen Frequenzen ein und zieht dann ohne Aussetzer bis 20 Kilohertz durch. Die Geräusche werden sauber und mit einem minimalen Grundrauschen herausgefiltert.

Den Transparenzmodus aktiviert man ab Werk mit einem Tipper auf den linken Earbud. Dass die Entwickler bei Sennheiser mitgedacht haben, zeigt die Tatsache, dass dann auch die Musikwiedergabe stoppt. Man kann also sehr einfach kurz auf Durchzug schalten und im Anschluss schnell zur Musik zurückkehren. Unsere Messungen zeigen, dass Sennheiser bei aktivierter Transparenz genau die richtigen Frequenzbereiche angemessen verstärkt, Stimmen werden klar und natürlich durchgeleitet. Stark: Die Stärke der Transparenz kann man in der App stufenlos regeln.

Akustik beim Telefonieren

Die Sprachqualität beim Telefonieren gewinnt keinen Blumentopf, allerdings ist das ein typisches Problem von In-Ears, mit dem alle Hersteller zu kämpfen haben. Vor allem die eigene Stimme wird zu leise und störgeräuschanfällig übertragen, weil die Mikrofone zu weit vom Mund entfernt sind. Die Momentum True Wireless 4 können hier keine positiven Akzente setzen, im Gegenteil. Für Angerufene klingt man dumpf und undeutlich, wenn man mit den MTW 4 telefoniert. Auch die Geräuschunterdrückung filtert nicht gut. Nach einem Firmware-Update (auf 5.3.5) wurde es etwas besser, aber der Befund bleibt: Bei ausgehenden Anrufen (in einer lauten Umgebung) ist die Sprachqualität für den Angerufenen mäßig und im Vergleich mit anderen Top-In-Ears wie Sonys WF-1000MX5 klar schlechter.

Momentum True Wireless 4: Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit ist mit 7 Stunden (mit aktiviertem ANC) sehr gut. Zur Einordung: Das ist eine Stunde mehr als der Vorgänger und eine halbe Stunde weniger als Sonys XM5. Für einen langen Flug reicht das locker. Und wenn es mal schnell gehen soll, hilft die integrierte Schnellladefunktion, die in acht Minuten Ladezeit genug Energie für eine Stunde Musikhören in die Earbuds pumpt. Stark auch, dass man über das Case fünf mal nachladen kann - entweder kabelgebunden oder kabellos per Qi.

Fazit: Starker Auftritt, toller Sound

Das Design ist kaum verändert, die Verbesserungen gegenüber den Momentum TW3 sind überschaubare Details. Das reicht aber locker für einen der besten In-Ears des Jahres 2024. Luft nach oben gibt es bei der Größe des Case und bei der Telefonieakustik, hier hat Sony mit dem XM5 Vorteile. Aber der Hauptkaufanreiz bei Sennheiser ist und bleibt der hervorragende und unverwechselbare Klang.