Sennheiser Accentum Wireless: Starke Kopfhörer zum unschlagbaren Preis

Wo stehen die Accentum und welche Alternativen gibt es?

Sennheiser ist für seinen guten Klang bekannt und bei Audiophilen sehr beliebt. Viele professionelle Musiker schwören auf die Marke, die allerdings ihren Preis hat. Ein besonderer Leckerbissen ist etwa der HE1 für 69.000 Euro, den wir hier getestet haben. Die Accentum Wireless sind dagegen mit 179 Euro für Sennheiser-Verhältnisse außerordentlich preiswert. Sie sollen die Kunden zu Sennheiser locken, denen das im Sommer 2022 vorgestellte Flaggschiff Momentum 4 (370 Euro, zum connect-Test) zu teuer ist.

In der 150-Euro-Klasse gibt es zahlreiche Alternativen. Von Teufel etwa die Supreme On für 145 Euro, die wir hier getestet und für „gut“ befunden haben, von Anker Soundcore die Space Q45 für 150 Euro, von Sony die WH-XB910N für 160 Euro.

Ausstattung und Verarbeitung: Wie gut sind die Accentum im Vergleich mit den Momentum 4?

Die Over-Ears kommen in einer schlichten Papierschachtel zum Käufer, in der nicht viel drin steckt – neben den Kopfhörern nur noch ein USB-C-Kabel und die Bedienungsanleitung. Das ist schon mal ein Unterschied im Vergleich zu den Momentum 4, die mit Case, Audiokabel und Flugzeugadapter kommen. Vor allem ein Case haben wir vermisst. Den Rotstift angesetzt hat Sennheiser auch bei den Materialien. Denn die Accentum bestehen vollständig aus Kunststoff, der zwar einen wertigen Eindruck hinterlässt und nicht billig wirkt, aber haptisch eben doch eine Klasse tiefer angesiedelt ist als die Momentum und andere 300-Euro-Kopfhörer. In diesen sauren Apfel muss man beißen.

Die Verarbeitung ist durchweg hochwertig. Auch bei den Kopfbügeln und Ohrpolstern kommt Kunststoff in Form von Kunstleder zum Einsatz, alles ist sauber verklebt und macht einen robusten Eindruck. Die Accentum wirken klar billiger als die Momentum, aber deshalb nicht weniger langlebig.

Wie ist der Tragekomfort?

Die Ohrpolster und die Spannung des Bügels gefallen uns sehr gut, die Accentum sitzen sehr angenehm auf den Ohren, man kann sie auch länger ohne Druckgefühle tragen. Trotzdem ist der Sitz fest genug, damit die Over-Ears auch bei schnellen Kopfbewegungen nicht verrutschen. Der viele Kunststoff hat zudem den Vorteil, dass die Accentum sehr leicht sind: Mit nur 222 Gramm bewegt man sich am unteren Durchschnitt (die Momentum 4 wiegen 290 Gramm ), was den Tragekomfort nicht unwesentlich verbessert.

Connectivity: Auch HiRes-Audio unterstützt

Die Accentum verbinden sich über Bluetooth 5.2 mit Smartphone, Tablet oder Notebook, Multipoint für einen schnellen Wechsel zwischen den Geräten wird ebenfalls unterstützt. Auch bei den Codecs zeigt der Daumen nach oben, denn neben den Standards AAC und SBC können die Over-Ear-Kopfhörer auch mit Qualcomms AptX HD umgehen, so dass man HiRes Audio übertragen kann

Gesteuert wird über vier Tasten

Während teure Kopfhörer oftmals auf Touchflächen und eine Steuerung über Wischgesten setzen, beschränkt sich Sennheiser bei den Accentum auf die bewährte (und preisgünstige) Tastensteuerung. Die Kopfhörer werden über 4 Tasten an der rechten Ohrmuschel gesteuert, die am unteren Rand positioniert sind. Hier erreicht man sie gut mit dem Daumen, man kann sie auch blind drücken, weil sie sich sehr gut erfühlen lassen. Sie stehen weit genug heraus und sind zudem unterschiedlich geformt, so dass man sie leichter unterscheiden kann. Eine Trageerkennung gibt es nicht, die Musik spielt also weiter, wenn man die Kopfhörer abnimmt.

Sennheisers Smart-Control-App ist ausgereift

Sennheisers App Smart Control kann nach einer grundlegenden Überarbeitung im letzten Jahr vollauf überzeugen. Die moderne Oberfläche bietet viele Einstellungen und Anpassungsmöglichkeiten und auch ein paar Extras, die über die Standards hinausgehen. Eine "Sound Check"-Klangpersonalisierung hilft dem Nutzer anhand von Musikbeispielen, seine favorisierte Equalizer-Einstellung zu finden. Die „Soundzonen“ wiederum koppeln die Klangeinstellungen an bestimmte räumliche Bereiche, sodass im Büro eine andere Equalizer-Einstellung aktiviert wird als zu Hause oder im Fitnessstudio. Beide Funktionen sind allerdings nur zugänglich, wenn man ein Benutzerkonto bei Sennheiser anlegt.

Wie gut ist der Sound?

Die Wandler sind mit 37 Millimeter zwar kleiner als bei den Momentum (42 Millimeter), aber klanglich kann man sich auf bewährte Sennheiser-Qualität verlassen. In der Grundeinstellung spielen die Accentum einen sehr druckvollen, fetten Bass, der sich aber über den 5-Band-Equalizer leicht zügeln lässt. Die Mitten sind sehr ausgewogen, die Höhen werden fein aufgelöst und seidig gespielt, sie klingen aber leicht übernuanciert, sind also nicht perfekt neutral, daher reicht es nicht zu einem sehr guten Klangurteil. Über den Equalizer kann man den Klang anpassen, die Stärke der Anpassungen ist jedoch nicht groß, es geht hier vor allem um Nuancen.

Geräuschunterdrückung und Voice Through

Während die Momentum 4 die Intensität des ANC automatisch an die Umgebungsgeräusche anpassen, kann man bei den Accentum nur zwischen ANC und Transparenz wechseln. Eines von beiden ist immer aktiv, man kann die elektronische Geräuschfilterung nie komplett abschalten. Man hat allerdings zwei unterschiedlich ANC-Stufen: Das "normale" ANC und das ANC mit Windgeräuschreduzierung. Ist letztere Option aktiviert, verändert sich die Charakteristik des ANC deutlich, indem mittlere Frequenzen stärker durchgeleitet und hohe Frequenzen stärker neutralisiert werden. Die Intensität des ANC mit einer mittleren Dämpfung von 17 dB ist gut, ohne allerdings die Klasse der Top-Modelle von Apple und Sony zu erreichen – die sind allerdings auch mindestens doppelt so teuer.

Der Transparenzmodus ist angenehm rauschfrei, es werden die richtigen Frequenzen durchgeleitet, Stimmen klingen natürlich.

Kann man mit den Accentum gut telefonieren?

Die Qualität beim Telefonieren ist gut. Aber für Dauertelefonierer sind die Accentum nicht die erste Wahl, die eigene Stimme wird zwar klar übertragen, klingt allerdings etwas blechern. Unsere Gesprächspartner haben zudem ein leichtes Hintergrundrauschen registriert. Auffällig auch, dass laute Hintergrundgeräusche nicht optimal reduziert, sondern relativ laut übertragen werden.

Beim Telefonieren kann man die Funktion Sidetone aktivieren, die die eigene Stimme während des Telefonierens verstärkt, um die Dämpfung der Kopfhörer auszugleichen. Wir haben hier aber keinen Effekt feststellen können. Die Stimme wurde immer so moduliert, dass es beim Telefonieren angenehm war.

Wie lang ist die Akkulaufzeit?

Die Akkulaufzeit ist mit 50 Stunden ausgezeichnet, mehr kann man von einem Kopfhörer in dieser Preisklasse nicht erwarten. Die Momentum 4 schaffen zwar noch 10 Stunden länger, stehen mit diesem überragenden Wert aber recht einsam an der Spitze. Selbst hochpreisige Kopfhörer wie Sonys WH1000-XM5 (zum Test) halten keine 50 Stunden durch.

Praktisch: Schon nach 10 Minuten am Ladegerät haben die Accentum wieder genug Power für 5 Stunden Musikhören.

Fazit: Viel Kopfhörer für wenig Geld

Sennheiser hat bei den Accentum den Rotstift an den richtigen Stellen angesetzt und schafft es, ein überragendes Preis-Leistungsverhältnis zu bieten. Die Over-Ears überzeugen nicht nur klanglich, sie tragen sich auch angenehm und spielen richtig lange. Beim Lieferumfang und bei der Haptik muss man dagegen Abstriche hinnehmen, aber hier gilt: wer mehr will, muss mehr Geld ausgeben. In diesem Sinne sind die Accentum ein guter Einstieg in den Sennheiser-Sound. Wer sich hier wohl fühlt, greift das nächste Mal zu den Momentum.