Visions of Mana im Test: Wunderschöne Welt der verpassten Möglichkeiten
Am 28. August 2024 steht der Release von Visions of Mana an. Wir konnten das neue Rollenspiel von Square Enix schon vorher testen – ob sich die Wartezeit gelohnt hat, zeigen wir im folgenden Review.

Mehr als 17 Jahre mussten Fans der Mana-Reihe auf einen neuen Ableger warten, doch am 28. August 2024 ist es endlich so weit. Mit Visions of Mana erhält eine der beliebtesten Rollenspielserien aller Zeiten einen neuen Ableger auf PC und Konsolen. Die Fußstapfen sind entsprechend enorm, um den krit...
Mehr als 17 Jahre mussten Fans der Mana-Reihe auf einen neuen Ableger warten, doch am 28. August 2024 ist es endlich so weit. Mit Visions of Mana erhält eine der beliebtesten Rollenspielserien aller Zeiten einen neuen Ableger auf PC und Konsolen. Die Fußstapfen sind entsprechend enorm, um den kritischen und kommerziellen Erfolg von Spielen wie dem Remake von "Trials of Mana" (2020) oder dem legendären "Secret of Mana" (1993) zu wiederholen.
Visions of Mana - Final Trailer
Zu diesem Zweck sind einige Serienveteranen für die Entwicklung von Visions of Mana zurückgekehrt; insbesondere Koichi Ishii – der ursprüngliche Kopf hinter der Mana-Reihe – weckte Hoffnungen, dass die Rückkehr erfolgreich verläuft. Ob das Visions of Mana nach der langen Abstinenz gelingt, zeigen wir im nachfolgenden Test.
Standardkost für RPG-Kenner
Square Enix hat die Grundzüge der Geschichte von Visions of Mana schon in den Tagen vor dem offiziellen Release umrissen: Das Feuerdorf Tianeea bereitet sich auf die Ankunft einer Fee des Manabaums vor, die den sogenannten "Almosengeber" ernennt. Der oder die Glückliche wird alle vier Jahre auserkoren, um ihre Seele zur Erneuerung der Manakraft anzubieten – ohne diese befällt das Dorf großes Unglück.
Dieser Hintergrund gilt für alle acht Elemente in der Welt von Visions of Mana, die sich mit Ausnahme von Mond und Holz an den klassischen Fantasyelementen orientieren. Im Falle des Feuerdorfs äußert sich dies in der Ernennung der Almosengeberin Hinna, die vom Seelenwächter Val begleitet wird. Letztgenannter ist auch die erste Rolle nach dem als Prolog dienenden Tutorial, in die Spieler von Visions of Mana schlüpfen. Anschließend machen sich beide Charaktere auf die Reise, die restlichen Almosengeber aufzusammeln sowie zum Manabaum zu reisen; auf dem Weg dorthin lauern die klassischen Monster unterschiedlicher Natur.

Anhand dieser recht beliebigen Beschreibung lässt sich bereits das Problem erahnen, das Visions of Mana in nahezu jedem Aspekt durch das gesamte Spiel begleitet: Square Enix geht keine Experimente ein und lässt kaum Luft für Überraschungen. Wer einmal ein (aus Japan stammendes) RPG gespielt hat, kann nahezu den gesamten Handlungsverlauf vorausahnen. Zwar hat Visions of Mana an einzelnen Stellen die Chance, sich von der Durchschnittskost abzuheben, aber bleibt dann doch lieber bei der altbewährten Lösung stehen.
Quantität statt Qualität
Ähnliches gilt auch für das Gameplay von Visions of Mana. So dürfen sich Spieler in einer halboffenen Welt mit mehreren Arealen austoben, die immerhin vergleichsweise flott zu überqueren ist. Dafür sorgen Schnellreisepunkte sowie mehrere tierische Gefährten, die wahlweise als schnelle Reit- oder Flugtiere für eine rasante Überquerung der Inselgrenzen zuständig sind. Eine JRPG-Eigenart bleibt aber auch in Visions of Mana bestehen: Zwar kann man außerhalb von Kampfsituationen jederzeit per Knopfdruck an die erwähnten Schnellreisepunkte "teleportieren" – speichern geht allerdings explizit nur an diesen.
Innerhalb der verschiedenen Gebiete, die gemäß dem zugehörigen Element eine eindeutige Ästhetik aufweisen – dazu später mehr – finden sich zahlreiche Schatztruhen, Nebenquests, kleine Monstergruppen und mehr. Das ist quantitativ zwar eine ordentliche Menge, qualitativ allerdings sind insbesondere die Nebenquests nicht der Rede, geschweige denn der Ausführung, wert. Hierbei handelt es sich nämlich in Visions of Mana um einfache "Fetchquests", die weder spielerisch noch erzählerisch etwas zu Visions of Mana beitragen.

Und dennoch werden Spieler in Visions of Mana dazu gezwungen, speziell die Truhen abzuklappern. Einige der für die Aufstufung notwendigen Gegenstände sind buchstäblich kreuz und quer in der Welt verteilt und unverständlicherweise nicht an den Fortschritt innerhalb der leicht verfolgbaren Handlung gekoppelt. Stattdessen läuft man hier Gefahr, einen der insgesamt fünf Teammitglieder nicht mit den bestmöglichen Fähigkeiten ausstatten zu können, weil man eine Truhe verpasst hat, die gefühlt im Fabelreich Narnia versteckt war.
Immerhin: Was tatsächlich einen Heidenspaß macht, ist der erwähnte Fähigkeitenbaum. Jeder spielbare Charakter kann nach etwa der Hälfte der etwa 30 Stunden andauernden Spielzeit auf insgesamt acht verschiedene Klassen zurückgreifen, die mit verschiedenen passiven und aktiven Fähigkeiten aufwarten. Das Experimentieren der für die jeweilige Mission passende Teamkomposition und das Ausprobieren von dieser ist das mit Abstand spaßigste Gameplayelement in Visions of Mana.

Die Kämpfe selbst bedienen sich der für die Mana-Serie inzwischen synonymen Echtzeitkämpfe. Hier gelingt Visions of Mana im Großen und Ganzen ein flüssiges und nachvollziehbares Spielgefühl: Dolche schlitzen flink durch die Lüfte, Großschwerter haben ordentlich Wucht dahinter und Zaubersprüche sind elementgetreu wuchtig bis anmutig. Allerdings macht die Kamera trotz Lock-on-Feature gelegentlich einen Strich durch die Rechnung.
Und trotz all der Negativpunkte, die in puncto Story und Gameplay aufgezählt wurden, kann Visions of Mana doch in seinen Bann ziehen. Der "Schuldige" ist die wunderschöne Ästhetik, die das Spiel in den verschiedenen Gebieten aufweist. Von turmhohen Eisstädten über lavaspuckende Vulkangegenden, von tiefen Waldsiedlungen über riesige Schluchten, in denen sich kleine Dörfer verstecken: Nahezu jedes Bild, das wir innerhalb unseres Testverlaufs geschossen haben, kann verzaubern.
Fazit zu Visions of Mana
Haben sich gut 17 Jahre Geduld auf einen neuen Teil der Mana-Reihe gelohnt? Das kommt ganz auf die Erwartung an, die Sie an Visions of Mana stellen. Eine Revolution ist das Spiel mit Sicherheit nicht; und auch eine Evolution findet allenfalls auf der visuellen Ebene statt; schließlich sieht das Spiel auch dank Unreal Engine schöner aus als je zuvor. Das macht Visions of Mana in Summe nicht zu einem schlechten Spiel, aber eben zu keinem, das allzu lange im Gedächtnis bleiben wird.