Testbericht

Vollverstärker Audionet SAM V2

13.8.2008 von Redaktion connect und Andreas Günther

Ursprünglich wurde die Schaltung des SAM V2  für die Medizintechnik entwickelt. Doch dieser Amp taugt nicht nur zur Analyse: Er packt auch mächtig zu.

ca. 2:50 Min
Testbericht
  1. Vollverstärker Audionet SAM V2
  2. Datenblatt
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© Archiv

Wenn McCartneys Stimme bei "Blackbird" einsetzt, haben die meisten Amps dieser Welt sich schon als banale, verstärkende, musikfressende Banausen geoutet. Nicht so der Vollverstärker von Audionet. Er ist ein Meister der Aufmerksamkeiten. Die Werbedichter haben sich sogar in folgenden Satz verstiegen: "Der SAM V2 verbindet musikalische Durchlässigkeit und feine Souveränität mit erdiger Kraft und spielerischer Schnelligkeit." Ein Satz für Hobby-Rhetoriker, den man mit etwas Humor noch einmal lesen sollte. Der Textchef von AUDIO, der in der Redaktion über die Qualität der Manuskripte wacht, würde ihn wohl kaum durchgehen lassen.

Audionet baut wunderbar unaufgeregte, fast wissenschaftliche Messinstrumente (das Schaltungskonzept des SAM V2 wurde ursprünglich für die Medizintechnik konzipiert) - und will mit seiner Wortwahl gewiss die Aura des Besonderen steigern. Der SAM V2 zeigt vorbildlich, dass man dies nicht nötig hat. AUDIO liebt ihn auch ohne musikalische Durchlässigkeiten und erdige Kraftentfaltungen. Das "V2" deutet an: Hier spielt die zweite Version eines Supersellers; der erste S(tereo)AM(plifier) wurde in Bochum vor zehn Jahren entwickelt. Wie viel Geld dieser Amp in die Kassen gespült hat, möchte Audionet-Chef Thomas Gessler aber nicht verraten. 

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Der Kopfhörer-Eingang prangt auf dem Rücken, die "Digital In"-Platine wurde gestrichen
© H.Härle

Version 2

Die Unterschiede zur Ur-Version sind schnell benannt. Über die nunmehr zehn Jahre kamen hier bessere Kondensatoren hinzu, wurde da eine Verkabelung geändert - ein Tuning Schritt für Schritt. Der V2-Aufbau ist edel, aber nicht exotisch: ein ALPS-Motorpotentiometer, eine Eingangsstufe mit Doppel-Differenzverstärker, eine Leistungsstufe mit zwei MOSFETs pro Kanal - und das stolze Versprechen, dass der Frequenzgang bei "0 bis 500000 Hz" liegt. Das Gehäuse hält an einem Punkt eine Irritation parat. So prangt auf der Rückseite noch immer ein Cinch-Buchsenpaar mit der Aufschrift "Digital in". Tatsächlich haben die Bochumer jedoch das optionale D/A-Wandler-Modul abgeschafft. Aus mangelnder Nachfrage, wie Thomas Gessler erklärt. Geblieben ist die Option einer MM/MC-Phono-Platine, die Audionet für 320 Euro nachliefert.

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Der Trafo liefert 700VA
© Archiv

Phasenrichtig

Wer den SAM V2 das erste Mal in Betrieb nimmt, wird sanft, aber beharrlich darauf aufmerksam gemacht, wenn die Phase am Stromzugang nicht korrekt anliegt. Per Display-Notiz zwingt das Gerät den Nutzer dann fast zum Dreh des Stromsteckers.

Gut so. Alle Hersteller sollten einen Phasendetektor in ihren Komponenten anbieten. Die Kosten sind überschaubar, der Effekt ist groß. So spielte der SAM V2 mit korrekter Phase deutlich präziser in der räumlichen Abbildung, zudem legte der Drive im Tiefbass um einiges zu - aus dem smarten Sechszylinder wurde plötzlich ein fauchender V8. Schnell begriff das Hörteam: Dieser Vollverstärker spielt in der obersten Liga,in der AUDIO-Referenzklasse. Doch wie hoch geht's hinaus? Zumal Audionet mit

3000 Euro keinen Kampfpreis gesetzt hat, aber einen absolut fairen Gegenwert liefert - auch angesichts durch und durch deutscher Fertigung, vom ersten Hirnschmalz bis zur letzten Schraube.

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Der Besitzer kann die Eingänge des neuen SAM individuell benennen. Das Display lässt sich dimmen.
© Archiv

Hörtest

Der SAM V2 gab sich im Hörraum über die Lautsprecher KEF Reference 207/2 wie ein ganz Großer. Das Flirren von rund 60 Streichern strengt die "Feinmotorik" eines Amps an. Keine Hürde für den Audionet, er zählt zu den schnellsten und phasenstabilsten Verstärkern, die AUDIO kennt. Einzig der große (in den Ausmaßen wie in der bereits mythischen Verehrung) Accuphase E-450 zeigte, dass zwischen die Boxen doch noch einige Kubikzentimeter mehr Raum passen. Fast auf Augenhöhe holte der SAM V2 dann aber zum Finale mit Blechbläser-Choral und Kesselpauken-Schlägen aus. Da wusste man als Zuhörer mitunter nicht, ob man mehr über die Reize am Zwerch- oder am Trommelfell jubeln sollte.

Die Messwerte des SAM V2 sind eine Hymne auf die Perfektion. Wer sie allein sieht, würde einen Besserwisser vermuten, mit weißem Kragen und Latex an den Fingern. Dieser Amp packt aber auch emotional, ganz ohne Handschuhe.

Fazit

Dieser analytische wie sinnliche Umgang mit Energie verdient Hochachtung - und viele Interessenten. Denn der Audionet SAM V2 bietet unter Klangaspekten weit mehr als eine gute Preis-Leistungsrelation. Zudem locken die superbe Verarbeitung und die intelligente Ausstattung.

Audionet SAM V 2

Audionet SAM V 2
Hersteller Audionet
Preis 3000.00 €
Wertung 115.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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