Testbericht

Vollverstärker Unison Unico Nuovo

7.2.2011 von Johannes Maier

Beim Unison Unico Nuovo (1800 Euro) setzen die Italiener nicht nur auf die Röhren-Eingangsstufe. Sie streben auch bei den Halbleiterkreisen größtmögliche Röhrenähnlichkeit an.

ca. 2:55 Min
Testbericht
  1. Vollverstärker Unison Unico Nuovo
  2. Datenblatt
Vollverstärker Unison Unico Nuovo
Vollverstärker Unison Unico Nuovo
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Die Italiener setzen auf highendige Schlichtheit und Anfassqualität.
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Der Unico Nuovo bekam die übliche Über-alles-Gegenkopplung: selbstredend eine relativ zart wirkende, damit sie - durch allzu stramme Wirkung bei langsameren Schwingungen und zwangsläufig weniger exaktem Gegenrudern bei schnellen - das harmonische Klirr-Oberwellengefüge nicht zu sehr in Unordnung bringt.

Und auf solch eine klangfreundliche Harmonie zielen die Italiener an jeder Stelle ihres Unico Nuovo ab. Deswegen übernehmen Röhren die erste Verstärkung. Statt pro Kanal nur eins wie bei anderen Unicos bis dato verwendet Unison jetzt zwei parallel geschaltete Systeme einer Doppeltriode ECC 83. Die Röhren, denen eine Automatik auch nach Alterung stets die passende Gittervorspannung zuweist, sollten damit an klanglichem Einfluss gewinnen - und den mit Halbleitern bestückten Treiberstufen die Arbeit erleichtern. Dabei sorgen nicht etwa unter Umständen klangkritische Kondensatoren, sondern raffinierte Transistor-Potential-Verschiebungs-Stufen für die möglichst reibungslose Ankopplung der Nieder- an die Hochspannungskreise.

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1) Ein Drehschalter wählt die diversen Eingänge an. Links die optionale Phono-Steckplatine. 2) Die roten Elkos werden von kleineren blauen Stromspeichern bei der Endstufe unterstützt. 3) Ein wechselspannungsfester Doppelkondensator schließt Netzstörungen zur Masse kurz.
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Die Röhre soll dominieren

Bei der Ausgangsstufe blieb nicht viel beim Alten: Im Gegentakt arbeitende, relativ leicht anzutreibende (und damit in gewisser Weise röhrenähnliche) Feldeffekt-Transistoren stellen die endgültigen größeren Ströme her. Darüber hinaus beschritten die Italiener beim Unico Nuovo völlig neue Wege. So stehen die FETs nicht etwa direkt mit dem Netzteil in Verbindung, sondern über Halbleiterkollegen desselben Typs. Zusammen mit einer entsprechenden Steuerelektronik sorgen letztere dafür, dass die Arbeits-pärchen stets eine konstante Versorgungsspannung bekommen - während diese bei gängigen Endstufen immer etwas schwankt.

Die stabileren Bedingungen bringen laut Unison geringere Verzerrungen und mehr Impulsschnelligkeit mit. Und wenn schon, denn schon erhielt der Nuovo zur Einstellung und Bewahrung des Endstufen-Arbeitspunkts nicht nur die üblichen paar Einzelbauteile, sondern mit dem achtbeinigen Baustein LT1166 (Linear Technology) auch gleich noch einen präziser arbeitenden Regel-Computer.

Bei alledem haben die Italiener auch an der Mechanik nicht gespart. Ein extra solides Stahlblech-Chassis mit einer 1,5 Zentimeter dicken Frontplatte vorne dran sowie die doppelt vorhandenen massiven Lautsprecherklemmen des Unico Nuovo runden den feinen Eindruck ab.

Hörtest

Das positive Bild bestätigten die ersten Takte Musik, die der Italiener von sich gab. Fetzig, temperamentvoll startete der Unison Unico Nuovo mit dem Eric Legnini Trio sein Hörtestdebüt. Mit entschieden durchgezogenem Rhythmus, trockeneren Trommelschlägen und rabiater gezupften Bässen setzte er das Nordlicht von Densen gleich mächtig unter Druck. Mit seinen intensiver leuchtenden E-Piano-Läufen deutete der B 110 aber auch schon hier seine Sondertalente an, die er dann etwa mit Ulita Knaus vertiefte. Beseelt, frei atmend, von den Boxen völlig gelöst, nur ein wenig heller und schlanker: Mit der bereits highendigen Stimmenwiedergabe erinnerte der B 110 durchaus an den 58-Punkte-Bruder B 175 (Test in stereoplay 5/2010).

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Die schöne Systemfernbe-dienung mit dem Holzkorpus legt Unison jedem seiner Verstärker bei.
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Auch hier griff der Nuovo im Bass wieder herzhafter zu, er öffnete auch den Raum etwas weiter. Bei den zarteren Weisen konnte er aber nicht verhindern, dass der zurückhaltender, dafür reiner agierende B 110 von Densen den Zuspruch der Jury erhielt.

Sogleich erinnerten sich die Tester an den um 300 Euro teureren Unico Secondo (3/09, 51 Punkte), der aber in Stresssituationen in den Höhen klarer, in den Mitten runder blieb und im Bass noch einige Pfunde mehr auflegen konnte.

So stand die Bewertung für den neuen Unico mit schönen, aber nicht sensationellen 50 Punkten bald fest. Zudem empfahl sich das (im Falle Nuovo mitgeschickte) Phonoteil auch bei den leisen Moving-Coil-Tonabnehmern als brauchbar, ausgeglichen und sauber.

Den anfänglichen Plan, dem ohne Phono angetretenen B 110 für seine highendigen Anwandlungen etwa mit Ulita Knaus' CD "It's The City" (Minor Music) ein Pünktchen mehr zu geben, mussten die Tester spätestens bei "Everybody's Brahms" (Telarc) aufgeben. Dichtere Streichermassierungen litten unter einer gewissen Sprödigkeit, die Anschläge auf dem großen Konzertflügel nahmen dann und wann etwas Spinetthaftes an.Ergo blieb es auch hier bei 50 Punkten, und der Vergleich des italienischen und des dänischen Vollverstärkers endete mit einem Patt. Dabei sprechen die Amps unterschiedliche Gemüter an: Wer es rockiger mag, darf auf den Unico Nuovo, wer ein sensibler Typ ist, auf den Densen B 110 spekulieren.

Unison Unico Nuovo

Unison Unico Nuovo
Hersteller Unison
Preis 1800.00 €
Wertung 50.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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