Unison Performance Anniversary im Test
Der Unison Performance Anniversary lässt sich bequem vomo Sofa aus steuern. Was technisch dahinter steckt und wie der Class-A-Verstärker klingt, verrät der Test.

Wenn wir den Audreal als ein weltliches Oberhaupt betrachten, steht dem Unison Performance die geistige Mitra zu. Der Italiener zelebriert würdig - während die kleineren Röhrenkerzen fast in Vertiefungen verschwingen - sechs kapitale Leuchter des Typs KT 88 auf einem Kupfer-beschlagen...
Wenn wir den Audreal als ein weltliches Oberhaupt betrachten, steht dem Unison Performance die geistige Mitra zu. Der Italiener zelebriert würdig - während die kleineren Röhrenkerzen fast in Vertiefungen verschwingen - sechs kapitale Leuchter des Typs KT 88 auf einem Kupfer-beschlagenen Edelholzaltar. Für die zum Gedenken an Unisons 40 jährigen Geburtstag aufgelegte, feingetunte Anniversary-Version kamen nur die Besten der Besten in Frage. Also die früher in England und jetzt in Petersburg hergestellten Leistungspentoden, die wegen entprechend veredelter Steuergitter den Beinamen Gold Lion tragen.
Unison Performance Anniversary: Aufbau
Die dahinter residierenden, kardinalroten Elko-Becher (4 x 470 Mikrofarad / 400 Volt, je zwei in Serie) müssen sich im übrigen nicht allein um die Reinheit der Anoden-Versorgungsspannung kümmern. Unison hat ihnen kräftige Transistoren beigesellt, die auf den rechts und links sichtbaren Seitenkühlkörper sitzen. Sie regeln Störrippel aus und sorgen für ein ruhigeres Nachladen. Was ohnehin nicht besonders schwer fallen dürfte, denn Unison hat unter den den großen äußeren Abschirmhauben für jeden Kanal einen eigenen Riesenbrummer an Netztrafo abgestellt. Von diesem Luxus und von weiteren Elkos (4 x 1000 Mikrofarad / 450 Volt, je zwei parallel) zehren auch die Eingangs-Doppelröhren. Und da spielt es sicher keinen Tango mehr, dass Unison gleich vier von den kleinen Glaskolben verwendet und - der erhöhter Stromkraft zu Liebe - zwei Triodensysteme je einer ECC 82 parallelgeschaltet hat.

Trotz seines Streben nach Höheren erlaubt es der Performance, sein Alps-Lautstärkepoti mit dem mitgelieferten Unison-System-Ferngeber bequem vom Sofa aus zu verdrehen. Über seine fünf Line-Ins und einen Tape-out lässt er sich bei Bedarf auch mit einer ganzen Meute von Zuspielern ein. Die Ausgangsübertrager unter den inneren Blechhauben bieten einen 4- und 8-Ohm-Boxenanzapf zum Ausprobieren.
Was aber beileibe nicht ihre Sonderstellung ausmacht. Weil über sie stets und ständig der sehr hohe Class-A-Ruhestrom fließt, braucht ihr Kern einen Magnetfeld unterbrechenden Luftspalt, damit es ihn nicht in die Sättigung zieht. Das erfordert umso mehr Eisenmasse und eine umso kunstvollere Bewicklung, damit trotzdem das ganze Hörsprektum gleichmäßig übertragen werden kann.
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Alles nicht ganz einfach, und so bietet der Performance verständlicher Weise auch keine Bias-Justage-Potentiometer für jedermann an. Genau den richtigen Mittelwert zwischen dem Musikhub ganz nach unten und ganz nach oben herauszufinden, überlässt Unison lieber einer schlauen Transistorautomatik.
So besteht 100-prozentig die Gewähr, dass die Leistungspentoden mit ihren parallel geschalteten Lenk- und Ausgangselektroden im reinsten Class-A-Betrieb laufen. Bei Aussteuerung hat es also jede Gold Lion mit dem gesamten Dynamikumfang der Musik zu tun.

Hörtest
Bei den ersten Hörversuchen wollte dieser Vorgang aber noch nicht richtig klappen. Es brauchte - bis dass die Chemie in den Elkos endlich stimmte und bis sich die aktiven Oberflächen der Glühkathoden endlich richtig formierten - über mehrere Tage hinweg eine Entwicklung. Ein Konzertflügel tönte erst wie von draußen, anderntags noch geschlossen und mit Schutzdecke drauf.
Doch auf einmal stießen die Hörer geradezu mit dem Kopf auf das große Möbel, um dann wahrlich Unerhörtes zu vernehmen. Etwa wie ein Brad Mehldau Legato spielt, wie er genüßlich die Finger und die Hämmer rollen lässt. Und wie zartfühlend die linke Hand die Akkorde anschubst. Ton für Ton blitzblank und geschliffen können andere Verstärker auch: Indem er aber das allerzarteste Beziehungs- Klanggeflecht offenbarte, berichtet der Performance jedoch mehr vom inneren musikalischen Zusammenhang. Trommeln können andere ebenfalls: Der Performance dividierte jedoch fast schon mit lasziver Lässigkeit Holz, Leder und die diversen Metalle auseinander, um sie sofortwieder zu einer frapperienden Realität zusammenzufügen.
Sapperlot, bei Joshua Redmans Sopransax-Auftritt in Mehldaus "The Falcon Will Fly Again" fing der Italiener zu zaubern an. Was sonst im wahrsten Sinne des Wortes "tut", erschien via Performance mit einem zusätzlichen lebensecht-warmen Lufthauch. Dieser materialisierte sich weiterhin zu einer Art Schleier, der an den verblüfften Hörern vorbei mit sanftem Schwung und nahezu greifbar um die Kurve fliegen kann. Falke hin, Redman her, aus dem Schleier heraus schien immer mal wieder eine schöne Frau den Hörer anzulächeln. Die einzige bittere Pille! Dass der Unison uns seine Wunderwelt mit hohem, aber nicht mit sehr hohem Pegel schenken kann.