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Unsichtbare Lautprecher

AmbienTech Unterputz-Lautprecher AmbienTone

Der unsichtbare Lautsprecher - seit jeher Traum aller Hausfrauen - ist endlich Realität: AmbienTech bringt mit den AbienTone für 1100 Euro jetzt ambitionierte Paneele auf den Markt, die sogar unter Putz spielen!

Autor: Holger Biermann • 13.1.2008 • ca. 3:15 Min

AmbienTone
AmbienTone
© Archiv

Den Wunsch nach möglichst unauffälliger Musikwiedergabe gibt es schon fast so lange wie HiFi selbst. Seit den 80er Jahren versuchen es Bose und unzählige Bose-Kopisten mit Kleinstlautsprechern, während in den 90ern - dank Mission-Gründer Farad Azima - extrem flache Biegewellenpaneele unter dem ...

Den Wunsch nach möglichst unauffälliger Musikwiedergabe gibt es schon fast so lange wie HiFi selbst. Seit den 80er Jahren versuchen es Bose und unzählige Bose-Kopisten mit Kleinstlautsprechern, während in den 90ern - dank Mission-Gründer Farad Azima - extrem flache Biegewellenpaneele unter dem Namen NXT en vogue wurden. Doch so konsequent wie die Leute von in-akustik (unter deren neuer Marke AmbienTech diese Lautsprecher auf den Markt kommen) ist in der HiFi noch kein Anbieter vorgegangen: Die AmbienTone-Strahler werden in die Wand eingelassen und überputzt. Man hört viel, sieht aber rein gar nichts.

Wichtig für das AmbiTone-Konzept ist die Wand vor der Wand. Diese in  Installer-Kreisen oft und gern genutzte Maßnahme kostet zwar einige Zentimeter Raumtiefe, erlaubt aber das elegante Verstecken aller Einbautechnik; der Flach-TV kann  hier genauso in die Wand eingelassen werden wie ein flacher Subwoofer oder Regale für CDs und DVDs - von ambitionierten Beleuchtungslösungen einmal ganz zu schweigen. Die AmbienTone-Lautsprecher (Stückpreis: 1100 Euro) sind im Grunde handelsübliche Rigipsplatten mit den Abmessungen 70 x 50 Zentimeter und haben insgesamt eine Bautiefe von 44 Millimetern. Die Platten werden von zwei Schwingspulensystemen (Excitern) angeregt. Diese beiden Schwingsysteme arbeiten in unterschiedlichen Frequenzbereichen: Die AmbienTone-Paneele sind also Zweiwegelautsprecher.

Zurück zur Rigipsplatte: An den beiden (in langen Versuchsreihen ermittelten) Anregungspunkten wird die schützende Papierschicht entfernt, damit die Exciter eine bessere Ankopplung haben. Die Platte selbst schwingt als Ganzes und verteilt darum den Schall gleichmäßiger im Raum, als es herkömmliche dynamische Wandler vermögen.Das Prinzip entspricht in etwa den NXT-Biegewellen-Paneleen von Mission, Elac & Co aus den 90ern, nur dass AmbiTech hier statt des ausgetüftelten Spezialkunststoffs der NXT-Flächen den im Trockenbau so geschätzten Gipskarton verwendet. Der wird von Akustikern allerdings höchst kritisch betrachtet. Nicht nur, dass Gips stark resoniert; auch die - wegen der Stabilität zwangsweise  hohe - Masse der Platte steht einer guten Hochtonwiedergabe entgegen. Und dann soll dieser Lautsprecher ja auch noch unter bis zu zwei Millimeter Putz!

Und trotzdem. Den Testparcours mit den üblichen CDs absolvierten die AmbiTone-Module erstaunlich gut. Sara K.s Stimme in "Made In The Shade" (Titel-CD der Ausgabe 1/08) klang zwar etwas distanziert,  fast so, als stünde Frau K. nebenan, aber ihr Gesang war gut verständlich und die Hochtonauflösung von Gitarrensaiten und Schlagzeug erstaunlich fein und klar. Auch die oberen Basslagen kamen durchaus kraftvoll, selbst wenn sie ihre direkte Ankopplung an die Rigipswand nicht ganz verleugnen konnten.Aber das, was dort passiert, ist wirklich frappierend: Man steht vor einer Wand, es perlen die Töne heraus, und man sieht schlichtweg nichts. Auf eine solche Lösung haben innenarchitektonische Ästheten schon seit Jahren gewartet, zumal der Klang ausgewogen und weit besser ist, als man je vermuten würde.

Einzig der untere Bassbereich des Systems ist etwas zurückhaltend. Kunststück, werden die AmbienTone-Module doch von einer Frequenzweiche unterhalb 80 Hertz rigide beschnitten. Will man hier mehr Tiefgang, sollte ein Subwoofer hinzugezogen werden. Selbstbauer nutzen das Volumen der vorgezogenen Wand und bringen hier eine möglichst stabile, flache Gehäusekonstruktion unter.

Der bewusste Bass-Verzicht bei den AmbienTone-Panels hat viele Vorteile. Zum einen erhöht sich ihre Belastbarkeit und der Wirkungsgrad. Zum anderen kann auch der beste Putz nicht jeden Membranhub (der im Bassbereich ja besonders hoch ist) mitmachen. Oder soll bei "Fluch der Karibik" oder anderen bassgewaltigen Filmen der Putz von den Wänden rieseln? Wohl kaum. Und letztendlich genügt für den sinnvollen Einsatzbereich der Paneele eine untere Grenzfrequenz von 80 Hertz völlig.

Aber was ist sinnvoll? Für anspruchsvolle Musikwiedergabe sind diese Wandlautsprecher natürlich nur bedingt geeignet. Doch als hintere Effektspeaker in einem Surroundsystem oder als Stütz-Strahler für Ambient-Sound reicht ihre Performance völlig aus. Und man stelle sich das ungläubige Staunen der Gäste vor, wenn plötzlich Musik spielt und keine Box zu sehen ist. Ein herrlicher Spaß. Und ein innerer Vorbeimarsch für alle Hausfrauen.

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Schritt 1: Aufbau einer klassischen Rigips-Wand, bei der die Platten auf der Verlattung festgeschraubt werden.Schritt 2: Für die Module werden Aus-sparungen freigelassen. Der Hohlraum wird komplett mit Glaswolle bedämpft.Schritt 3: Die Paneele werden eingesetzt. Wichtig: Es darf nichts Loses im Hohlraum bleiben - sonst klappert's!Schritt 4: Zuerst werden sorgsam die Fugen zwischen Wand und Modulen, anschließend die gesamte Wand verputzt. Der Auftrag darf bis zu zwei Millimeter stark sein.Schritt 5: Anschließend wird die Wand in einer beliebigen Farbe gestrichen. Die vollwertigen Lautsprecher sind optisch durch nichts zu erkennen.

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