Report - die AUDIO-Titel-CD
KEF - Modern Times
Die britische Traditionsmarke KEF entwickelte in den 80ern revolutionäre Technologien, deren Früchte in den 90er Jahren in teils bahnbrechende Boxenmodelle einflossen.

Allen voran die Uni-Q-Systeme, die ein zukunftsweisendes, tonangebendes High-End-Statement markierten. Teil 4 der fünfteiligen KEF-Jubiläumsserie in AUDIO.
Top-Acts wie Björk, Sinead O'Connor, Nirvana oder Brit-Pop-Größen wie Blur, Pulp und Oasis fegten ab 1990 die synthielastigen Sounds der 80er mit frischen Tönen hinweg - musikalisch standen die 90er Jahre für einen Aufbruch zu neuen Ufern. Und auch technologisch tat sich einiges. In den 90er Jahren revolutionierte auch die High-End-Schmiede KEF am River Medway, in der Grafschaft Kent, die HiFi-Szene dank innovativer Technologien im Lautsprecherbau.

"Das will ich besser machen - und das kann ich besser machen," lautete das Credo von Firmengründer Raymond Cooke nach wie vor. Diesen Anspruch konnte der ehemalige Elektrotechniker der BBC in den 90er Jahren in eine neue Dimension führen.

Dazu leisteten auch frühere Pioniertaten von KEF ihren Beitrag. Bereits in einer Zeit, als Computer noch sündhaft teure, schrankgroße Monster waren, setzte Cooke auf eine computergestützte "ganzheitliche Systementwicklung". Auch das stete Forschen nach neuen, optimalen Materialen trieb die Qualität der KEF-Modelle stets weiter voran - Gutes wurde noch besser. Bereits in den späten 80er Jahren hielten neue magnetische Materialien wie Neodym, Eisen und Bor Einzug in den Herstellungsprozess.
Die Stoffe wiesen die zehnfache Leistungsfähigkeit im Vergleich zu herkömmlichen Lautsprechermagneten auf und wurden von der NASA entwickelt. Sie sollten die Ära des revolutionären Uni-Q-Systems von KEF einläuten, bei dem der Traum einer einzigen Klangquelle wahr wurde: Hochtöner konnten nun so klein gehalten werden, dass sie sich in die Schwingspule und damit in das akustische Zentrum des Basstreibers einpassen ließen. Das Prinzip erweitert den optimalen Hörbereich und fördert die Natürlichkeit des Klangs.

Das war ein Meilenstein für KEF und die HiFi-Welt - und der Gnadenstoß für den sogenannten "Sweet Spot". Das Vier-Wege-Modell 105/3 ging als erster Wandler der Reference-Serie mit Uni-Q in die Firmenhistorie ein. Doch damit nicht genug des Tatendrangs: Nahezu zeitgleich engagierte sich KEF im "Eureka"-Projekt zusammen mit Bang & Olufsen und der Technischen Universität von Dänemark, um den Einfluss des Hörraums auf die Performance von Lautsprechern zu erforschen. All diese Ansätze und Aktivitäten führten 1990 zunächst zu einem technischen Facelift der Reference 107.
Die 107/2 erhielt unter anderem einen neuen Alu-Hochtöner und einen neuen KUBE-Basstrimmer. Ein Jahr später sorgten zwei neue Modellreihen für Furore: die Q- und K-Serie. Alle drei Modelle (Q-60, Q-80 und Q-90) zierte der 200_25-Uni-Q-Treiber, der einen 200-Millimeter-Bass-/Mitteltonbereich und einen 25-Millimeter-Hochtöner vereinte.
Praxis: Lautsprecher richtig aufstellen
Ein weiteres Highlight der Qs war der entkoppelte Magnet in den Basstreibern. Die dreiköpfige K-Serie sollte dagegen in günstigen Preisgefilden aufhorchen lassen. Die Zweiwegebox K160 war dabei übrigens die jüngste Inkarnation der berühmten Coda.
1992 erfasste dann der Wind der Globalisierung die britische Traditionsmarke: Die hongkong-chinesische Gold Peak Group übernahm KEF - mit strategisch durchaus positiven Konsequenzen: Die Batterie- und Elektronikspezialisten förderten den Taten- und Forschungsdrang der Kenter Kreativschmiede und eröffneten so neue Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Der Erfolg am Markt blieb KEF in jeder Hinscht treu: Im gleichen Jahr lobten japanische HiFi-Kritiker das Model 105/3 mit seiner Uni-Q-Technologie der zweiten Generation als beste Import-Box.

1993 erhielt die Q-Serie ein Update. Die Modelle 10, 30, 50 und 70 arbeiteten alle mit dem 6,5-Inch-Bass-/Mitteltontreiber und galten als Highlight in der marktrelevanten mittleren Preiskatagorie. 1993 war auch das Jahr eines weiteren Ritterschlags: KEF produzierte den legendären BBC-Studiomonitor LS3/5A komplett als alleiniger Lizenznehmer in einer Bi-Wiring-Version. Ebenfalls 1993 wurde die Reference-Serie mit den Modellen 101/3, 100, 90 und 103/4 vorgestellt, die das Line-Up von Uni-Q-Systemen in der Reference-Serie vervollständigten. Und noch im gleichen Jahr sorgte das Centerspeaker Model 100 mit Uni-Q-Technik für Furore auf dem Heimkinosektor.
1994 holte sich KEF schließlich die HighTech-Weihen von Hollywood-Legende und Lucasfilm-Gründer George Lucas und präsentierte als eine der ersten Firmen ein THX-zertifiziertes Home-Cinema-System. Als revolutionär galten dabei die drei Frontspeaker mit ihren vertikal ausgerichteten Hochtönern, um negative Effekte von Boden und Decke zu negieren und die Sprachverständlichkeit zu verbessern.
Das ebenfalls 1994 vorgestellte Subwoofer-/Satellitensystem 40B/70S machte bestehende Zwei-Kanal-Anlagen zu einem vollwertigen Surround-System. Die 40B arbeitete dabei mit der gleichen "Coupled Cavity"-Technologie wie die Reference-Reihe. Letztere wurde wiederum im gleichen Jahr mit den Modellen One, Two, Three und Four erneuert, die alle vier überdies mit dem neuen Uni-Q-Treiber im 165/25mm-Format bestückt wurden. Alle Treibereinheiten erhielten obendrein eine mechanische Entkopplung.

1995 trauerte die Unternehmensgruppe GP/KEF dann um ihre "Vaterfigur": Firmenpatriarch Raymond Cooke verstarb im Alter von 70er Jahren. Doch auch nach dem Ableben seines visionären Gründers blieb KEF den Maximen "Qualität, Ehrlichkeit, Hingabe und Innovation" treu. Diese Werte legten weiterhin die Basis für wegweisende neue Ideen im Lautsprecherbau. Das Reference Model Four mit Uni-Q-Treibern der vierten Generation heimste 1995 weltweit Lob und Anerkennung ein. Und noch ein Highlight ereignete sich im selben Jahr: Die Coda 7 avancierte zur meistverkauften Box in Großbritannien.
Praxis: Raumeinmessung selbst gemacht
1996 wurde als nächstes die erfolgreiche Q-Serie weiter optimiert, etwa mit dem neuen Uni-Q-Treiber im 165/19-Millimeter-Format. Außerdem erblickte die Monitor-Serie das Licht der Welt. Sie sollte die Tradition exzellenter Kompaktlautsprecher wie der Celeste oder der LS3/5A (für deren Weiterbau KEF 1993 die alleinige Lizenz der BBC bekam) fortführen. Die beiden neuen Modelle RDM One und Two erfüllten von Beginn an die hohen Studioanforderungen und fanden auch als luxuriöse Heimboxen ihren Platz. Später bekam die Monitorfamilie noch Zuwachs durch die Standbox RDM3.

1997 erhielt die THX-Heimkinoserie ein Update - und schließlich betrat das neue Flaggschiff The Maidstone - Model 109 die staunende High-End-Bühne. Für diesen spektakulären Speaker stand das Vierwege-Prinzip der 105/3 Pate. Die 109 sollte die State-Of-The-Art-Stellung von KEF demonstrieren. Feinste, selektierte Materialien für die Frequenzweichen, internes Bi-Wiring und auf Ultrapräzision getrimmte 15-inch- und 10-inch-Treiber waren wichtige Bestandteile der 109. Sogar eine externe aktive Frequenzweiche wurde auf Wunsch angeboten. Ein erster Schritt in die Gipfelregionen der High-End-Szene, dem später noch Spektakuläres folgen sollte ...
1999 erschienen dann die vier Modelle der neuen Cresta-Reihe, um im Budget-Bereich den Ton anzugeben. Die Cresta 2 spielte sich dabei in Windeseile in die Herzen der HiFi-Kritiker. In den späten 90ern arbeiteten die KEF-Ingenieure überdies an neuen erschwinglichen Hochleistungs-Subwoofer-/Satellitensystemen. Ein Ergebnis waren die eigenständigen, ei-förmigen Satelliten des Systems KHT2005. Ihr Guss-Alugehäuse und der Uni-Q sorgten zusammen mit dem Subwoofer für großes Kinogefühl im Wohnzimmer.