Sicherheit

Datenschutz auf Smartphone und Tablet

28.10.2015 von Joachim Bley

Wie kann ich beim mobilen Surfen und der App-Nutzung meine Privatsphäre schützen? connect gibt Tipps zum Datenschutz auf Smartphone und Tablet.

ca. 4:25 Min
Ratgeber
VG Wort Pixel
Smartphone Privacy Settings
Privatsphäre-Einstellungen auf dem Smartphone
© daviles / Fotolia.com

Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Oder anders ausgedrückt: Einmal preisgegebene Daten aus dem Internet zurückholen – das ist noch aussichtsloser, als der Versuch, eine in Millionen Teile zerborstene Vase zusammenzukleben. Damit beim Datenschutz nicht unnötig Porzellan zerschlagen wird, sollten Smartphone- Nutzer Vorkehrungen für den Schutz ihrer Privatsphäre treffen.

Massig Datenspuren im Internet

Wer sich im Internet bewegt und auf seinem Phone oder Tablet Apps nutzt, hinterlässt unweigerlich Spuren, was auch daran liegt, dass sich in der digitalen Welt die „Gratiskultur“ eingebürgert hat. Apps sollen nichts oder nur wenige Euro kosten. Gleiches gilt für den Onlinespeicher und Cloud-Dienste, die Kontaktdaten und mehr auf jedem Endgerät automatisch auf dem neuesten Stand halten. Und auch redaktionelle Inhalte wie Nachrichten sollen gratis zum Lesen bereitstehen.

Werbung oder Bezahlen?

Damit die Rechnung für die Inhalte- und App-Anbieter aufgeht, müssen auch mobile Nutzer Werbung „in Kauf nehmen“. Die geschalteten Online-Anzeigen versprechen mehr Erfolg, wenn sie die anvisierte Zielgruppe erreichen. Dazu müssen die im Hintergrund zwischengeschalteten Werbenetzwerke über potenzielle Kunden Bescheid wissen. Allein deshalb ist Datensammeln angesagt. Die Werbetreibenden dürften im Smartphone eher einen idealen Datenlieferanten als ein faszinierendes Hightech-Tool sehen. Das Telefon ist eng an eine Person gebunden. Es gewährt unter anderem Einblick in die Kontakte, den Terminkalender und die Kommunikation via E-Mail, SMS, Whatsapp sowie die Aktivitäten in sozialen Netzwerken wie Facebook.

Google Werbung
Geldquelle App: An interessenbezogener Werbung verdienen die App-Anbieter mit.
© AdMob

Pro und Contra Werbeblocker

Auch Webseiten und Onlineshops möchten ihre Besucher kennen und lesen dazu Infos aus oder legen für die Wiedererkennung kleine Textdateien, sogenannte Cookies, im System ab. Analysetools verfolgen die Surfaktivitäten, um beispielsweise die passenden Angebote einzublenden. Gegen Webtracking und nervige Einblendungen am PC gehen die umstrittenen Anzeigenblocker wie Adblock Plus vor. Entsprechende Apps mit integrierter Werbeschranke gibt’s auch (wieder) als Download im Play Store und in Apples App- Store.

Deren Vorteile beim mobilen Surfen: Die entschlackten Webseiten laden deutlich schneller und entlasten zudem das Datenkontingent des Mobilfunktarifs. Die andere Seite der Medaille: Würde die Werbung signifikant Wirkung verlieren, wäre das bisherige Geschäftsmodell gefährdet. Über kurz oder lang müssten sich die Anbieter der Inhalte und Webdienste verstärkt über höhere Gebühren finanzieren.

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Bestens vernetzte Apps

Selbst Features, die zu mehr Sicherheit beitragen, können den Schutz der Privatsphäre erschweren. So warnen webbasierte Filterfunktionen nur vor Phishing-Webseiten, wenn ihnen die aufgerufenen Links überlassen werden. Die beste Wetter-App kann ohne Kenntnis des Standorts keine maßgeschneiderte Vorhersage treffen. Und die sprachgesteuerten Internet-Assistentinnen namens Siri und Co müssen ohnehin genauer wissen, wem sie dienen.

Es ist gängige Praxis, dass die App-Anbieter mit Werbenetzwerken wie Google Admob kooperieren. In den Programmcode integrierte Zusatzmodule reichen die Daten vom Smartphone an die Werbenetzwerke weiter. Diese wiederum werten die Informationen für angepasste Werbemaßnahmen aus. Werden auch Identifikationsmerkmale wie die Werbe-ID oder gar die Geräte-ID übermittelt, können die von verschiedenen Apps stammenden Datenbestände zusätzlich zu umfassenden Profilen verknüpft werden. Wer die Werbe-ID öfter zurücksetzt, macht die Zuordnung etwas schwerer, kann aber die Werbeflut an sich nicht aufhalten.

Intensiver Datenaustausch

Einer Untersuchung des französisischen Sicherheitsunternehmens Eurécom zufolge wurden von den über 2100 analysierten, kostenlosen Android-Apps Daten an rund 250.000 (!) Webadressen verschickt. Auch das Fraunhofer Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit (AISEC) erforscht Android-Apps und beklagt deren teils sorglosen Umgang mit Daten.

Vom regen Treiben hinter seinem Rücken merkt der Nutzer in der Regel nichts. Er hat ja der App die geforderten Berechtigungen erteilt. Das Dilemma: Ohne Internetverbindung wäre bei den meisten Anwendungen die Funktionalität nicht mehr gewährleistet. Zudem sehen die Betriebssysteme in Bezug auf die Netzwerkverbindung – zumindest via WLAN – keine App-bezogenen Zugriffsrechte vor. Was tun? In jedem Fall sollte man sich die sicherheitsrelevanten Einstellungen bewusst ansehen und unerwünschte Funktionen konsequent deaktivieren.

PrivacyGrade
Die Webseite privacygrade.org klassifiziert die Neugierde der Android-Apps.
© PrivacyGrade

Tipps vom Experten

Das Rooten des Smartphones, Jailbreaks oder auch die Verwendung alternativer Betriebssysteme wie des freien Android-Ablegers CyanogenMod erfordern Technik- Know-how, heben aber Einschränkungen der Mobilplattformen auf und können daher für versierte Anwender ein Weg zu mehr Privatsphäre sein. Für die Mehrheit ist diese Variante aber unter anderem in Bezug auf die Gewährleistung und unter dem Sicherheitsaspekt viel zu riskant.

Dr. Schütte empfiehlt, bei jeder App ganz genau zu überlegen, was man bereit ist, zu geben. Er selbst möchte die Vorteile mobiler Kommunikation nicht missen, hat aber nur wenige Apps installiert und sich über deren Umgang mit seinen Daten informiert. Zudem verwendet er nach Möglichkeit sichere Alternativen zu bekannten Datensammlern wie Whatsapp.

Fazit

Wer möchte phonetechnisch nicht vorne dabei sein und die smartesten Features nutzen? Doch welchen Stellenwert hat für Sie der Schutz Ihrer persönlichen Daten? Und wie groß ist das Vertrauen in Ihr System und Ihre Apps? Jeder technikbegeisterte Anwender sollte diese Punkte für sich beantworten und versuchen, den goldenen Mittelweg zwischen Komfort und der Wahrung der Privatsphäre wählen.

Wo sich ein vernünftiges Gleichgewicht einstellt, liegt im eigenen Ermessen. Übertriebene Skepsis ist dabei ein genauso schlechter Ratgeber wie der naive Glaube, kostenlose Apps würden allein von Gutmenschen programmiert, denen ein lobender Kommentar im App-Store Lohn genug ist.

Eines steht fest: Höhere Datensicherheit bedeutet für den Anwender mehr Aufwand. Auseinandersetzen mit dem Thema muss man sich allemal. Künftig mit Sicherheit sogar noch intensiver als heute.

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