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Anternativen zu Cloud-Diensten

Überblick Self-Hosting-Lösungen

Cloud-Dienste sind praktisch, doch oft lagern die Daten in den USA, und die Anbieter sehen es auch nicht so eng mit der Privatsphäre. Dazu steigen auch noch ständig die Preise. Wir zeigen, wie sich solche Dienste einfach selbst hosten lassen.

Autor: Heiko Bauer • 28.11.2025 • ca. 8:05 Min

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Mit Self-Hosting zur Selbsthilfe
© HAKINMHAN / shutterstock.com

Daten und Services sind jederzeit an verschiedensten Geräten abrufbar, und man muss sich selbst um nichts weiter kümmern: Cloud-Dienste sind heute allgegenwärtig und vielfach auch sehr praktisch. Andererseits überlassen wir dabei unsere vertraulichen Daten einem externen Unternehmen, das sie dan...

Daten und Services sind jederzeit an verschiedensten Geräten abrufbar, und man muss sich selbst um nichts weiter kümmern: Cloud-Dienste sind heute allgegenwärtig und vielfach auch sehr praktisch. Andererseits überlassen wir dabei unsere vertraulichen Daten einem externen Unternehmen, das sie dann oft noch auf US-amerikanischen Servern speichert. Und nicht in jedem Fall ist ausreichend klar, wofür der Dienstleister selbst so manche Informationen nutzt. Abgesehen davon kommt es zudem immer wieder zu ärgerlichen Preiserhöhungen.

Welche Alternative gibt es zu kommerziellen Cloud-Diensten?

Eine Lösung für das Problem ist Self-Hosting, bei dem Sie den Dienst einfach auf einem eigenen Server einrichten und komplett selbst verwalten. An Serversoftware dafür mangelt es nicht, und dank des Einsatzes großer und aktiver Communitys müssen sich viele dieser Anwendungen hinter den kommerziellen Angeboten nicht verstecken.

Meist ist es Open-Source-Software, die kostenlos genutzt werden kann und zudem den Vorteil hat, dass der Quellcode offen zugänglich ist. Er lässt sich somit jederzeit auf Schwachstellen und schädlichen Code überprüfen. Auch wer selbst nicht dazu in der Lage ist, kann zumindest bei populären Programmen davon ausgehen, dass andere es tun.

In diesem Artikel erfahren Sie mehr zu den Grundlagen für den sicheren und stabilen Betrieb eines eigenen Servers. Außerdem stellen wir Ihnen einige interessante Self-Hosting-Projekte vor, vom internen Netzwerkspeicher über den privaten Mediaserver bis hin zur selbst betriebenen Kollaborationsplattform. Demnächst steigen wir dann in die Praxis ein und zeigen, wie Sie Ihre eigenen Dienste hosten.

Homeserver als zentrale Dateiablage

Ein wenig Linux ist nötig

Dabei kommen Sie nicht um ein paar Linux-Kenntnisse herum, denn die Dienste für das Self-Hosting laufen meist nur auf dem freien Betriebssystem. Und bei den Programmen, die es auch für Windows gibt, empfehlen wir Ihnen ebenfalls die Linux-Variante. Doch keine Sorge, Sie müssen deshalb nicht zum Experten für die Kommandozeile werden. Ein paar grundlegende Fertigkeiten genügen für die Installation und die Administration der Server.

Ein sehr wichtiger Punkt beim Betrieb eigener Cloud-Dienste ist zudem die Sicherheit. Solange ein Server nur lokal betrieben wird, gilt es lediglich, das eigene Netzwerk abzusichern. Sobald ein Service aber von außen zugänglich gemacht werden soll, wird es etwas aufwendiger.

Der klassische Weg ist dann, die Firewall des heimischen Internet-Routers, die im Ausgangszustand jede Anfrage von außen abblockt, einen Spalt weit zu öffnen. An dieser Lücke können leider nicht nur freundlich Gesinnte Interesse finden. Und wenn Sie selbst Serverbetreiber im World Wide Web sind, liegt es an Ihnen, Ihr Netz nach außen zu schützen.

Doch keine Sorge, dagegen gibt es wirkungsvolle Maßnahmen. Ein Restrisiko bleibt jedoch immer, darüber muss sich jeder Selbsthoster im Klaren sein. Sollten Sie sich aber für den eigenen Server entscheiden, stehen Ihnen enorm viele Möglichkeiten offen.

Den Homeserver mit Windows 11 einrichten - Teil 2

Welche Hardware kommt zum Einsatz?

Für Ihren selbstgehosteten Server benötigen Sie natürlich erst einmal das passende Gerät. Im Prinzip können Sie dafür irgendeinen alten PC oder Laptop aus dem Schrank holen. Doch wenn die Dienste rund um die Uhr verfügbar sein sollen, verursacht das entsprechende Stromkosten und geht schnell ins Geld. Besser ist es, auf eine sparsamere Lösung zu setzen.

Für vieles reicht ein Raspi, also ein Raspberry Pi, der in der Version 5 nun auch mit SSDs am PCI-Express-Port umgehen kann. Eine ebenfalls stromsparende Option sind Mini-PCs. Oft gibt es hier günstige Angebote an aufbereiteten Gebrauchtgeräten, die mitunter aus ausgelaufenen Firmenleasingverträgen stammen.

Self-Hosting-Lösungen: Raspberry PI
Für den Betrieb diverser Self-Hosting-Projekte genügt bereits ein Raspberry Pi mit seinem geringen Strom- und Platzbedarf.
© connect

Die Entscheidung sollte sich zudem danach richten, was letztlich geplant ist. Einzelne Dienste laufen oft gut sogar auf älteren Raspis. Sollen aber verschiedene Server parallel arbeiten, ist der Mini-PC im Vorteil. Denn sein x86-Unterbau ist leistungsfähiger und oft noch aufrüstbar. Dennoch gibt es für beide Plattformen Programme, mit denen die Einrichtung und Verwaltung mehrerer Server bequem über eine grafische Benutzeroberfläche möglich ist. Nun aber zu den Diensten, die für das Self-Hosting zur Verfügung stehen.

Wie kann Werbung umgangen werden?

Die vielen Werbeanzeigen im Internet nerven? Dann ist es Zeit für den Werbeblocker im LAN. Tools wie AdGuard Home oder Pi-hole überwachen den gesamten internen Netzwerkverkehr und filtern unerwünschte Werbe- oder Trackinganfragen auf DNS-Ebene heraus. Da die Webseiten damit schlanker sind, werden sie zudem schneller geladen.

Self-Hosting-Lösungen: Screenshot Vaultwarden
Werbeblocker wie Pi-hole filtern Werbe- und Trackinganfragen auf DNS-Ebene aus dem gesamten internen Netzwerk heraus.
© connect

Falls Sie die Passwörter für Ihre Web- und weiteren Zugänge in einem Passwortmanager verwalten, bekommen Sie mit einem Vaultwarden-Server eine selbstgehostete Alternative zu kommerziellen Angeboten. Es handelt sich dabei um die Open-Source-Variante des zahlungspflichtigen Dienstes Bitwarden.

Self-Hosting-Lösungen: Screenshot Vaultwarden
Wer keinen kommerziellen Passwortmanager bezahlen möchte, kann mit Vaultwarden einen eigenen hosten und die Apps von Bitwarden nutzen.
© connect

Wie realisiert man einen eigenen Cloud-Speicher?

Anstatt zum fertigen NAS-System zu greifen, lässt sich mit einem Programm wie TrueNAS oder Unraid ein Netzwerkspeicher mit selbst gewählten Komponenten aufbauen. Unraid ist besonders schnell und einfach zu installieren, ist jedoch kostenpflichtig und setzt neuerdings auf ein Abomodell, bei dem es Programmaktualisierungen nur noch gegen eine jährliche Verlängerungsgebühr gibt.

Sollten Sie auf Ihrem NAS eine Filmesammlung speichern, dann ist ein eigener Mediaserver ein gute Idee. Sehr beliebt ist dafür Plex. Doch kostenlos nutzbar ist der Service nur mit immer eingeschränkteren Funktionen. Dazu kommt es bei dem Anbieter immer wieder zu Datenpannen.

Self-Hosting-Lösungen: Screenshot Jellyfin
Jellyfin macht die private Filmesammlung zum ausgereiften Mediaserver mit Coverbildern und ausführlichen Informationen zu den gespeicherten Filmen und Serien.
© connect

Vollkommen kostenlos bekommen Sie Ihren Mediaserver mit Jellyfin. Wie bei Plex lässt sich damit die eigene Medienbibliothek aufbauen und mit Coverbildern und Beschreibungen aus Internetbibliotheken ergänzen – praktisch ein eigenes Netflix. Zahlreiche Plugins aus der Community bringen zusätzliche Funktionen, beispielsweise einen Intro-Überspringer. Fürs Streamen gibt es Apps für verschiedenste Plattformen, darunter neben Android und iOS auch Android- und Fire-TV, LG WebOS und sogar die Xbox.

Wie kann man von überall aus auf den Server zugreifen?

Damit der Streamingserver auch von außerhalb erreichbar ist, müssen Sie einen Zugang einrichten. Wenn er nur der eigenen Nutzung per Handy oder Laptop dienen soll, eignet sich ein virtuelles privates Netzwerk (VPN) über das Wireguard-Protokoll, mit dem Sie sich mit Ihrem Heimnetzwerk verbinden können, als wären Sie zu Hause.

Die Einrichtung ist in vielen Internetroutern möglich, etwa in Fritz!boxen. Alternativ lässt sich dieser Dienst ebenfalls im Self-Hosting betreiben. Ein solches VPN ist auch deshalb nützlich, weil es einen vollwertigen Netzwerkzugang herstellt. Dadurch ist die Nutzung und Administration aller Dienste, die sich darin befinden, möglich.

Damit eignet es sich andererseits aber nicht, um Freunden das Streaming der eigenen Videosammlung zu ermöglichen. Dafür können Sie dann das eingangs schon erwähnte Loch in Ihre Firewall bohren. Dazu benötigen Sie eine öffentliche IP-Adresse und, da sich diese bei privaten Anschlüssen meist von Zeit zu Zeit ändert, einen DynDNS-Anbieter, der diese kennt und stets die richtige Verbindung herstellt.

Self-Hosting-Lösungen: Screenshot Reverse-Proxy-Manager
Reverse-Proxy-Manager sichern offene Ports für Zugänge von außen ab und lassen nur vom Nutzer freigegebene Datenverbindungen zu.
© connect

Dafür, dass über den DynDNS-Zugang kein genereller Zugriff auf das Heimnetz möglich ist, sorgt ein Reverse-Proxy-Manager wie Nginx. Der Webserver überwacht die offenen Ports und gibt nur Anfragen von zugelassenen URLs an die entsprechenden Server weiter. Außerdem kümmert er sich um die Zuteilung und Nutzung von SSL-Zertifikaten für verschlüsselte HTTPS-Verbindungen. Eine Alternative ist der Zugang über Cloudflare (siehe unten "Info: Von außen einfach zugreifen"), der allerdings kein Videostreaming erlaubt.

Welche Software ist für anspruchsvolle Vorhaben geeignet?

Jederzeit möglich ist aber der Betrieb eines Nextcloud-Servers. Damit haben Sie eine ernsthafte und dazu kostenlose Alternative zu Microsoft Teams mit Dateiverwaltung, gemeinsamer Dokumentenbearbeitung, Chat, Videokonferenzen und sogar KI-Funktionen. Wenn es noch etwas aufwendiger sein darf, dann können Sie mit Home Assistant ein Smarthome aufbauen, das alles, was es an kommerziellen Angeboten gibt, in den Schatten stellt.

Self-Hosting-Lösungen: Screenshot Home Assistant
Die Smarthome-Plattform Home Assistant verbindet verschiedenste smarte Geräte und Dienste und ermöglicht eine komplexe Heimautomatisierung.
© connect

Daran lassen sich schier unzählige smarte Geräte und Dienste anbinden, die durch Automatisierungen miteinander verknüpft werden können, um das Leben komfortabler zu machen. Auch Sprachbedienung ist natürlich mit an Bord. Aber denken Sie daran: Sobald Sie Ihre selbstgehosteten Server Verwandten und Freunden zur Verfügung stellen, sind Sie als Administrator für deren reibungslosen Betrieb verantwortlich. Und wenn etwas nicht läuft, kann dann schon mal nachts das Telefon klingeln...

Homeserver: Mediaserver im Heimnetz

Welche Software eignet sich für das Self-Hosting?

Hier eine Übersicht der hier erwähnten Dienste für selbstgehostete Server. Dabei kann es sich nur um eine kleine Auswahl handeln, denn gerade im Open-Source-Bereich gibt es weitaus mehr teils sehr interessante Angebote, die von kleinen und großen Communities gepflegt und weiterentwickelt werden und dazu meist kostenlos sind.

  • CasaOS: Einfache Installation und Verwaltung unterschiedlicher Dienste Internet: casaos.zimaspace.com
    Empfohlene Hardware: 2 CPU-Kerne, 4 GByte RAM, 20 GByte Speicher Schwierigkeit: leicht
  • YunoHost: Einfache Installation und Verwaltung unterschiedlicher Dienste
    Internet: yunohost.org
    Empfohlene Hardware: 2 CPU-Kerne, 4 GByte RAM, 20 GByte Speicher
    Schwierigkeit: leicht
  • AdGuard Home: Ausfilterung von Internetwerbeanzeigen auf DNS-Ebene
    Internet: adguard.com/de
    Empfohlene Hardware: 1 CPU-Kern, 1 GByte RAM, 2 GByte Speicher
    Schwierigkeit: leicht
  • Pi-hole: Ausfilterung von Internetwerbeanzeigen auf DNS-Ebene
    Internet: pi-hole.net
    Empfohlene Hardware: 1 CPU-Kern, 1 GByte RAM, 2 GByte Speicher
    Schwierigkeit: leicht
  • Vaultwarden: Selbstgehosteter Passwortmanager
    Internet: www.vaultwarden.net
    Empfohlene Hardware:1 CPU-Kern, 1 GByte RAM, 200 MByte Speicher
    Schwierigkeit: leicht
  • TrueNAS: Privater Netzwerkspeicher
    Internet: www.truenas.com
    Empfohlene Hardware: 4 CPU-Kerne, 16 GByte RAM, Speicher nach Bedarf
    Schwierigkeit: mittel
  • Unraid: Privater Netzwerkspeicher
    Internet: unraid.net
    Empfohlene Hardware: 4 CPU-Kerne, 16 GByte RAM, Speicher nach Bedarf
    Schwierigkeit: mittel
  • Plex: Selbstgehosteter Medienserver für die private Filmsammlung
    Internet: www.plex.tv
    Empfohlene Hardware: 2 CPU-Kerne, 4 GByte RAM, Speicher nach Bedarf Schwierigkeit: mittel
  • Jellyfin: Selbstgehosteter Medienserver für die private Filmsammlung
    Internet: jellyfin.org
    Empfohlene Hardware: 2 CPU-Kerne, 4 GByte RAM, Speicher nach Bedarf
    Schwierigkeit: mittel
  • WireGuard: Aufbau einer verschlüsselten Tunnelverbindung von außen ins LAN
    Internet: www.wireguard.com
    Empfohlene Hardware: 1 CPU-Kern, 1 GByte RAM, 2 GByte Speicher
    Schwierigkeit: leicht
  • Nginx: Absicherung offener Ports im Internetrouter
    Internet: nginx.org
    Empfohlene Hardware: 1 CPU-Kern, 1 GByte RAM, 2 GByte Speicher
    Schwierigkeit: leicht
  • NextCloud: Kollaborationsplattform für Datenspeicherung und Zusammenarbeit
    Internet: nextcloud.com/de
    Empfohlene Hardware: 2 CPU-Kerne, 4 GByte RAM, Speicher nach Bedarf
    Schwierigkeit: mittel
  • Home Assistant: Aufbau komplexer Heimautomation
    Internet: www.home-assistant.io
    Empfohlene Hardware: 2 CPU-Kerne, 4 GByte RAM, 20 GByte Speicher
    Schwierigkeit: anspruchsvoll

Info: Von außen einfach zugreifen

Wer für den Zugriff auf die selbstgehosteten Server von außerhalb keine Ports im Router öffnen möchte, kann die Zugänge auf der Plattform Cloudflare (cloudflare.com) einrichten. Der Anbieter baut über eine Domain des Nutzers eine verschlüsselte Tunnelverbindung ins heimische Netzwerk auf.

Self-Hosting-Lösungen: Screenshot Cloudflare
Cloudflare ermöglicht einfache und kostenlose Zugänge zu selbstgehosteten Servern.
© connect

Notwendig ist dort dafür ein Server, auf dem der Dienst Cloudflared läuft. Durch den Tunnel lassen sich verschiedene Anwendungen veröffentlichen, für die je nach Fall auch Subdomains verwendet werden können.

Nicht ohne Nachteil

Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Denn um die eintreffenden Daten auf bösartigen Traffic untersuchen zu können, muss Cloudflare sie erst einmal entschlüsseln. Das Unternehmen hat Richtlinien, um die Privatsphäre zu schützen, dennoch ist ein Missbrauch der Informationen nicht völlig ausgeschlossen. Bei sensiblen Anwendungen wie etwa Passwortmanagern sollte das berücksichtigt werden.

Info: Wenn es etwas mehr sein soll

Sollen mehrere Server auf einem Gerät parallel ihren Dienst verrichten, braucht es einen Unterbau, in dem diese als virtuelle Maschinen oder in einzelnen sogenannten Containern laufen. Für Letzteres eignet sich etwa das Linux-Programm Docker mit der grafischen Benutzeroberfläche Portainer, die die Verwaltung vereinfacht und die Kommandozeile ersetzt.

Self-Hosting-Lösungen: Screenshot CasaOS
Programme wie CasaOS machen den Einstieg in das Self-Hosting besonders leicht.
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Einfach aus dem Store

Noch benutzerfreundlicher sind Programme wie CasaOS und YunoHost, mit denen sich eine Vielzahl von Diensten per Mausklick aus App-Stores installieren lässt. CasaOS basiert wie Portainer auf Docker, während Yuno- Host ein spezielles Betriebssystem ist. Eine weitere Alternative ist Proxmox, das dem Nutzer viel Freiheit lässt und mit professionellen Funktionen ausgestattet ist, allerdings auch nur auf x86- Systemen lauffähig ist. Die Kommandozeile ist hier nicht ganz zu umgehen, doch für zahlreiche Dienste gibt es fertige Community-Scripts.