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Europäische Alternativen zu US-Software- & Cloud-Anbietern

Die USA wandeln sich langsam zu einem unzuverlässigen Partner. Da fast alle großen Software- und Cloud-Anbieter von dort kommen, stellt sich die Frage: Wie sicher sind Daten und Programme? Wir stellen Alternativen vor.

Autor: David Göhler • 2.10.2025 • ca. 6:15 Min

Europäische Alternativen zu US-Cloud-Anbietern
Europäische Alternativen zu US-Cloud-Anbietern
© artjazz / Shutterstock.com

Die meisten Systeme, mit denen wir unter Windows arbeiten oder auf denen wir unsere Daten speichern, liefern amerikanische Großkonzerne wie Apple, Microsoft, Adobe, Google oder OpenAI. Dazu zählen Chrome, Word, Outlook, Teams, Dropbox und auch Google Drive. Das sind allesamt Closed-Source-Programm...

Die meisten Systeme, mit denen wir unter Windows arbeiten oder auf denen wir unsere Daten speichern, liefern amerikanische Großkonzerne wie Apple, Microsoft, Adobe, Google oder OpenAI. Dazu zählen Chrome, Word, Outlook, Teams, Dropbox und auch Google Drive. Das sind allesamt Closed-Source-Programme, von denen man nicht weiß, was sie mit den Daten machen, die man ihnen anvertraut. Hinzu kommt, dass das US-amerikanische Recht in Bezug auf „Ausländer“ beim Datenschutz sehr schwach ausgeprägt ist.

Geheimdienste dürfen auf Daten von Ausländern zugreifen, wenn sie es für nötig halten, auch in Deutschland. US-Unternehmen müssen entsprechende Anfragen umsetzen, selbst wenn es ihnen nicht passt. Das gilt auch für rechtlich eigenständige Tochterunternehmen wie die Microsoft GmbH aus München.

Was gute Alternativen ausmacht

Wer deshalb nach Alternativen sucht, sollte auf zwei Sachen achten: Ist die Software Open Source, und kann ich sie damit auch selbst kompilieren und durch andere prüfen lassen? Das garantiert in den meisten Fällen, dass die Programme keine geheimen Hintertüren haben.

Außerdem lässt sich einsehen, ob abgelegte Daten so verschlüsselt sind, dass kein Unbefugter sie auswerten kann. Und zum zweiten: Wenn es sich um Cloud-Speicher oder kommerzielle Softwareanbieter handelt: Ist das Unternehmen eigenständig – ohne US-amerikanische Muttergesellschaft – und in der EU oder sogar in Deutschland beheimatet? Dann unterliegt es den europäischen Datenschutzstandards und -gesetzen.

Optimal ist also, wenn beide Bedingungen eingehalten werden. Aber eine Open-Source-Software, deren maßgebliche Entwickler in den USA sitzen, ist immer noch besser als Closed Source.

Europäische Alternativen zu US-Software- & Cloud-Anbietern: Screenshot Ecosia
Ecosia aus Berlin nutzt Qwant und Bing, speichert keine persönlichen Daten, trackt nicht und pflanzt viele Bäume. Die Ergebnisse passen zudem auch noch.
© David Göhler

Cloud-Alternativen

Ob OneDrive, iCloud, Dropbox, Google Drive: Diese Cloud-Anbieter unterliegen der amerikanischen Rechtsprechung. Alternativen, die funktional mithalten, aber in Europa gehostet werden, gibt es etliche.

Beispiele sind etwa pCloud (pcloud.com), das eigene Sync-Clients für alle wichtigen Betriebssysteme – Windows, Mac, Linux, iOS, Android – bereitstellt und Plugins für gängige Browser anbietet, um beispielsweise Bilder schnell zu speichern. Ein Zugriff nur über den Webbrowser ist aber auch möglich.

Wie bei OneDrive oder iCloud lassen sich bei pCloud Dateien auch offline bearbeiten und später synchronisieren. Es gibt eine Versionshistorie, eine Verschlüsselung der Dateien in der Cloud und eine bei der Übertragung. 10 GByte gehören zu einem Gratis-Account, für 4,99 Euro im Monat erhält man 500 GByte.

Eine Besonderheit ist die Lifetime-Option, die über einen Einmalkauf abgewickelt wird. Sie lohnt sich schon nach 3,5 Jahren. Das Unternehmen selbst sitzt in der Schweiz, die Cloud-Server stehen in der EU. Auf Wunsch kann man auch eine Verschlüsselung der Daten auf lokalen Geräten hinzubuchen.

Europäische Alternativen zu US-Software- & Cloud-Anbietern: Screenshot pCloud
Die sichere Alternative zu Dropbox, OneDrive und iCloud heißt pCloud. Automatische Backups und Sync-Verzeichnisse gibt es zusätzlich.
© pcloud.com

Eine günstigere Alternative zu pCloud ist HiDrive, das es bei Ionos (t1p.de/odzgk) gibt. Hier kosten 1 TByte monatlich 7 Euro, im ersten Jahr sogar nur 70 Cent. Dafür ist die Sync-Software nicht ganz so komfortabel wie bei pCloud. Allerdings unterstützt der Speicher diverse Übertragungsprotokolle, sodass man für den Cloud-Zugriff auch Client-Software wie Mountain Duck, CloudMounter oder das kostenlose Rclone einsetzen kann. Diese Programme binden den Cloud-Speicher wie ein Laufwerk ein. Ein Cache sorgt für die nötige Geschwindigkeit. Vorteil: Da nur einmal verwendete Dateien im Cache liegen, benötigt diese Methode nur wenig Platz auf der lokalen Festplatte.

pCloud Premium

Daneben kann man sich auch überlegen, ganz auf eine Cloud zu verzichten. Eine Möglichkeit ist das kostenlose Open-Source-Tool Syncthing (syncthing.net), das Daten direkt zwischen allen Geräten synchronisiert, die miteinander verbunden sind. Dazu ist keine Cloud nötig. Clients gibt es für alle gängigen Plattformen, auch Android und iOS, sowie für NAS-Betriebssysteme. Damit kann das NAS als Cloud-Ersatz dienen, ohne dass man Ports öffnen muss.

E-Mail-Anbieter

Outlook.com, Hotmail, Google Mail, Yahoo: Viele haben noch E-Mail-Adressen, die amerikanische Anbieter hosten – auch, weil es scheinbar nichts kostet. Alternativen in Deutschland sind web.de und gmx.de, die ebenfalls kostenlos sind, aber mit Werbung nerven. Ist höchste Sicherheit gefragt und darf das eigene E-Mail-Postfach auch was kosten, sollte man bei posteo.de, mailbox.org oder proton.me schauen.

Die beiden erstgenannten sind aus Berlin, Proton aus der Schweiz. Posteo.de legt viel Wert auf Anonymität, Datensparsamkeit und höchste Verschlüsselung. Proton hat auch noch andere Dienste im Angebot (darunter eine Cloud-Lösung). Mailbox.org integriert auch noch Video-Chat und Cloud-Speicher.

Europäische Alternativen zu US-Software- & Cloud-Anbietern: Screenshot Proton Mail
Proton Mail gibt es mit 1 GByte Speicher kostenlos, mit moderner Desktop-App und Client fürs mobile Geräte. Die Daten liegen in Europa.
© David Göhler

Suchmaschinen

Sich bei Suchmaschinen komplett von US-Anbietern wie Google und Bing zu lösen, ist schwierig. DuckDuckGo nutzt zwar einen eigenen Indizierer, nutzt Bing aber zusätzlich und hat seinen Sitz in den USA. Auch das deutsche Ecosia arbeitet mit Bing, baut aber mit dem französischen Qwant an einer eigenen, rein europäischen Lösung, die für einige Suchanfragen schon zum Einsatz kommt. Beide Anbieter sind datenschutzfreundlich und verzichten aufs Tracking.

Wer komplett ohne Bing und Google auskommen will, kann auch die Brave-Suche unter https://search.brave.com/ nutzen. Dazu hat Brave die deutsche Suchmaschinentechnik Cliqz von Burda gekauft und weiterentwickelt. Sie sammelt keine Nutzerdaten und erstellt keine Profile.

Europäische Alternativen zu US-Software- & Cloud-Anbietern: Screenshot Browser Brave
Der Browseranbieter Brave hat 2022 die deutsche Suchmaschine cliqz.de gekauft und bietet eine unabhängige, datenschutzorientierte Suchmaschine an.
© David Göhler

KI-Tools

Für KI-Anfragen gibt es in Europa nur einen Anbieter, der auf Augenhöhe mit den US-Anbietern agiert: Le Chat von Mistral mit Sitz in Frankreich. Das Tool spricht perfekt Deutsch, kann Bilder und Code generieren, das Web befragen – dazu setzt es die Brave-Suche ein! – und ist für 50 Textprompts und 10 Bilder pro Tag kostenlos nutzbar.

Außerdem antwortet es sehr schnell, viel schneller als ChatGPT und auch noch schneller als Perplexity. Laut eigener Aussage steht der Schutz der Privatsphäre hoch im Kurs. Das KI-Tool hält sich natürlich auch an europäische Vorgaben zum Datenschutz sowie an den EU AI Act.

Europäische Alternativen zu US-Software- & Cloud-Anbietern: Screenshot KI Mistral
Der einzige europäische KI-Chatbot, der mit OpenAI und Co. mithält, kommt von Mistral. Er ist besonders schnell und kann auch Bilder generieren.
© David Göhler

Office-Programme

Die meisten Anwender verwenden Word für einfache Tätigkeiten, bei denen auch eine andere Textverarbeitung völlig ausreichen würde. Ähnliches gilt für Excel und PowerPoint. Für diese US-Software gibt es für Windows zumindest zwei prominente Alternativen: Softmaker FreeOffice und LibreOffice, das ursprünglich aus dem deutschen StarOffice entstanden ist.

FreeOffice 2024 ist der kostenlose Ableger von Softmaker Office, bietet aber schon in der kostenlosen Variante echtes Microsoft-Office-Feeling und kann auch alle MS-Office-Formate nahezu problemlos verarbeiten. LibreOffice ist dagegen MS Office ebenbürtig und ein waschechtes Open-Source-Programm. Die Kompatibilität geht sehr weit, erreicht aber keine 100 Prozent. Die meisten Anwender dürften das aber kaum bemerken.

Europäische Alternativen zu US-Software- & Cloud-Anbietern: Screenshot FreeOffice
Leichtgewichtig, kostenlos, kompatibel und modern: Das FreeOffice 2024 von Softmaker ist für den normalen Office-Einsatz mehr als ausreichend.
© Softmaker.de

Info: Übersicht zu den Closed-Source-Alternativen

Die Tabelle enthält die wichtigsten Alternativen zu den US-dominierten Closed-Source-Diensten und -Programmen von Microsoft, Apple, Google und Co. Einige wenige Anbieter sitzen in den USA, sind aber Open-Source-Unternehmen oder speichern keine Daten.

Zum Download:

Für Windows 10 und 11 stehen zwei neue Updates zum Download bereit.

Info: Warum Open Source?

Das Misstrauen gegenüber US-Softwareanbietern hat mehrere Gründe: Neben dem rechtlichen ist es das Closed-Source-Thema: Niemand kann in den Programm-Code schauen und feststellen, ob und wohin Daten abfließen, ob das Programm seine Daten verschlüsselt speichert und welche Cloud es nutzt.

Europäische Alternativen zu US-Software- & Cloud-Anbietern: Screenshot  LibreOffice
LibreOffice ist Open-Source-Software, die von vielen Entwicklern kostenlos unterstützt wird.
© David Göhler

Das geht nur mit Open-Source-Programmen, die jeder einsehen, verändern und selbst kompilieren kann. Bei vielen Programmen gibt es hunderte Personen, die zeitgleich daran arbeiten und sich gegenseitig kontrollieren. Wer eine Funktion vermisst, kann sie selbst nachrüsten oder der Community mitteilen, was man sich wünscht. Das Gleiche gilt, wenn man Fehler gefunden hat.

Die Vielzahl der Programmierer, die gleichzeitig in ihrer Freizeit oder für ihren Arbeitgeber an Open Source arbeiten, hat mittlerweile ein großes Software-Ökosystem geschaffen. Open-Source-Programme wie LibreOffice, Blender, Thunderbird und die gesamte Linux-Welt sind ausgereifte, bequem zu installierende und zu bedienende Tools, die manches Mal sogar ihre Closed-Source-Pendants übertreffen.

Dass sie darüber hinaus meistens nichts kosten, sollte einen aber nicht davon abhalten, eventuell etwas Geld zu spenden, wenn man sie häufig nutzt. So trägt man selbst zu deren Weiterentwicklung bei, auch wenn man nicht programmieren kann.

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Info: Fälle, wo die USA zugeschlagen hat

Im Frühjahr 2025 hat die Regierung der USA Microsoft angewiesen, dem Chef-Ankläger am Internationalen Gerichtshof in Den Haag, Karim Kahn, den „EMail-Hahn“ abzudrehen und den Zugriff auf sein E-Mail-Konto zu sperren. Diese Sanktionen und Maßnahmen haben die Arbeit des Strafgerichtshofs massiv behindert. Karim Kahn ist dann zu Proton aus der Schweiz gewechselt.

Europäische Alternativen zu US-Software- & Cloud-Anbietern: Screenshot Microsoft Konto Sperrung
Ohne Vorwarnung kann Microsoft alle Microsoft- Dienste sperren. Für Windows-Anwender wird das schnell zur Katastrophe.
© Microsift

Immer wieder werden Fälle öffentlich, bei denen Microsoft willkürlich private Microsoft-Konten sperrt. Im Juni gab es einige Fälle, bei denen angeblich die missbräuchliche Nutzung von Skype die Ursache sein soll. Nur dass Skype seit Mai abgeschaltet ist. Beschwerden laufen ins Leere. Man hat es nur mit Bots zu tun. Für die Nutzer heißt das dann: kein Zugriff auf Outlook-E-Mail, keine Nutzung von Word und Excel mehr. Xbox Game Pass funktioniert nicht mehr, und alle Dateien auf OneDrive (Bilder, Dokumente, Backups) sind futsch.

Auch das Login in Windows geht nicht mehr, weil Microsoft ja jeden Nutzer zu einem Onlinekonto zwingt. Wer dieses Pech meist völlig unverschuldet erleidet, kann sein bisheriges digitales Leben komplett an den virtuellen Nagel hängen. Besonders fies ist es dabei, dass sich das Unternehmen auch noch komplett hinter unmenschlichen Automatismen verschanzt und jede Möglichkeit unterbindet, in einen echten Dialog zu treten.

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