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Neuer WLAN-Standard

Wifi 6 ist da: Höhere Datenraten und mehr Stabilität im Heimnetzwerk

Der WLAN-Standard Wifi 6 nimmt Fahrt auf: Die Zahl der Router wächst. Alles, was Sie zur Zukunft von WLAN wissen müssen. Plus Kauftipps.

Autor: Hannes Rügheimer • 9.10.2019 • ca. 6:00 Min

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Mehr Speed: Der Datendurchsatz von Wifi 6 wächst im Vergleich zu Wifi 5 um 25 Prozent.​​
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Bei der WLAN-Ausstattung von Routern und End­geräten ist der Standard 802.11ac heute festgesetzt – nur sehr günstige oder gezielt energiesparend ausgelegte Geräte beschränken sich auf den Vorgänger 802.11n. Das 2013 verabschiedete und seit 2014 auf dem Markt an­gebotene WLAN-ac hat sich au...

Bei der WLAN-Ausstattung von Routern und End­geräten ist der Standard 802.11ac heute festgesetzt – nur sehr günstige oder gezielt energiesparend ausgelegte Geräte beschränken sich auf den Vorgänger 802.11n. Das 2013 verabschiedete und seit 2014 auf dem Markt an­gebotene WLAN-ac hat sich auf breiter Front durchgesetzt. Je nach Anzahl der per „Multiple Input Multiple Output“ (MIMO) über­tragenen Datenströme – und somit je nach Anzahl der in Sender und Empfänger verbauten und genutzten Antennen – sowie der verwendeten Kanalbandbreite bietet WLAN-ac ein theoretisches Maximum von bis zu 3.467 Megabit pro Sekunde.

Die Zukunft von WLAN heißt Wifi 6

Doch nun steht ein Nachfolgestandard bereit. Verabschiedet ­wurde er unter der Bezeichnung 802.11ax. Allerdings hat auch das aus Inge­nieuren zusammengesetzte Entwicklungsgremium IEEE (In­stitute of Electrical and Electronics Engineers) erkannt, dass Smartphone- und Computernutzer unter den Zahlen- und Buchstabenkombinationen zunehmend den Überblick verlieren. Also etablierte dieser für WLAN-Standards zuständige Verband eine neue Nomenklatur: Fortan werden die im Markt relevanten WLAN- Varianten einfach durchnummeriert: 802.11b heißt ­„Wifi 1“, und das neue 802.11ax tritt als „Wifi 6“ an. Die Zukunft von WLAN heißt ­also „Wifi 6“ – technisch und auch vom Namen her.

Höhere Datenraten, mehr Stabilität

Den technischen Spezifikationen sieht man deutlich an, dass sie mit einigen Einschränkungen von Wifi 5 alias WLAN-ac Schluss machen wollten. So funkt Wifi 6 nun wieder auf beiden WLAN-Frequenzbereichen – sowohl 2,4 als auch 5 GHz. Die Übertragungstechnik ist sogar schon für die Nutzung weiterer Frequenzbereiche vorbereitet. So gibt es in der EU derzeit Überlegungen, ein weiteres Frequenzspektrum im 6-GHz-Band für WLAN freizu­geben – zumindest für die Indoor-Nutzung, denn im Freien soll auch 5G in diesem Bereich funken. Die Entscheidung dürfte allerdings noch auf sich warten lassen. Und Antennen sowie Funksysteme der ersten Wifi-6-Geräte, die zurzeit auf den Markt kommen, sind für diesen zusätz­lichen Frequenzbereich ohnehin noch nicht vorbereitet.

Bei gleicher Kanalbandbreite verspricht Wifi 6 ­höhere Datenraten und eine verbesserte Robustheit als bei Wifi 5. Möglich wird dies, weil die Signalmodulation auf das modernere OFDMA-Verfahren (Orthogonal Frequency Division Mul­tiple Access) setzt, das im Mobilfunk etwa auch bei 4G/LTE genutzt wird. Zudem nutzt Wifi 6 zur Signalcodierung QAM-1024 statt QAM-256 – es unterscheidet also 1024 statt 256 verschiedene Übertragungscodes. So lassen sich pro Signal-„Symbol“ 10 statt bisher 8 Bit transportieren – der Datendurchsatz im Vergleich zu ­Wifi 5 wächst um 25 Prozent.

Viele Verbesserungen im Detail

Doch Wifi 6 hat noch mehr zu bieten: Der neue Standard teilt die verfügbare Bandbreite in bis zu 256 Unterkanäle auf – bei Wifi 5 waren es maximal 64. So kann er bei Kolli­sionen mit anderen WLANs oder öffent­lichen Diensten wie Wetter­radar einzelne Kanäle stilllegen, ohne dadurch gleich massiv Kapazität einzubüßen. Zudem kann Wifi 6 seine Funkkanäle flexibler auf die angemeldeten Endgeräte aufteilen. Dabei ist von vornerherein auch die simultane Nutzung mehrerer Frequenzbänder vorgesehen – derzeit also ­2,4 und 5 GHz gleichzeitig. Diese Eigenschaften werden auch das Zusammenspiel von Wifi 5 und Wifi 6 im gleichen WLAN erleichtern – denn gerade am Anfang ist eine Mischnutzung beider Standards gar nicht zu vermeiden. Überdies bietet Wifi 6 noch weitere Detailverbesserungen wie beispielsweise die effizientere Vermeidung von Inter­ferenzen zwischen WLAN-Geräten sowie neue Energiesparmodi.

Ein weiterer Schritt nach vorn: Während zumindest in der Praxis der ac-Standard bei 4x4 MIMO Schluss machte – also der Nutzung von je vier Antennen in Sender und Empfänger –, sind Wifi-6-Router fast durch die Bank auf 8x8 MIMO ausgelegt. Ob dieser Modus für die Verbindung zu einem einzelnen WLAN-Client auch wirklich genutzt werden kann, hängt aber natürlich davon ab, wie viele Antennen auf Empfängerseite eingebaut sind.

Erste Router bereits auf dem Markt

Bei WLAN-Routern kommt Wifi 6 langsam, aber sicher in Fahrt. Mehrere Hersteller haben bereits erste Geräte auf dem Markt. 

Dünner sieht es derzeit noch auf Client-Seite aus. Zwar haben Chiphersteller wie Qualcomm und Intel bereits WLAN-Module für Wifi 6 vorgestellt – doch Smartphones, ­Tablets oder Notebooks, in denen sie eingebaut sind, sind noch Mangelware. Es ist jedoch anzunehmen, dass im Herbst eine ganze Reihe von Endgeräten vorgestellt werden, die Wifi 6 unterstützen. Auch externe Wifi-6-Module, mit denen sich vorhandene Geräte nachrüsten lassen, sind zu erwarten. Ob darunter auch WLAN-USB-Sticks sein werden oder ob die Hersteller wegen der hohen Zahl benötigter Antennen auf größere Formfaktoren setzen werden, bleibt indes noch spannend.

Was bedeutet das alles nun für Kaufinteressenten? Noch ist Wifi 6 ein Thema für „Early ­Adopter“. Bis der neue Standard auf breiterer Front auch in Endgeräten angekommen ist, dürfte noch mindestens ein Jahr vergehen. Doch wer heute einen größeren Euro-Betrag in einen neuen Hochleistungs-Router investieren möchte, sollte Wifi 6 auf dem Schirm haben und sich schon jetzt auf diesen nächsten WLAN-Evolutionsschritt vorbereiten. Zumal das Angebot an Wifi-6-Routern in den nächsten Monaten schnell und deutlich wachsen dürfte. 

Hier zeigen wir Ihnen eine Auswahl an bereits verfügbaren WLAN-Routern, die den neuen Wifi-6-Standard bereits unterstützen.

Asus RT-AX88U

Asus RT-AX88U
© Asus

Der vor allem auf Gamer ausgelegte Asus war der erste kommerziell verfügbare 11ax-/Wifi-6-Router. Im neuen WLAN-Modus setzt er auf 4x4 MIMO und erreicht damit in Kombination von 2,4 und 5 GHz 1148 Mbit/s plus 4804 Mbit/s, also rund 6 Gbit/s. Die UVP lag bei 329 Euro, inzwischen ist der Preis gefallen.


Asus RT-AX92U

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© Asus

Diesen Router empfiehlt Asus zur Lösung von Empfangs- und Performanceproblemen im Heim-Netzwerk bis zu 150m². Der RT-AX92U unterstützt nicht nur WiFi 6, sondern bietet auch die Asus-eigene "AiMesh"- Funktion zur Erweiterung der WLAN-Reichweite. Sein Preis: 


Asus GT-AX11000 ROG Rapture Gaming Router 

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© Asus

Noch ein Fall für Gamer: Schon die Optik des Asus GT-AX11000 ROG Rapture ist eine Ansage, sein Innenleben rüstet einen für alle Herausforderungen des vernetzten Lebens: Der 10-Gigabit-Wi-Fi-Router kommt mit Quad-Core-Prozessor, 2,5G- Gaming-Port, DFS-Band, WTFast, Adaptive QoS, AiMesh für Mesh-Wifi-System und AiProtection-Netzwerksicherheit. 


Netgear Nighthawk RAX200

Netgear Nighthawk RAX200
© Netgear

Der erste Wifi-6-Router von Netgear ist ein Hingucker. Seine acht Antennen versteckt er elegant in den beiden Flügeln. Netgear nennt 12 parallele Datenströme – vier auf 2,4 GHz und acht auf 5 GHz. Theoretisches Maximum auch hier: 11 Gbit/s.


Netgear Nighthawk RAX40-100PES AX3000

netgear_nighthawk_rax40_100pes_ax3000
© Netgear

Eine günstige Lösung für kleine bis mittelgroße Haushalte: 4-Stream-WLAN mit bis zu 600 Mbit/s plus  2,4 Gbit/s sorgen für ultraschnelle WLAN-Geschwindigkeiten. Dabei erweitern zwei leistungsstarke Antennen den Up- sowie Downlink von bis zu 16 gleichzeitigen WLAN-Clients.


TP-Link Archer AX6000

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© TP-Link

Auch TP hat einen Wifi-6-Router im Programm. Seine kombinierte theoretische Maximaldatenrate beträgt 1148 Mbit/s auf 2,4 GHz und 4804 Mbit/s auf 5 GHz ­– in der Summe also rund 6 Gbit/s.



Technik-Wissen: WLAN-Standards

Der älteste, heute noch relevante WLAN-Standard, das 1999 definierte 802.11b (Wifi 1), arbeitet mit der speziellen Kanalbandbreite von 22 MHz und bringt auf diese Weise im 2,4-GHz-Band bis zu 13, sich allerdings überlappende WLAN-Kanäle unter. Alle nachfolgenden Standards ab dem ebenfalls 1999 verabschiedeten 802.11a (Wifi 2, allein auf 5 GHz) setzten dann auf ein ­Kanalraster von 20 MHz. Dies gilt auch für das 2003 eingeführte 802.11g (Wifi 3), das wiederum auf 2,4 GHz begrenzt war. 2009 folgte der Standard 802.11n (Wifi 4), der nun sowohl auf 2,4 GHz (dort allerdings fest mit 20 MHz Bandbreite) als auch auf 5 GHz funken konnte.

Im 5-GHz-Band konnte der Nutzer zudem erstmals wählen, ob er 20 oder 40 MHz Kanal­bandbreite belegen will – abhängig allerdings auch von den Fähigkeiten seiner Endgeräte. Diese variable Bandbreitennutzung wurde beim seit 2014 verfügbaren 802.11ac (Wifi 5) erweitert: Nun standen – allerdings wieder ex­klusiv auf 5 GHz – 20, 40, 80 oder gar 160 MHz Bandbreite zur Wahl.

Neben der Frage, welche Einstellungen die Endgeräte unterstützen, müssen WLAN-Router allerdings auch darauf achten, keine anderen Dienste (wie etwa das Wetterradar) zu stören, und müssen deshalb notfalls auf eine schmalere Kanalbandbreite zurückschalten. Neu bei 802.11ax (Wifi 6) ist, dass dieser Standard nun auch wieder im 2,4-GHz-Band funken kann. Dort stehen 20 oder 40 MHz Bandbreite zur Wahl. Auf dem für Wifi 6 ebenfalls verfüg­baren 5-GHz-Band sind es 20, 40, 80 oder 160 MHz.