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Acer Liquid Jade Primo im Test

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Mal was ganz anderes: Ein Windows-Phone gehört heute schon fast zu den Raritäten. Einen noch höheren Seltenheitswert genießen hier Modelle, die nicht direkt von Microsoft stammen. Ob das edle Acer Liquid Jade Primo Einzigartiges leistet, klären wir in diesem Test.

Autor: Joachim Bley • 19.10.2016 • ca. 4:30 Min

Acer Liquid Jade Primo
Acer Liquid Jade Primo: Das Windows-Phone punktet im Test mit sehr guter Ausstattung.
© Acer

Android, iOS - mit dem Strom schwimmen ist einfach nicht Ihr Ding? In diesem Fall dürfte Acers 5,5 Zoll großes Liquid Jade Primo voll ins Schwarze treffen. Dessen Betriebssystem, Windows 10 Mobile, kommt sonst nur noch in Microsoft-Modellen wie dem Lumia 950 oder Lumia 950 XL zum Einsatz....

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Pro

  • Einschübe für zwei Nano-SIM-Karten
  • wertige Optik, hohe Anfassqualität
  • scharfes, kontrastreiches 5,5-Zoll- OLED-Display
  • Top-Ausstattung
  • gute Ausdauer
  • hervorragende Sende-/Empfangsleistungen im Labor
  • umfassendes Zubehör inklusive Dockingstation

Contra

  • System könnte ab und an flotter laufen
  • Kamera etwas langsam
  • leichte Akustikschwächen in Senderichtung
  • geringe Datenraten via USB, kein NFC

Fazit

connect Testurteil: sehr gut

87,0%

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Android, iOS - mit dem Strom schwimmen ist einfach nicht Ihr Ding? In diesem Fall dürfte Acers 5,5 Zoll großes Liquid Jade Primo voll ins Schwarze treffen. Dessen Betriebssystem, Windows 10 Mobile, kommt sonst nur noch in Microsoft-Modellen wie dem Lumia 950 oder Lumia 950 XL zum Einsatz.

Bei der ersten Kontaktaufnahme hinterlässt das Acer Liquid Jade Primo den nachhaltigeren Eindruck. Das Kunststoffgehäuse wirkt sehr fest und stabil. Eine feine, silberfarbene Kante unterstreicht den noblen Charakter. Obwohl Kameraauge und Mono-Lautsprecher merklich überstehen, überzeugt die Rückseite mit ihrer gebürsteten Metalloptik mehr als die abnehmbaren Plastikabdeckungen der Lumias. Acer gibt einem Plus an Solidität den Vorzug und baut den Akku fest ein. Gute Kondition hat der Energiespender: Im praxisorientierten connect-Mix reicht es für nahezu 7,5 Stunden.

Acer Liquid Jade Primo Gehäuse
Acer Liquid Jade Primo Gehäuse
© Acer

Standesgemäße Hardware

Wie im Lumia 950 macht der Oberklasse-Systemchip Snapdragon 808 (MSM 8992) von Qualcomm mit sechs Prozessorkernen und Taktraten bis 1800 MHz ordentlich Tempo. 3 GB RAM und 32 GB Flashspeicher, von denen 26 GB frei verfügbar sind, komplettieren die nominell identische Hardware. Der Anwender ist mit dem Acer Liquid Jade Primo flott unterwegs, auch wenn's ab und an - wie beim App-Aufruf - mal kurz stockt. Da zeigt sich, dass die Rädchen bei Windows 10 Mobile (Ver. 1511) stellenweise noch einen Tick besser ineinandergreifen könnten. Standardoperationen wie schnelles Scrollen klappen ruckelfrei.

Vollausstattung inklusive

Und die Anzeige? Ist ein Blickfang in Full-HD (1080 x 1920 Bildpunkte). Die Screen-Inhalte werden knackig scharf und kontrastreich abgebildet, die Farben präsentieren sich satt und kräftig. Mit einer Helligkeit von 418 cd/ m2 und erträglichen Spiegelungen ist das auch von der Seite prima ablesbare, selbstleuchtende Display - außer bei grellem Sonnenlicht - auch draußen relativ gut ablesbar.

Ein gigantisches App-Angebot für Windows-Phones lässt weiterhin auf sich warten. Umso besser, wenn die Ausstattung von sich aus schon (fast) alles bietet. Das Acer ist hier erste Sahne. Es sammelte in dieser Kategorie mehr Punkte als alle bislang von connect getesteten Smartphones.

Dual SIM und Belichtungseinstellungen
Dual-SIM an Bord: Dieses Phone kann über zwei Mobilfunkkarten Privates von Geschäftlichem trennen (links). Manuelle Belichtungseinstellungen: Das Jade Primo verwendet dieselbe Kamera-App wie die Lumia-Modelle (rechts).
© Screenshot WEKA / connect

Beispiel Dual-SIM: Dieses Feature ist hierzulande eine Rarität. Das Jade Primo erweitert mit Einschüben für zwei Mobilfunkkarten im Nano-SIM-Format seine Einsatzmöglichkeiten: Private und geschäftliche Telefonate können so elegant getrennt werden. Wahlweise kann man auch in fernen Ländern zur Senkung der Roaming-Kosten zusätzlich eine Karte eines lokalen Anbieters parallel betreiben. Einer der beiden Schlitten ist allerdings auch für eine optionale Micro-SD-Speicherkarte vorgesehen. Wer also den Dual-SIM-Modus verwendet, muss auf die Speichererweiterung verzichten.

Doch auch für dieses Problem präsentiert Acer eine Lösung: Die USB-3.1-Typ-C-Schnittstelle eignet sich für den Anschluss externer Speichermedien. Der erforderliche Adapter (Typ-C-Stecker auf Typ-A-Buchse) liegt nicht bei, Steckernetzteil und Datenkabel dagegen schon. Beim Datenaustausch mit dem PC lässt es das Acer gemütlicher angehen. In unseren Tests wurden nur USB-2.0-typische-Übertragungsgeschwindigkeiten erreicht.

Äußerst kontaktfreudig

Zum opulenten Lieferumfang zählt auch eine Dockingstation, über die das Jade Primo wie ein PC mit Tastatur, Maus und Bildschirm gemeinsame Sache macht. Klar, dass ein Ausstattungsriese wie das Acer fast für jede Alltagssituation auch die passende Funkverbindung parat hält. Dazu gehört Dualband-WLAN gemäß aller gängigen Standards (802.11 a/b/g/n/ac), schneller LTE-Mobilfunk der Kategorie 6 und Bluetooth 4.1 für die drahtlose Kommunikation mit Geräten in der näheren Umgebung. Der Nahfeldfunker NFC fehlt aber ebenso wie ein Fingerabdrucksensor.

Dockingstation
Die Wanne ist voll: In die Dockingstation gesteckt, wird das Acer auch zu Hause zur vielseitigen Bürokraft und zum Entertainer.
© Acer

Die Kamera mag keine Hektik

Einer Aufnahme gönnt das Acer bis zu 21 Millionen Bildpunkte. In der Ausstattung gleicht die Kamera-App ihrem Lumia-Pendant. Das bedeutet: Richtig eingesetzt verbessern der Kontrastoptimierer HDR und die manuellen Belichtungseinstellungen die Bildqualität. Im Automatik-Modus erstellt das Acer draußen und mithilfe zweier LED-Lichter auch drinnen respektable Fotos. Bei manchen Motiven wären noch mehr Details im Hintergrund und an den Rändern wünschenswert gewesen. Die Fokussierung und das Auslösen der Aufnahmen hätte zudem etwas schneller laufen können.

Gemessen und für gut befunden

Beim Telefonieren ging die Sprachverständlichkeit insgesamt in Ordnung. Die Stimme kam beim Gegenüber aber nicht so klar und offen an wie erhofft, was sich auch bei den Akustikmessungen niederschlug. Gerade in Senderichtung muss Acer hier Punktabzüge hinnehmen.

Gut: Windows-Phones entschärfen in Kooperation mit der sprachgesteuerten Assistentin Cortana über individuell anpassbare Ruhezeiten das Problem ständiger Erreichbarkeit. Wer möchte, kann mit dem Fahrzeugmodus Anrufe und SMS-Nachrichten während der Fahrt ignorieren und mit automatischen Antworten auf später vertrösten.

Bei den Sende- und Empfangsleistungen verdiente sich das Jade Primo in allen Mobilfunknetzen Bestnoten. Die Audio-Messwerte waren ebenfalls top. In den Hörproben zeigte das basskräftige Acer musikalisches Talent, vorausgesetzt, die wie so oft dünn klingenden Beipackhörer verbleiben im Karton. Und auch der Monolautsprecher bleibt bei der Wiedergabe besser stumm.

Windows 10 Mobile
Windows 10 Mobile ganz groß: Neben dem charakteristischen Phone-Startbildschirm hält der Continuum-Modus auch den App- Switcher (Bild) und das Info-Center bereit.
© SCreenshot WEKA / connect

Eine faustdicke Überraschung

Nicht zuletzt dank exklusiver Extras wie Dual-SIM und einer Dockingstation ergattert das Jade Primo den Titel des Ausstattungsmeisters, der natürlich auch Microsofts Mobile-Office-Paket und eine Offline-Navigation bietet.

Schön, dass dieses Windows-Phone kleinere Unzulänglichkeiten in der Handhabung mit exzellenten Laborleistungen und guten Ausdauerwerten locker kompensiert. So gesehen ist das formidable Gesamtergebnis dann keine Überraschung mehr. Mit 437 Punkten mischt sich dieser vermeintliche Außenseiter wie selbstverständlich unter die Android-Elite. Wer sich mit Windows 10 Mobile anfreunden möchte, erhält mit dem Acer Liquid Jade Primo nicht nur etwas Besonderes, sondern etwas außergewöhnlich Gutes.

Microsoft Display Dock
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