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Testbericht

Amazon Fire Phone im ersten Test

Mit dem starken Fire Phone will Amazon jetzt auch in Deutschland Kunden gewinnen. Im Test zeigt sich, dass der Plan aufgehen könnte.

Autor: Bernd Theiss • 25.9.2014 • ca. 3:20 Min

Amazon Fire Phone
Amazon Fire Phone
© Amazon

Das Amazon Fire Phone, das in Kürze in Deutschland startet, lädt zu Spekulationen ein: Kann der Riese des Onlinehandels Samsung und Apple Paroli bieten? Das Fire Phone geht ganz offensichtlich seinen eigenen Weg: Statt auf Android zu setzen, hat Amazon sein Betriebssystem Fire OS aus Andro...

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Pro

  • sehr gute Anfassqualität
  • leistungsfähige Hardware
  • einfache Bedienung

Contra

  • proprietärer App-Store
  • kein Zugriff auf Google-Maps
  • kein Micro-SD-Slot
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Das Amazon Fire Phone, das in Kürze in Deutschland startet, lädt zu Spekulationen ein: Kann der Riese des Onlinehandels Samsung und Apple Paroli bieten? Das Fire Phone geht ganz offensichtlich seinen eigenen Weg: Statt auf Android zu setzen, hat Amazon sein Betriebssystem Fire OS aus Android abgespalten und weiterentwickelt. Im Test zeigt sich: Das bringt Vor- und Nachteile.

Bedienung: Intuitiv und übersichtlich

So ist das Fire Phone auf Anhieb gut zu bedienen. Wo Android auf ein anpassbares, kompliziertes User Interface setzt, das je nach Gerät, Hersteller und Anwender mit völlig anderem Aussehen daherkommt, steht beim Fire Phone einfache Bedienbarkeit im Vordergrund. Das zeigt sich etwa am oben auf dem Startscreen platzierten Karussell, in dem man sich durch die zuletzt verwendeten Apps und Inhalte wischen kann. Der Wunsch nach guter Usability führt also zentrale Funktionen auf die oberste Ebene.

Das Fire Phone bei Amazon

Auch sonst wirkt das Fire Phone schnell vertraut, zumal die Bedienung dank der Qualcomm-800-CPU (4 x 2,2 Gigahertz) sehr flüssig gelingt. Dennoch gibt es hier auch Neues zu entdecken: So findet sich auf dem Sperrscreen ein Bild in der "Dynamic Perspective", das sein Aussehen wie ein dreidimensionales Objekt je nach Blickwinkel aufs Display ändert. Das funktioniert über vier in den Ecken platzierte Infrarot-Spezialkameras. Und der Blickwinkel auf das Telefon kann auch zur Bedienung genutzt werden. So lassen sich Kontextmenüs durch Kippen des Geräts vor dem Gesicht aufrufen und ganze Spiele per Dynamic Perspective steuern, was in der Praxis knifflig ist und Spaß macht. Die Software-Entwicklung für Dynamic Perspective will Amazon ausdrücklich unterstützen.

Ein spezielles Display ist für die neue Technik nicht nötig: Die 4,7-Zoll-Anzeige mit für gute Augen scharfen 1280 x 780 Pixeln überzeugt ohne 3-D-Gimmicks. Geschützt werden Screen und Rückseite von Gorilla-Glas, das am Rand dünn vom griffigen, nach hinten abgeschrägten Polyurethan-Gehäuse eingefasst ist. Die Anfassqualität überzeugt, ebenso wie die 13-Megapixel-Kamera mit optischem Bildstabilisator und die 32 oder 64 Gigabyte Arbeitsspeicher; nur die Möglichkeit der Micro-SD-Erweiterung fehlt. Das Funk-Interface liegt mit NFC, a/b/g/n/ ac-WLAN und 9-Band-LTE auf höchsten Niveau.

Google Maps gibt's nicht

Auf Google-Dienste wie den Play Store und Maps muss aber verzichtet werden. Dafür sind ein Amazon-App-Store und die von Nokia bekannte Navigation Here dabei. Doch damit bleiben Apps, die von ihren Entwicklern nicht bei Amazon eingestellt wurden oder die auf Google-Diensten aufsetzen außen vor.

Dafür bringt das Fire Phone Amazon-Spezialitäten mit. Firefly etwa erkennt auf Knopfdruck per Kamera Telefonnummern, E-Mail-, Web- Adressen, QR- und Barcodes und ermöglicht deren direkte Nutzung. Das spart Tipperei, etwa wenn man eine Webseite aus einer Zeitschrift aufrufen will. Auch erkennt Firefly 2000 Kunstwerke, 30 Millionen Songs und 54 Millionen Produkte und öffnet den Weg zu Musik und Produkten im Amazon-Store.

Spezialdienste funktionieren

Über den Service "Mayday" lässt sich bei Einrichtungsproblemen ein menschlicher Helfer per Videokonferenz hinzuziehen, dem sogar Zugriff aufs Telefon gewährt werden kann. "X-Ray" gibt weitreichende Auskunft etwa zu Filmen und Serien über die Filmdatenbank IMDb. So lässt sich schnell feststellen, in welchen Filmen die gerade im Fernsehen beeindruckende Schauspielerin noch zu bewundern ist. Im ersten Check funktionierten alle Amazon- Spezialitäten sehr gut, was auf den Volltest gespannt macht.

Amazon Fire Phone

Verkauft wird das Smartphone zunächst nur mit Telekom- Verträgen. So kostet ein Magenta-Mobil-M-Vertrag (Telefonie- und SMS-Flat, 1,5 GB bei bis zu 50 Mbit/s) statt 39,95 Euro mit Fire Phone 49,95 Euro, was über die Vertragslaufzeit 240 Euro für das Smartphone macht. Doch dafür gibt es bis Ende 2014 noch ein Jahr Prime-Mitgliedschaft inklusive kostenlosem Prime- Instant-Video.

Die Kultur-Flatrate

Mit der Prime-Mitgliedschaft, die den Zugriff auf Amazon Instant Video und auf die Kindle-Bücherei einschließt, geht Amazon die ersten Schritte in Richtung Kultur-Flatrate. Und mit dem Fire Phone liefert der US-Gigant attraktive Geräte zur einfachen Nutzung gleich mit.

Wenn andere Marktteilnehmer, namentlich die Mobilfunkanbieter, planen, künftig über Musik-, Video- und andere Unterhaltungsangebote sinkende Margen in ihrem klassischen Geschäft auszugleichen, müssen sie jetzt schnell reagieren, um mit dem Angebot von Amazon mitzuhalten.

Amazon Fire Phone

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Amazon Fire Phone
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HerstellerAmazon
Preis449.00 €
Wertung384.0 Punkte
Testverfahren1.5