Zum Inhalt springen
Technik. Tests. Trends.
VG Wort Pixel
Wenn der Kopfhörer zur Hörhilfe wird

Doro HearingBuds im Test

Der Markt für Wearables wächst unaufhaltsam, auch weil sie in neue Lebensbereiche vordringen und neue Anwendungsfälle erschließen. Zum Beispiel in Form von Kopfhörern, die auch als Hörhilfe dienen und Geräusche verstärken. Der schwedische Spezialist für Senioren-Smartphones Doro hat jetzt mit den HearingBuds sein erstes Modell vorgestellt. Ob die 400 Euro gut angelegt sind, klären wir im Test.

Autor: Andreas Seeger • 13.10.2023 • ca. 5:15 Min

Online-Siegel
Befriedigend
Einzeltest
DoroHearingBuds
Kopfhörer
Oktober 2023
Doro HearingBuds im Test
Die Doro HearingBuds sind für 399 Euro erhältlich.
© connect

Rund ein Drittel aller Menschen ist von altersbedingtem Hörverlust betroffen und viele finden sich damit ab, weil sie den Gang zum Hörgeräteakustiker scheuen. Hier setzen die neuen smarten Hörhilfen an, denn sie sehen aus wie normale In-Ears und die Schwelle sie zu tragen, ist niedriger als bei ...

Pro

  • sehr guter Sitz im Ohr
  • lassen sich dank Gummiring sehr gut erfühlen
  • einfache Funktionalität und Bedienung, genau auf die Zielgruppe zugeschnitten
  • lange Akkulaufzeit

Contra

  • Case zu groß
  • ANC fehlt
  • Nur drei Silkonaufsätze im Lieferumfang
  • mäßige Soundqualität
  • wenige Einstellungsmöglichkeiten

Fazit

Die Doro HearingBuds sind die günstigsten Hörhilfe-Kopfhörer auf dem Markt und bieten daher einen guten Einstieg in dieses Segment. Dafür muss man aber einige Kröten schlucken: Es gibt kein ANC und auch sonst wenige Einstellungen und Funktionen, die Sound- und Sprachqualität überzeugt nicht.

72,0%

Smartphone gesucht? Nutzen Sie unseren Handyvergleich! Hier vergleichen.

Rund ein Drittel aller Menschen ist von altersbedingtem Hörverlust betroffen und viele finden sich damit ab, weil sie den Gang zum Hörgeräteakustiker scheuen. Hier setzen die neuen smarten Hörhilfen an, denn sie sehen aus wie normale In-Ears und die Schwelle sie zu tragen, ist niedriger als bei einem richtigen Hörgerät. Immer mehr Unternehmen entdecken diese Marktnische und bringen entsprechende Produkte heraus.

Doro verkauft die HearingBuds für 399 Euro. Das ist ein guter Preis, wenn man sich das Marktumfeld anschaut. Die Sennheiser Conversation Clear+ sind mit 849 Euro deutlich teurer (zum Test), genauso wie die Jabra Enhance, die ebenfalls für 800 Euro verkauft werden (zum Test).

Dor HearingBuds Earbuds
Die Earbuds sind mit 6,5 Gramm angenehm leicht zu tragen.
© Hersteller

Größe, Verarbeitung, Tragekomfort

Die HearingBuds machen auf den ersten Blick einen klobigen Eindruck, das liegt vor allem daran, dass die von Außen sichtbare Seite zylinderförmig gestaltet wurde. Dieser Zylinder wird noch einmal von einem (abnehmbaren) Gummiring umlaufen, was die Griffigkeit verbessert: Man kann den Ring sehr gut mit Daumen und Zeigefinger erfühlen und so den Earbud einfach herausnehmen.

Ein Blick auf die Abmessungen und das Gewicht zeigt dann, dass der klobige Eindruck täuscht: Mit jeweils 6,5 Gramm und einer Tiefe von 20 Millimeter bewegen sich die Earbuds in einem klassentypischen Rahmen. Nur Jabra gelingt es mit den Enhance, viel kompakter zu bauen – die sind aber auch entsprechend teurer und funktionieren nur mit iOS.

Dor HearingBuds Earbuds Draufsicht
Die Earbuds sehen aufgrund der ausladenden Zylinderform klobig aus. Der Eindruck täuscht aber. Der umlaufende Gummiring ist abnehmbar, aber man sollte ihn dranlassen, weil er den Grip verbessert.
© connect

Wenn man die HearingBuds beim Einsetzen mit einer leichten Drehbewegung noch einmal an die Ohrmuschel drückt, dann ist der Tragekomfort sehr gut, auch nach längerer Zeit empfanden wir keine Druckgefühle, gleichzeitig sitzen sie fest genug, um nicht unbeabsichtigt herauszufallen.

Weniger gut gefallen hat uns das Ladecase, weil es zu groß geraten ist und nicht mehr bequem in die Hosentasche passt. Hier hätten wir uns eine kompaktere Bauform gewünscht. Das Case besteht wie die Earbuds aus einem matten Kunststoff, der einen sehr guten Grip hat, sich gut anfühlt und unempfindlich gegenüber Fingerabdrücken ist. Haptik und Design sind schlicht und vor allem funktional ausgerichtet.

Die Verarbeitung ist im positiven Sinne unauffällig, die Spaltmaße sind gleichmäßig und der Deckel des Case sitzt fest.

Doro HearingBuds Silikonaufsätze
Die HearingBuds werden mit 3 Ohrpassstücken aus Silikon verkauft. Das ist zu wenig, wenn man bedenkt, dass bei einer Hörhilfe der passgenaue Sitz im Gehörgang entscheidend ist, um Rückkopplungen zu vermeiden.
© connect

Reduktion auf das Wesentliche

Schon der umlaufende Gummiring macht klar, dass Doro sich kompromisslos auf seine Zielgruppe konzentriert. Es gibt keine Unterscheidung zwischen links und rechts, sodass man nicht darauf achten muss, welchen Earbud man auf welcher Seite einsteckt. Die großen Touchflächen auf der Außenseite sind gut abgegrenzt und ermöglichen nur eine rudimentäre Steuerung von Musik: Ein Doppeltipper stoppt oder startet die Musikwiedergabe oder die Annahme von Anrufen. Das ist nicht viel, aber gleichzeitig werden so Fehleingaben ausgeschlossen. Weniger schön: Man kann den Touchflächen per App keine andere Funktion zuweisen.

Doro HearingBuds Ladecase
Das Ladecase besteht aus matten schwarzen Kunststoff. Es passt mit 88 x 47 x 26 Millimeter nicht mehr in die Hosentasche.
© Hersteller

Es werden mit SBC und AAC nur die elementaren Codecs unterstützt, die Verbindung zum Smartphone realisiert Doro über den nicht mehr ganz so frischen Bluetooth-Standard 5.0. Es gibt keine Extras wie Multipoint, auch eine Trageerkennung fehlt, sodass die Musik einfach weiter spielt, wenn man die Earbuds aus dem Ohr nimmt.

Man kann das kritisieren, andererseits wird die anvisierte Zielgruppe kaum aptX HD vermissen. Problematischer ist da schon der Verzicht auf eine aktive Geräuschunterdrückung: Obwohl die Doro HearingBuds mit einem Transparenzmodus Außengeräusche filtern und verstärken können, fehlt ANC.

Nur 3 Silikonaufsätze im Lieferumfang

Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Ohrpassstücke. Doro legt nur 3 in den Lieferkarton, was bei normalen In-Ears ausreichend wäre, bei Hörverstärkern aber zu wenig. Denn Träger einen Hörgerätes wissen: Bei einer aktiven Hörverstärkung treten schnell Rückkopplungen auf. Auch bei Doro: Sobald der Earbud nicht passgenau im Gehörgang sitzt und diesen sauber abschließt, fängt es an zu fiepen. Insofern ist ein passgenauer Sitz enorm wichtig. Daher hätten wir uns mehr Ohrpassstücke im Lieferkarton gewünscht.

Doro HearingBuds Screenshots II
Doro HearingBuds Screenshots von links nach rechts: In den Einstellungen wird auch die Akkulaufzeit für jeden Earbud angezeigt. Davon abgesehen gibt es kaum Extras oder Komfortfunktionen. Doro hat aber umfangreiche Anleitungen hinterlegt, es gibt auch eine lange Liste mit Q&As.
© connect/Hersteller

Neue App konzentriert sich auf das Wesentliche

Zusammen mit den HearingBuds hat Doro auch eine gleichnamige App in die App Stores gestellt (App Store und Play Store). Diese neue App rückt das wichtigste Feature, die Verbesserung von Umgebungsgeräuschen, sinnvoll in den Vordergrund und ermöglicht damit eine Anpassung der Geräuschkulisse in Form von drei Szenarien (Spracherkennung, Natürlich und Medien). Für eine optimale Einstellung ist es unerlässlich, einen Hörtest in der App zu durchlaufen. Dieser ist angelehnt an jene Tests, die man auch beim Hörgeräteakustiker macht. Sie helfen dabei, ein individuelles Hörprofil mit abgestimmten Frequenzbereichen zu erstellen.

Der Fokus auf die Hörverbesserung führt allerdings dazu, dass andere typische Kopfhörer-Funktionen fehlen, es gibt keinen Equalizer, keine vordefinierten Klangprofile für die Musikwiedergabe und wie bereits geschrieben auch keine Möglichkeit, die Steuerung anzupassen. Jabra und Sennheiser bieten hier mehr.

Doro HearingBuds Screenshots I
Doro HearingBuds Screenshots von links nach rechts: Für die Hörverstärkung gibt es 3 Basisprofile, die sich weiter verfeinern lassen. In unserem Test hatte dieses Feintuning allerdings keine hörbaren Auswirkungen. Die Hörprofile werden auf Basis eines Hörtests erstellt, den man vor der Nutzung der HearingBuds unbedingt durchlaufen sollte.
© connect/Hersteller

Hörverstärkung und Klangqualität

Die Hörverbesserung lässt sich über die Hörprofile Spracherkennung, Natürlich und Medien anpassen. Allerdings zeigen unsere Messungen und Tests, dass sich die Dämpfungseigenschaften nicht nennenswert ändern, es ist auch kein pegelabhängiges Verhalten der Dämpfungscharakteristik zu erkennen. Kurz gesagt: Doro könnte die Hörprofile noch stärker differenzieren. Das gilt auch für die Feineinstellungen innerhalb der einzelnen Profile: Hier kann man theoretisch per Schieberegler sowohl die Lautstärke als auch den Fokusbereich verändern. In unserem Test hatte eine Verengung des Fokusbereiches direkt auf den gegenüber sitzenden Gesprächspartner jedoch keine hörbaren Auswirkungen, die Umgebungsgeräusche von rechts und links wurden immer mit derselben Lautstärke durchgeleitet.

Die Hörverstärkung ist ausgewogen, uns sind allerdings kammfilterartige Verfärbungen aufgefallen, die zu einem leicht unnatürlichen Klangbild führen. Das fällt vor allem bei der eigenen Stimme auf, die gewöhnungsbedürftig klingt. Doro spricht denn auch in der Bedienungsanleitung davon, dass einige Geräusche anfänglich seltsam klingen werden. „Nehmen Sie sich daher Zeit, sich an das neue Klangerlebnis zu gewöhnen."

Beim Abspielen von Musik wird die Hörverstärkung automatisch deaktiviert. Der Klang bei der Musikwiedergabe ist nur befriedigend. Das Klangbild ist relativ dumpf und basslastig, zudem waren leise Nebengeräusche in einem Earbud während der Musikpausen hörbar.

Beim Test ist uns die hohe Lautstärke aufgefallen: 125 Dezibel sind für In-Ears ein enormer Wert, der von den meisten Modellen nicht erreicht wird. Mit den HearingBuds kann man also richtig laut aufdrehen. Da eine hohe Lautstärke das Hörvermögen schädigen beziehungsweise den bestehenden Hörverlust verstärken kann, möchten wir dies aber nicht bewerten, sondern nur erwähnen – mit dem Hinweis, dass man die Lautstärke mit Bedacht regeln sollte. Im Zweifel ist leiser besser als lauter.

Doro HearingBuds Frequenzgang Diagramm
Der Frequenzgang zeigt eine deutliche Bassbetonung und einen frühen Hochtonabfall. Dabei gibt es kaum Unterschiede zwischen SBC und AAC.
© connect

Telefonieakustik

Beim Telefonieren können die HearingBuds nicht überzeugen, unser Klangurteil fällt mäßig aus. Während die Stimme des Gesprächspartners noch gut wiedergeben wird, versteht dieser den Träger der HearingBuds schlecht, weil die Mikrofone nicht gut arbeiten: In Senderichtung ist die Lautstärke zu niedrig und auch die Qualität der Stimmwiedergabe überzeugt nicht. Bei der Geräuschunterdrückung hat Doro ebenfalls noch Luft nach oben.

Doro HearingBuds Transparenzmodus Diagramm
Transparenzmodus mit ausgewogener Verstärkung, aber kammfilterartigen Verfärbungen.
© connect

Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit gibt Doro mit 11 Stunden an, was ein realistischer Wert ist. Man kann die Buds also für einen längeren Zeitraum ohne Unterbrechung als Hörhilfe tragen. Über das Case kann man die Earbuds zweimal vollständig wieder aufladen, die Ladedauer liegt bei anderthalb Stunden.

Fazit: Viel Spielraum für Verbesserungen

Die Doro HearingBuds sind mit 400 Euro im Moment die günstigsten Hörhilfe-Kopfhörer auf dem Markt und bieten daher einen preiswerten Einstieg in dieses Segment. Dafür muss man aber einige Kröten schlucken: Es gibt kein ANC und auch sonst wenige Einstellungen und Funktionen, die Sound- und Sprachqualität überzeugt nicht.

Online-Siegel
Befriedigend
Einzeltest
DoroHearingBuds
Kopfhörer
Oktober 2023

Doro HearingBuds

Vollbild an/aus
Doro HearingBuds Technische Daten und Messwerte
Preis (Euro):399
GRÖßE UND GEWICHT
Abmessungen Kopfhörer (L x B x H in mm): 17 x 16 x 20
Abmessungen Ladeschale (L x B x H in mm): 88 x 47 x 25
Gewicht Kopfhörer (Paar)/Ladeschale (Gramm): 13/57
CONNECTIVITY
Bluetooth/Multipoint-Anbindng: 5.0/-
Audio-Codecs: SBC/AAC/aptX/aptX HD/LDAC: +/+/-/-/-
NFC/Headset-Funktion/Latenz: -/+/Nein
BEDIENUNG UND FUNKTIONEN
Play/Pause/nächstes/vorheriges Lied: +/+/-/-
Lautstärke/Anruf annehmen: -/+
Sprachassistent/abrufbar: Google/+
ANC/Transparenzmodus/Trageerkennung: -/+/-
Bedienkomfort: sehr gut
SMARTPHONE-APP
Anmeldung notwendig: Nein
ANC regulierbar: manuell/automatisch: -/-
Transparenz regulierbar: +
Klangprofile vorhanden/Equalizer: -/-
3D-Audio/Steuerung anpassen: -/-
zeigt Akkustand/pro Ohrstück/Ladeschale: +/+/-
Trageerkennung deaktivieren: -
VERARBEITUNGSQUALITÄT
Materialwahl/Qualität Kopfhörer: normal
Wasserresistenz Kopfhörer: IP52
Material Ladeschale: Kunststoff
LIEFERUMFANG
Anzahl Austausch-Ohrstücke (Paar): 3
Ladeschale kabellos ladbar/Ladekabel/USB-Typ: -/+/USB-C
Ladeschale zeigt Status/Ladestand: +/+
Ausdauer (h:mm): 11:00
MESSWERTE
max. Lautstärke (dB): 125
mittlere Dämpfung ohne ANC (dB)/mit ANC (dB): 6/-
mittlere Dämpfung Voice Through (dB): 2

Doro HearingBuds

Vollbild an/aus
Doro HearingBuds Testergebnisse und Punkte
Ausdauer (85) 85 (überragend)
Ausstattung (125) 70 (ausreichend)
Connectivity (10) 5
Bedienung und Funktion (70) 40
Smartphone-App & Einstellungen (30) 10
Lieferumfang (15) 15
Handhabung (75) 59 (gut)
Handlichkeit (50) 42
Tragekomfort sehr gut
Halt im Ohr sehr gut
Verarbeitungsqualität (25) 17
Messwerte (215) 148 (befriedigend)
max. Lautstärke (30) 30
Geräuschdämpfung (50) mangelhaft (23)
Dämpfung Voice Through (10) 8
Frequenzgang und Verzerrungen (10) 6
Klangurteil (95) befriedigend (70)
connect-Urteil max. 500 befriedigend (362)