Testbericht
Focal Scala Utopia
Die Sensation für Freunde der französischen Highend-Szene platzte mitten ins Sommerloch 2008.
- Focal Scala Utopia
- Datenblatt

Der Renommierhersteller Focal aus St. Etienne lanciert die dritte Generation seiner Utopia-Serie, darunter die neue Grande Utopia 3 EM für - bitte festhalten - satte 130_000 Euro. Noch vor deren erster Auslieferung fand die kleinere Schwester Scala Utopia für knapp 20_000 Euro den Weg zu AUDIO, an der sich das Design der neuen Serie studieren lässt.
Mit ihren klassischen drei Wegen erinnert sie ein wenig an die bisherige Alto Utopia.Neu ist allerdings die komplette Trennung aller Volumina. Eine weitgehend unsichtbare Verbindung zwischen den Lagen hält die Gehäuseteile für Mittel- und Hochtöner scheinbar in der Schwebe, was der in der firmeneigenen Schreinerei blitzsauber hochglanzlackierten Lautsprecher-Skulptur trotz ihrer Breite gleichermaßen Schwung und Leichtigkeit verleiht.Das Leichtmetall Beryllium bildet die Membran der Hochtonkalotte und soll diese Leichtfüßigkeit klanglich aufnehmen. Leider ist Beryllium extrem schwierig zu verarbeiten, weil in Staub- und Salzform hochgiftig. Nur geschulte Spezialisten in Science-Fiction- verdächtigen Schutzanzügen dürfen im Werk die Inverskalotten bei Temperaturen von mehr als 900 Grad pressen. Von der Formgebung mit angesetzter, deutlich kleinerer Schwingspule verspricht sich der Entwickler Dominik Baker eine optimale Kraftübertragung und Steifigkeit der Membran. Auch Mittel- und Tieftöner kommen aus dem eigenen Haus. Die Membranen werden aber nicht aus Metall, sondern aus einem Sandwich von Glasfaser und Spezial-Schaumstoff verbacken.

Die Reflexabstimmung sitzt im Sockel verborgen und muss den potenten Elfzöller auch nur minimal unterhalb von 30 Hertz unterstützen. Ebenso moderat greifen die Pegelkorrektoren ein, die per Steckbrücke Bass und Hochtöner an die jeweiligen Umgebungsverhältnisse anpassen. Die Focal-Spezialisten verwehren der Neuen dabei absichtlich ein Bi-Wiring-Terminal: In Frankreich folgt man der Philosophie, Verstärkung und Verkabelung lieber einfach und hochwertig zu halten.

Hörtest
Französischen Charme versprühte der belgische Chansonnier Jacques Brel schon lange, bevor die Utopia-Serie das Licht der Welt erblickte. Sein herzzerreißendes "Marieke" ("Infiniment Remastered", Universal) ging die Scala mit einem Hauch mehr sprühender Energie an als die ehrlichere, dafür auch unbeteiligtere KEF Reference 207/2 (AUDIO 9/07).
Egal, welche Scheibe der suberbe Netzwerkspieler Linn Sneaky DS auch per unkomprimiertem FLAC von der Festplatte fischte, die Scala Utopia war in ihrem Temperament kaum zu bremsen: Bei Berlioz' "Damnation de Faust" (Solti, Decca) schien ein entfesselter Chor dem Zuhörer keine Sekunde Verschnaufpause gönnen zu wollen. Mit Akribie in den Höhen und satt-voluminösem Fundament stürmte förmlich eine ganze Chor-Horde die Bühne. Der Walzer aus Schostakowitschs zweiter Jazz-Suite (Soundtrack "Eyes Wide Shut", WEA) schien sich über die Focal signifikant schneller zu drehen.Doch solche Energieausbrüche sind Geschmackssache, die KEF hielt die Focal mit einer distanzierteren, aber plausibleren Raumdarstellung leicht auf Distanz; vor allem weil sie in längeren Passagen auch das Entspannungsmoment nicht vernachlässigte. Wie sich die Focal überhaupt immer dann am wohlsten fühlte, wenn Spritzigkeit, Fundament und Temperament gefragt waren.Auf der gern gehörten Eagles-Scheibe "Hell Freezes Over" war es dann auch der Track "Life In The Fast Lane", der ihrem Temperament am ehesten entsprach: etwas satter ihre Drumschläge, bissiger ihre Gitarrenriffs, treibender ihr Rhythmus als bei der ähnlich hochauflösenden, doch schlanker und nüchtern-akribischer abgestimmten Thiel CS__3.7 (AUDIO 11/08).
Focal Scala Utopia
Focal Scala Utopia | |
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Hersteller | Focal |
Preis | 20000.00 € |
Wertung | 101.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |