Huawei P10 Lite im Test
Mehr zum Thema: HuaweiMit den günstigen Smartphones der Lite-Serie konnte Huawei in den letzten Jahren Verkaufserfolge feiern. Das neue Mittelklasse-Zugpferd P10 Lite tritt also in große Fußstapfen. connect hat den Test gemacht.

Die Optik ist unverkennbar an die eleganten Schwestermodelle Huawei P10 und Huawei P10 Plus angelehnt, aber einige charakteristische Design-Elemente sind dem Rotstift zum Opfer gefallen: Statt eines teuren Vollmetallgehäuses mit aufgedampften Kunststoffstreifen für die Antennen setzt Huawei beim L...
Die Optik ist unverkennbar an die eleganten Schwestermodelle Huawei P10 und Huawei P10 Plus angelehnt, aber einige charakteristische Design-Elemente sind dem Rotstift zum Opfer gefallen: Statt eines teuren Vollmetallgehäuses mit aufgedampften Kunststoffstreifen für die Antennen setzt Huawei beim Lite auf zwei Glasplatten, die von einem Rahmen aus Aluminium zusammengehalten werden. Die Rückseite schimmert unter dem Glas in vier unterschiedlichen Farben (Schwarz, Weiß, Gold oder Blau), wobei uns die blaue Variante besonders gut gefallen hat. Nachteil des Glasrückens: Fingerabdrücke finden hier eine willige Plattform, besonders bei der schwarzen Variante. Weil der Rahmen fein angeschliffen wurde und das Glas zu den Rändern hin gerundet ist – sogenanntes 2,5-D-Glas –, liegt das P10 Lite angenehm in der Hand. Die Anfassqualität reicht allerdings nicht an das P10 heran, was auch daran liegt, dass das Lite etwas größer ist.
Den Fingerabdrucksensor verlagert Huawei von der Front wieder zurück auf die Rückseite, mittig unterhalb der Kameralinse. Er reagiert erfreulicherweise genauso schnell und präzise wie bei den teureren Modellen – für ein Mittelklasse-Smartphone keine Selbstverständlichkeit. In der Summe können Design und Haptik zwar nicht mit den Schwestern P10 und P10 Plus mithalten, sind aber gelungen und dem Preis angemessen.

Gute Hardware, umfangreiche Software
Das 5,2-Zoll-Display zeigt Inhalte knackscharf mit Full-HD-Auflösung an und bietet mit 460 cd/m2 eine gute Leuchtkraft. Die Darstellung ist kontrastreich und sehr blickwinkelstabil – für ein Mittelklasse-Smartphone sehr gut. Der darunter werkelnde Huawei-Prozessor Kirin 658 (acht Kerne mit maximal 2,1 GHz) erreicht in Benchmarks zwar nur durchschnittliche Ergebnisse, hält das System aber im Alltag flüssig am Laufen. Er wird flankiert von üppigen 4 GB RAM. Der Nutzer freut sich außerdem über 32 GB Speicher (knapp 20 GB verfügbar) und einen Steckplatz für Micro-SD-Karten. Auch die Software macht einen guten Eindruck: Das P10 Lite läuft mit Huaweis neuester Oberfläche EMUI 5.1 und Android 7.0 als System-Unterbau.
Fast alle von den teureren P10-Modellen bekannten Software-Extras sind dabei, unter anderem ein Datei-Manager mit der Option, Bereiche des Telefons mit einer Passwortsperre zu schützen, und ein Telefonmanager mit umfangreichen Sicherheits- und Optimierungsmöglichkeiten. Huawei hebt hervor, dass die Funktion „Knuckle“ erstmals in die Lite-Serie integriert ist: Damit kann man durch Klopfen mit dem Fingerknöchel auf das Display Screenshots sowie Videos aufnehmen und Apps starten. Wir haben diese Funktion zwar bisher nirgendwo vermisst, aber wie man es dreht und wendet: Das Software-Paket, das die Chinesen auf dem P10 Lite schnüren, verdient Anerkennung. Weniger begeistert sind wir dagegen von der altmodischen Micro-USB-Buchse – in diesem Preisbereich gehört der moderne USB-C-Standard heute zur Grundausstattung. Samsung macht es besser, sowohl das Galaxy A5 als auch das Galaxy A3 (beide 2017) sind mit dem Micro-USB-Nachfolger ausgestattet.
Starke Frontkamera
Bei der Kamera werden die Unterschiede zwischen Mittel- und Oberklasse sehr deutlich. Das P10 Lite bietet zwar viele Sonderfunktionen, unter anderem Zeitlupe, Zeitraffer und „Lichtmalerei“ (mit extrem langer Belichtungszeit), die in einer übersichtlichen Benutzeroberfläche aufbereitet werden. Die Bildqualität kann allerdings nicht mit den teuren Modellen der Leica-Serie mithalten. Deren charakteristische Doppel-Linse fehlt, das Lite-Modell muss stattdessen mit einer namenlosen 12-Megapixel-Optik auskommen.
Diese bietet eine Bildqualität, wie wir sie in dieser Preisklasse kennen: Bei guten Lichtverhältnissen gelingen wirklich schöne Bilder. Bei wenig Licht werden die Fotos aber schnell schlechter – hier tritt der Unterschied zu einer Oberklasse-Kamera à la P10 deutlich zutage. Das wird kaum jemanden überraschen. Viel interessanter ist dagegen der Befund, dass das bereits erwähnte Galaxy A5 (2017), das momentan für 370 Euro erhältlich ist, im direkten Fotovergleich in der Regel einen Tick besser abschneidet.
Das gilt allerdings nicht für die Frontkamera: Hier hat das P10 Lite mit seiner 8-Megapixel-Optik die Nase vorn, auch dank eines neuen Porträt-Modus, der Gesichter nachschärft und den Hintergrund mit einem kaum sichtbaren Bokeh überzieht.

Laborwerte und Fazit
Das P10 Lite ist als Single-SIM- und als Dual-SIM-Version erhältlich; bei Letzterer kann man in das Micro-SD-Fach statt einer Speicherkarte eine zweite SIM-Karte einlegen. Die uns vorliegende Dual-SIM-Variante überzeugte in der Hochfrequenzkammer mit guten bis sehr guten Funkeigenschaften in allen drei Netzen. Die Sprachqualität ist im positiven Sinne unauffällig. Das mitgelieferte 18-Watt-Netzteil erreicht zwar nicht ganz die Power der P10-Schwestermodelle (23 Watt), was in der Praxis aber kaum einen Unterschied macht: Nach etwa 100 Minuten ist der 3000-mAh-Akku wieder vollständig aufgeladen. Die Laufzeit fällt dagegen deutlich ab: Die von uns gemessenen 6:02 Stunden dürften in der Regel bis zum Abend ausreichen, andere Modelle in dieser Liga haben aber einen längeren Atem – Samsungs A-Serie steht bei über neun Stunden.
Unser Fazit fällt daher auch gespalten aus: Das P10 Lite ist ohne Frage ein grundsolides Smartphone, das alles mitbringt, was man in dieser Preisklasse erwarten darf. Aber die Konkurrenz ist in diesem umkämpften Marktsegement ebenfalls gut aufgestellt und hat ein paar heiße Eisen im Feuer, an erster Stelle steht hier Samsungs A-Serie. Unsere Prognose lautet daher: Das P10 Lite wird nur ein Erfolg, wenn der Preis deutlich runtergeht.