Huawei P10 im Test
Mehr zum Thema: HuaweiMit seinem kompakten und auffällig gerundeten Aluminiumkorpus liegt Huaweis neues Flaggschiff P10 besser in der Hand als jedes andere uns bekannte Smartphone. Was unter der schönen Schale steckt, enthüllt der Test.

- Huawei P10 im Test
- Huawei P10: Kamera und Ausdauer
Huawei erlebte in den letzten Jahren einen beispiellosen Aufstieg. Die Chinesen haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, sich vom Billigsegment in den Premiumbereich hochzuarbeiten und sind jetzt der drittgrößte Smartphone-Hersteller der Welt hinter Apple und Samsung. Der Chef der Smartphone-...
Huawei erlebte in den letzten Jahren einen beispiellosen Aufstieg. Die Chinesen haben es innerhalb kürzester Zeit geschafft, sich vom Billigsegment in den Premiumbereich hochzuarbeiten und sind jetzt der drittgrößte Smartphone-Hersteller der Welt hinter Apple und Samsung. Der Chef der Smartphone-Sparte, Richard Yu, hat 2016 ein ambitioniertes Ziel ausgegeben: Innerhalb der nächsten fünf Jahre will man die Weltspitze erobern. Wenn das klappen soll, muss es künftig genauso steil bergauf gehen wie im letzten Jahr, als Huawei den Absatz um sagenhafte 29 Prozent auf 139 Millionen verkaufte Smartphones steigern konnte.
Ein zentraler Baustein dafür sind die Modelle der P-Serie, die das Aushängeschild der Huawei-Produktpalette bilden. In diesem Jahr sind die Chinesen besonders früh dran und haben das P10 schon Ende Februar 2017 auf dem Mobile World Congress in Barcelona enthüllt. Es kommt in Deutschland Mitte März in zwei Displaygrößen in den Handel: als P10 mit 5,1 Zoll und als P10 Plus mit 5,5 Zoll. Das Plus-Modell hat nicht nur das größere Display, auch die technische Ausstattung wurde leicht aufgemotzt: 2K-Display statt Full-HD, größere Blendenöffnung (F1.8 statt F2.2) und mehr Speicher (6 GB/128 GB statt 4 GB/64 GB) sind die wichtigsten Unterschiede.
Nichtsdestotrotz ist das P10 das massentauglichere Modell; zum einen weil es mit seinem 5,1-Zoll-Display handlicher ist, zum anderen weil es sich mit einem Preis von 599 Euro noch in einem Rahmen bewegt, der von qualitätsbewussten Menschen akzeptiert wird. Das Plus-Modell ist mit 749 Euro deutlich teurer.

Verarbeitung top, aber ohne Taucherqualitäten
Die Designer haben das Kunststück fertiggebracht, im Vergleich mit dem bereits sehr gelungenen Vorgänger Huawei P9 noch einmal eine ordentliche Schippe draufzulegen. Der Korpus ist besonders auf der Rückseite deutlich runder geworden, wodurch das kompakte Smartphone extrem gut in der Hand liegt. Dabei haben sich die Maße kaum geändert: Das P10 ist zwei Millimeter schmaler geworden, aber genauso hoch wie der Vorgänger und mit sieben Millimetern Bauhöhe wieder außerordentlich schlank. Weil die Kunststoffeinlagen für die Antenne kaum sichtbar ins Aluminium eingearbeitet sind und der Fingerabdrucksensor von der Rück- auf die Vorderseite unter das Display gewandert ist, wirkt das Gehäuse geschlossener, glatter und damit auch eleganter.
Das P10 ist ein Blickfang, der sich genauso gut anfühlt wie er aussieht. Es wird in Deutschland zunächst in Silber, Schwarz und Gold verkauft, unser Favorit ist aber die blaue Variante, die mit ein paar Wochen Verzögerung folgen soll. Hier hat Huawei auch die Struktur der Rückseite verändert: Das Aluminium wurde nicht sandbestrahlt, stattdessen sind winzige Prismen in die Oberfläche gefräst, die ihr einen leicht rauen Touch geben. Die Rückseite ist nicht nur besonders griffig, das schimmernde Muster der Lichtreflexionen gibt dem Smartphone außerdem das gewisse Etwas. Beim Design macht Huawei niemand etwas vor, im Gegenteil: Die Chinesen sind gerade dabei, die Standards für andere zu setzen.
Angesichts dieser Kompetenzen ist es allerdingsnicht nachvollziehbar, warum auf eine IP-Zertifizierung verzichtet wurde. Gehäuse und Mainboard sind zwar mit einer wasserabweisenden Beschichtung versehen, sodass das P10 auch einen Regenschauer problemlos überstehen dürfte – aber wer möchte es schon darauf ankommen lassen, wenn verbindliche Aussagen seitens des Herstellers fehlen? Die Topmodelle von Samsung und Apple sind nach IP67/8 zertifiziert und damit gegen zeitweiliges Untertauchen geschützt. Hier hat Huawei eine offene Flanke.
Potente Hardware, intelligente Benutzeroberfläche
Technisch präsentiert sich das P10 auf der Höhe der Zeit. Das 5,1 Zoll große LCD ist leuchtstark und bietet auch in heller Umgebung eine brillante und kontrastreiche Darstellung (die Display-Messergebnisse finden Sie auf der folgenden Seite). Der interne Speicher bietet üppige 48 GB zur freien Verfügung, über einen Micro-SD-Steckplatz kann weiter aufgerüstet werden. Den Chipsatz hat der Hersteller vom größeren Mate 9 übernommen, was eine gute Entscheidung ist, denn der von der Huawei-Tochter HiSilicon produzierte Kirin 960 erfüllt allerhöchste Ansprüche und macht auch bei grafisch anspruchsvollen Apps nicht schlapp. Der Achtkerner taktet unter Last mit 2,4 GHz und wird von 4 GB RAM unterstützt. Apps starten flott, das System reagiert in jeder Situation verzögerungsfrei und erzielt in Benchmarks Spitzenplatzierungen.
Damit das Tempo auch nach längerer Benutzung hoch bleibt, hat Huawei Algorithmen im System implementiert, die auf Basis von maschinellem Lernen die App-Nutzung des Besitzers analysieren: Wann wird Facebook geöffnet, wann die Nachrichten-App? Gibt es ein Muster? Häufig genutzte Apps parkt das P10 in einem Zwischenspeicher, auf den das System immer schnellen Zugriff hat. Wie gut dieser Ansatz funktioniert, wird erst in ein paar Monaten deutlich werden. Wir halten ihn jedenfalls für sehr spannend und möchten noch darauf hinweisen, dass die erfassten Daten laut Huawei auf dem Smartphone verbleiben, also nicht in eine Cloud wandern und in irgendeiner Form ausgewertet werden.