Testbericht
Im Test: Plattenspieler Pro-Ject Xperience Basic+
Der neue Plattenspieler Pro-Ject Xperience Basic + (875 Euro) hat zwar keine Haube, dafür ist sein Klang nicht nur "Basic", sondern überragend.
- Im Test: Plattenspieler Pro-Ject Xperience Basic+
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Ja, auch uns ist aufgefallen, dass vor allem der Tonarm noch viel klangliches Potenzial birgt. Aber schaun mer mal, was die Zukunft so bringt." Dies war der Kommentar von Pro-Ject-Chef Heinz Lichtenegger auf unseren Hinweis, dass der exzellente Klang des Essential, der beim Test in Heft 6/2010 sogar ein stereoplay Highlight einheimste, wohl weniger auf das Laufwerk als auf den Tonarm 8.6 UP zurückgeht.
Mit diesem Tonarm, dem Ortofon MC 25 E sowie einem neuen Laufwerk schnürte der quirlige Österreicher nun das Paket Xperience Basic+. Damit dürfte klar sein, dass ein Exklusivtest in stereoplay fällig ist.
Wie der Name schon andeutet: Der Xperience Basic+ stellt eine abgespeckte Variante des Xperience Classic dar, der als Superpack mit System Ortofon 2M Bronze in stereoplay 3/2010 getestet wurde. Beim Basic+ entfällt zum Beispiel die Haube. Für alle, die ihr Schmuckstück staubfrei halten wollen, gibt es optional die "Cover it 1" (210 Euro).
Nicht gespart hat man bei den Bestandteilen des Pakets. So ist der MC-Abtaster Ortofon MC 25 E (Einzelpreis: 385 Euro) montiert. Auch das Kabel "Connect it Phono RCA-CC" für 115 Euro liegt bei.
Die Grundplatte besteht bei der Basic+-Variante nicht aus furniertem Holz, sondern aus transparentem Acryl-Glas. Die gedämpften Füße des größeren Bruders wichen simpleren Alu-Kegeln.

Das Lager entspricht dem des kleinen Bruders Essential. Wie bei ihm ist eine Edelstahlachse in den Teller eingepresst und verklebt; sie dreht sich in einer Bronzebüchse auf einer Edelstahlkugel. Die Basis für die Kugel wiederum ist ein Edelstahlspiegel.
Simple, gute Lösungen

Da Motoren mechanische Unruhe verbreiten, spendierte Lichtenegger dem Exemplar im Xperience Basic+ ein eigenes Gehäuse, das keinen direkten Kontakt zur Grundplatte besitzt. Dies führt zu niedrigeren Rumpelgeräuschen als selbst beim großen Bruder Xperience Classic, dessen Motor direkt auf der Grundplatte in Gummibändern montiert ist.

Das Messergebnis der stereoplay TESTfactory zeigt, dass die komplette Trennung des Motors einen simplen, aber nachvollziehbar effektiven Trick darstellt, um Vibrationen der Antriebseinheit zu vermeiden. Beide Modelle besitzen die gleichen 16 Volt-Synchronmotoren.
Die Elektronik für die zwei zeitversetzten Sinusschwingungen, die der Motorrotation dienen, verfrachteten die Österreicher in das Gehäuse des Antriebs. Es handelt sich hier um eine einfache Phasenschieberschaltung mit Kondensator und Widerstand. Dass Lichtenegger einen Rundriemen aus Silikon verwendet, trägt aber bestimmt nicht zu besserem Gleichlauf bei. Denn solche Gummis lassen sich nicht ganz so exakt fertigen wie Flachriemen.
Der Tonarm 8.6 UP ist mechanisch wie auch konstruktiv in seiner Preisklasse einzigartig. Die Einpunktlagerung mit Edelstahlspitze und Stahlpfanne im Tonarmrohr scheint nicht nur sehr leichtläufig, sie ist auch für eine solche Lagerart angenehm wackelfrei. Schade aber, dass man das Antiskating mit Fadengewicht durch die drei Rasterpunkte am Arm nur recht grob einstellen kann.
Spielfreude pur
Schon die ersten Takte Musik im Hörraum zauberten Überraschung und Begeisterung in die Gesichter der Tester. Denn der Basic+ mit dem von Haus aus perfekt justierten MC 25 E spielte so schwungvoll und ergreifend musikalisch, dass wir sogleich den großen Bruder, das stereoplay Highlight Xperience Classic SuperPack mit Ortofon 2M Bronze, zum Vergleich an der Referenz-Phonostufe Accuphase C 27 (12/09) mit ihren gleichwertigen MC- und MM-Eingängen anschlossen.
Aber der günstigere Bruder stand in keinster Weise zurück. Er präsentierte feinste Nuancen sogar noch deutlicher und beherrschte das Kunststück, in Melodielinien jedem einzelnen Ton seine Bedeutung zu geben. George Bensons Gitarre perlte etwa in "California Dreamin'" (CD "White Rabbit") pointierter und klarer als über den Classic SuperPack. Dieser wehrte sich zwar tapfer mit druckvollerem Bass und minimal mehr Fundament. Das konterte der Basic+ aber mit den genaueren Umrissen locker aus.
Zudem betonte er Unterschiede zwischen ähnlichen Instrumenten besser. Anders als der Classic SuperPack zeigte der Basic+ die Abweichung der akustischen Gitarre Jay Berlingers von George Bensons Jazz-Klangkörper in einer Deutlichkeit, welche die stereoplay-Tester nur von höheren Preisklassen kennen.
Dass der Basic+ auch bei großorchestraler Musik nicht in die Knie ging, ließ die Begeisterung noch wachsen. Da er in leisen Passagen etwas stärker aufdröselte, offerierte er einen größeren Dynamikumfang, während das Klangbild des Classic SuperPack etwas verschwommener wirkte. Nachdem laute Tutti-Stellen mit dem Basic+ unverkrampfter und durchhörbarer rüberkamen, waren die Tester vollends überzeugt. Es fiel sogar der Satz: "Selbst mit einer 1 vorne auf dem Preisschild wäre der Pro-Ject Basic+ noch immer ein Hammer."
Das Urteil konnte nur lauten: ein Klangpunkt mehr gegenüber dem größeren Bruder und ein ganz dickes stereoplay Highlight.
Pro-Ject Xperience Basic + Ortofon MC 25 E
Pro-Ject Xperience Basic + Ortofon MC 25 E | |
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Hersteller | Pro-Ject |
Preis | 875.00 € |
Wertung | 42.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |