Testbericht
Logitech Squeezebox Touch
Man kann ein Musiknetzwerk aufwendig planen, Kabel hinter Wände verlegen und Lautsprecher unsichtbar vermauern. Das dürfte teuer werden. Man kann sich aber auch einfach ein paar intelligent zusammenspielende Netzwerk-Player besorgen, die sich die Musik kabellos von einem zentralen ¬Medienserver holen. AUDIO zeigt die Stärken und nennt die Schwächen von Logitech und testet die Newcomer: die Squeezebox Touch und Squeezebox Radio.
- Logitech Squeezebox Touch
- Datenblatt

Gegründet 2001 im kalifornischen Mountain View, zählt Slim Devices zu den Pionieren des Netzwerk-HiFi - eine kleine, feine Mannschaft mit brillantem Konzept, dem sie auch nach dem Verkauf an Logitech im Jahr 2006 treu geblieben ist. Die Player der Squeezebox-Familie besitzen wenig eigene Intelligenz und überlassen das Denken weitgehend dem Server. Das schließt zwar allzu schwächliche NAS-Platten von der Rolle als Zentralrechner aus, vergünstigt aber die Player und verringert das Risiko, dass deren Hardware irgendwann den Fortschritt bremst.

Jedes Update des kostenlosen Serverprogramms bringt neue Features und Fähigkeiten, ergänzt durch zahllose Plugins, die eine riesige Nutzerbasis nach dem Open-Source-Prinzip beisteuert. Stets profitieren von einer Entwicklung alle Squeezeboxen bis hin zur acht Jahre alten Urahnin SLIMP3, die heute noch jedes normale "Internetradio" erniedrigt.
Für AUDIO interessant werden die Logitechs aber nur, weil sie trotz enormen Spielwerts alles andere als Spielzeug sind: Dank hochwertiger Taktgeber- und Wandlertechnik klingen Touch, Duet und Transporter wie deutlich teurere CD-Player, während Boom und Radio mit ihren DSP-gesteuerten Aktivlautsprechern erstaunlich vollwertige Komplettanlagen bilden.
Squeezebox Touch
Gerade haben wir noch die Eleganz "schlanker" Streamer gepriesen, da kommt die Squeezebox Touch glatt mit der doppelten Prozessorleistung ihres Vorgängers Classic (alias Squeezebox 3, AUDIO 4/08) daher. Grund dafür ist einerseits der liebevoll gestaltete, intuitiv nutzbare Touchscreen, der mehr Ressourcen braucht als das monochrome Punktmatrix-Display der Classic.

Für Squeezebox-Fans noch aufregender - und am Markt womöglich entscheidender - ist aber die zweite rechenintensive Neuerung: Die Touch kann ihr eigener Server sein und braucht dafür lediglich eine normale USB-Platte.
Oft war der ressourcenhungrige Squeezebox Server der einzige, aber entscheidende Nachteil der Logitech-Slimdevices-Familie. Er versorgt zwar seine Netzwerk-Schäfchen in unfassbarer Schnelligkeit mit Musikdaten, Coverbildern, vielen Metadaten und umfangreichen Sortiermöglichkeiten (von denen beispielsweise Nutzer eines herkömmlichen DNLA-Servers wie Twonky nicht mal zu träumen wagen), benötigt dazu aber entsprechend Prozessorleistung und Arbeitsspeicher. Beide sind in einer NAS nicht gerade die günstigsten Features. Wer seine Squeezebox-Produkte adäquat nutzen wollte, musste also zwangsläufig aufrüsten (oder gar einen PC als Serverinstanz opfern).

Die Squeezebox Touch aber bringt nun ihre eigene Server-Intelligenz mit. In Kombination mit einer externen USB-Festplatte (im Praxis-Versuch eine Samsung 2,5-Zoll-Platte S2 portable mit 500 GB) und ausreichender Stromversorgung derselben (bei 3,5-Zoll-Platten unbedingt mit eigenem Netzteil) mutiert die Squeezebox Touch vom reinen Netzwerk-Renderer zum Media-Server. Die rund 15000 MP3- und FLAC-Dateien auf der Testplatte scannte die Touch in weniger als einer Stunde und legte eine umfassende Musikbibliothek mitsamt allen Covers an.
Ungefähr zehn Prozent der Plattenkapazität reserviert sie für die Ablage ihrer eigenen Systemdateien. Der Touch-Server benötigt einige Sekunden mehr für den Abruf der Medien als der gängige Squeezebox-Server, das ist aber leicht zu verschmerzen, dient die Touch doch auch noch anderen Squeezeboxen als mediale Basisstation.
In der Tester-Küche beispielsweise holte sich eine Squeezebox Boom fortan einfach die Musik per Drahtlos-Netzwerk vom Server der Touch: ohne Verzögerungen, Aussetzer oder andere gefüchtete Stolperer, aber inklusive Gapless-Wiedergabe und schnellem Vorlauf, beides sehr beliebte Features.
Auch der Zugriff vom PC über das Netzwerk auf die angehängte USB-Platte funktioniert problemlos. Übrigens: Geht die Squeezebox in den Standby-Mode, schaltet sich auch die USB-Platte nach einer Weile brav ab. Und eine zuvor ordentlich vom System getrennte externe Platte wird nach einem kurzen Begrüßungs-Scan sofort wieder als Datenlieferant erkannt.
Die finale Software hatte aber keinen erkennbaren Einfluss auf den Klang. Manch einem begeisterten Ausruf im Squeezebox-Forum, die Touch wäre nun der Duet überlegen, gar dem großen Transporter gleichgestellt, konnte AUDIO nicht bestätigen. Der Transporter bleibt die audiophilere, die Duet die günstigere - und die Touch die vielseitigste Squeezebox
Squeezebox Radio
Wer im Wohnzimmer eine Touch betreibt, könnte auf dem Nachttisch oder in der Küche ein Squeezebox Radio platzieren und müsste sich beim Bedienen dank eng verwandter Menüstruktur kaum umgewöhnen. Der Sechs-Zentimeter-TFT-Schirm dient hier zwar nur der Anzeige und nicht der Steuerung, ist aber ebenfalls farbig und verblüffend hochauflösend. Von der anderen Zimmerecke aus ablesbar ist er freilich nicht, und daher ist es auch verzeihlich,dass dem Radio keine Fernbedienung beiliegt - in der typischen Hörsituation steht das niedliche, nur etwa 20 Zentimeter breite Teil ohnehin in Griffweite.Konsequent hat Logitech / Slim Devices dem Radio genau das verwehrt, was man anhand des Namens vielleicht erwarten würde, nämlich analoges FM-Radio.

Auch mit dem moribunden, wider jede Vernunft weiterhin massiv subventionierten "Digitalradio" DAB werden wir nicht behelligt und finden im Radio genau das, was wir in allen Squeezeboxen finden: Musik vom eigenen Festplatten-Server und von on-demand-Lieferanten wie Napster, persönliches Internetradio a la Last.fm sowie tausende Podcasts und "normale" Internetradios aus der ganzen Welt, auf Wunsch sortier- und organisierbar über einen kostenlosen Account bei mysqueezebox.com, dem großen Zentralrechner der Squeezebox-Welt. Da sich jeder Sender, jedes Album und jede Playlist auch als Weckton einsetzen lässt, wird man morgens auch nicht mehr von Werbung fürs lokale Möbelhaus oder abgegriffenem Top-Ten-Quark belästigt.
Umso schöner, wenn die Stimme der Squeezebox dann auch bis ins Badezimmer trägt. Hat man dort nicht sowieso eine weitere Squeezebox stehen, spielt sie allemal laut genug für die älteste Form der Multiroom-Beschallung: einfach aufdrehen. Das Radio schallt zwar nur in Mono, erzeugt dieses jedoch mit fast high-endigem Aufwand, indem es einen 19mm-Kalottenhochtöner und einen 8cm-Bass an separaten Digitalendstufen mit einer digitalen Aktivweiche laufen lässt. Hinzu kommt ein absolut klapper- und schepperfreies Kunststoffgehäuse, das selbst bei hohen Pegeln keine erkennbare Färbung im Klang hinterlässt.
Wer immer bei Logitech für diese Kleinst-PA zuständig war, wusste genau was er tut - und für welchen Anwendungszweck: Am ausgewogensten klingt das Radio in wandnaher Aufstellung, auf dem Nachttisch oder im Regal. Der Klang ist zwar auch dann nicht ganz so breitbandig wie der der fabelhaften Squeezebox Boom, aber genauso lebendig, präzise und verfärbungsarm.

Steuerung
Grundsätzlich lassen sich alle Squeezeboxen mit Ausnahme des Duet-Receivers auch sehr komfortabel per Infrarot-Fernsteuerung bedienen. Die einfarbigen Displays sind groß, kontraststark und in der Schriftgröße einstellbar; die Touch wechselt vom detailreichen Touchscreen-Layout zu schlichten Riesenschrift-Menüs, sobald sie Infrarot-Kommandos sieht.
Noch mehr Sofa-Komfort bringen der mit eigenem TFT ausgestattete Duet-Controller und der iPod Touch mit dem App iPeng. Sie eignen sich für alle Squeezebox-Modelle und zeigen Album- oder Artist-Listen mit Cover-Miniaturen. Das Cover der gerade spielenden Platte zeigen sie bildschirmfüllend.

Suchen kann man nach Künstlern, Alben, Titeln, Erscheinungsjahr, Genres und Komponisten; mit dem Plugin Custom Scan lassen sich auch selbst definierte Metadaten, etwa für eine präzisere Klassik-Katalogisierung, in den Scans berücksichtigen. Lange Listen verlieren dank dynamischem Scroll-Rad (Boom, Radio, Transporter, letzteres sogar mit Force-Feedback!) und Alphabet-Tasten (alle Fernbedienungen außer Boom) ihren Schrecken. Alle Betriebsarten bieten zudem eine Volltext-Suche.

Playlisten lassen sich im laufenden Betrieb zusammenstellen, ändern und auf Wunsch auch speichern. Alben laufen perfekt gapless, für gemischte Listen lassen sich fließende Übergänge definieren (Crossfade). Automatisch generiert werden praktische dynamische Playlisten a la "zuletzt hinzugefügt", "häufig gehört" usw.
Die +-Taste führt stets zum passenden Kontextmenü - im Now-Playing-Screen etwa könnte es Dateiangaben, Links zu Last.fm (z.B. "ähnliche Musik hören"), Infos zum Künstler und ähnliches enthalten; hinzukommen diverse Playlist-Befehle.
Formate
Gemeinsam mit Sonos und Linn gehört Logitech zu den wenigen Systemen, die durchgehende Alben wirklich unterbrechungsfrei spielen (siehe auch rechts). Die Player unterstützen alle relevanten Musikformate einschließlich der verlustfreien Formate Apple Lossless, FLAC und WAV, die letzteren beiden sogar bis 96kHz/24Bit (Touch und Transporter). Format-Exoten werden vom Squeezebox Server "on the fly" in unterstützte Formate konvertiert, ebenso z.B. 96/24-Dateien, wenn sie auf Squeezebox-Modellen laufen sollen, die diese nicht nativ verstehen. Selbst für obskure Streaming-Wünsche gibt es dank zahlloser Plugins meist eine Lösung.
Fazit
Auch wenn sie jetzt Teil der "Streaming Media Business Unit" von Logitech sind, haben die Slim-Devices-Köpfe nichts von ihrer Originalität eingebüßt: Ihr Squeezebox-Konzept zeugt bis ins kleinste Hardware-Detail, bis in den hintersten Programm-Winkel von Stil, Sorgfalt und HiFi-Verständnis. Fast ein Jahrzehnt gemeinsamer Arbeit von Entwicklern, Usern und Open-Source-Community haben der Software, auf der die Squeezeboxen basieren, eine Reife und Eleganz beschert, an der sich andere Anstrengungen messen lassen müssen.
Von ähnlich erschwinglichen Systemen besteht den Vergleich nur das Sonos, und selbst deutlich teurere Ansätze scheitern mitunter schon an Grundlagen wie der Gapless-Wiedergabe. Gegenüber dem Sonos zeichnet sich das Logitech-System durch seine größere Offenheit und Entwicklungsdynamik aus, dafür ist es nicht ganz so einfach zum Laufen zu bringen - wer eine CD rippen kann, sollte aber auch das in wenigen Minuten hinbekommen.
Logitech Squeezebox Touch
Logitech Squeezebox Touch | |
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Hersteller | Logitech |
Preis | 400.00 € |
Wertung | 95.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |
Gutscheine
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