Testbericht
Mini-Netzwerk-Receiver: Denon Ceol Piccolo (DRA-N5) im Test
Die Mini-Anlage Ceol Piccolo von Denon widmet sich konsequent der digitalen Tonkost von Festplatte, Smartphone und Daten-Wolke. Und liegt mit diesem Konzept nicht nur optisch total im Trend.

Sie sind jung und sie brauchen das Geld. Um es für die schönen Dinge im Leben auszugeben: Mode, Gadgets wie iPad und Smartphone und natürlich Musik. Das ist kurz beschrieben die Zielgruppe, an die sich die ultrakompakte Komplett-Anlage Ceol Piccolo wenden dürfte. Die Voraussetzungen dazu stimmen: Die Piccolo schafft es mit ihren namensgebenden kleinen Abmessungen selbst in der engsten Zweiraum-Wohngemeinschaft noch in ein Billy-Regal und kann dort mit ihrer Hochglanz-Optik in Weiss oder Schwarz glänzen. Mit knapp 530 Euro ist sie auch für Bafög-Bezieher noch kalkulierbar. Und vor allem bietet sie unbegrenzte Möglichkeiten, Musik so zu entdecken, wie es (nicht nur) die 14- bis 29-Jährigen lieben: spontan und total digital.
Denon Ceol Piccolo: Anschlüsse
An die Ceol Piccolo kann so ziemlich alles andocken, was Musikdaten hortet: der Speicher-Stick per USB an der Front, iPhone und iPod mit dem gewohnten 30-poligen-Connector-Anschluss auf dem dezent unter einer Klappe verborgenen Dock auf dem Dach. MacBook, iPad und das iPhone 5 mit der neuen Lightning-Schnittstelle finden alternativ drahtlos per AirPlay oder USB-Kabel Anschluss.
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Damit die hungrigen Apple-Zuspieler optimal versorgt werden, liefert die Piccolo selbst im Standby-Betrieb genügend Ladeenergie und schaltet erst dann in den flexibel einstellbaren Energiespar-Modus. Wer es damit sehr genau nimmt, kann die Piccolo auf äußerste Sparsamkeit trimmen, muss aber zum Einschalten der Mini-Anlage zur beiliegenden Fernbedienung greifen. Mit der Option "Network Standby" reagiert sie dagegen aus dem Schlaf auch auf die Befehle der Denon-eigenen App "Denon Remote" für iOS und Android, benötigt dazu aber etwas mehr Ruhestrom.
Dieser Exkurs verrät schon, dass die Ceol Piccolo selbstverständlich auch über das Heimnetzwerk anspielbar ist - wahlweise per Ethernetkabel und -Buchse auf der Geräterückseite als auch drahtlos im WLAN. Für die letztere Variante reserviert sie bei dazu fähigen Routern per WMM (WiFi Multimedia) gerne etwas Extra-Bandbreite für einen stabileren Übertragungsweg. Dann braucht es für das Stöbern in der digitalen Plattensammlung nur noch einen DNLA-fähigen Mediaserver wie zum Beispiel Twonky auf einer Netzwerk-Festplatte oder Windows Media Player auf dem PC. Der Internetradiodienst vTuner serviert zudem Tausende Internetradiostationen, und über den Musik-Abo-Dienst Spotify ist der Plattenladen des Vertrauens gegen eine monatliche Abo-Gebühr von rund 10 Euro ebenfalls inklusive.
Denon Ceol Piccolo: Bedienung
Bei diesem total vernetzten Angebot fällt die Abwesenheit des CD-Laufwerks kaum auf. Vermutlich war es in erster Linie die Platz- und auch Kostenersparnis, die dem CD-Player den Einzug in den kaum schuhschachtelgroßen Mini-Receiver verwehrte. Aber mal ganz ehrlich: Vermissen wird ihn kaum einer. Zur Not ließe sich ein externer Player auch über den analogen oder digitalen Aux-Eingang anschließen.
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Aber gerade die Netz-Generation ist längst über das serielle Tonträgerwechseln hinweg. Wichtig für ihre Art des Musikerlebnis dagegen: Schnellligkeit und Bedienbarkeit. Der gut vernetzte Hipster will nicht minutenlang bedächtig warten, bevor es mit dem Spaß los gehen kann. Und die Ceol Piccolo ist darauf bestens vorbereitet: Sie reagiert zackig auf Befehle und macht mit einer durchdachten und logischen Benutzerführung das ohnehin nur auf CD beiliegende Handbuch fast überflüssig.
Wer nicht zu weit weg sitzt, kann tatsächlich via Fernbedienung und ein sehr gut lesbares OLED-Display äußerst komfortabel auch in größeren Mediatheken ( allein die Test-NAS beherbergt rund 500 GB an Audiodaten) suchen und zügig scrollen, ohne Muskelkrämpfe in den Fingern zu risikieren. Dann trumpft die Ceol Piccolo auch mit einer der wichtigsten Streaming-Fähigkeiten für den anspruchsvolleren Musik-Fan auf: Gapless-Wiedergabe von Flac- und WAV-Dateien (gerne auch in der üppigeren Version mit 192 Kilohertz und 24 Bit) und schneller Vorlauf.
Natürlich steht auch die Denon-App als handliche Kontrollalternative zur Verfügung, die auch größere Listen vom Medienserver schnell und zügig darstellt, gerne auch mit den passend zugeordneten Covern - allerdings dann ohne die Gapless-Funktionalität. Für das expertimentierfreudige Stöbern in der Plattensammlung ist das noch in Ordnung, die Live-Alben aber sucht man dann lieber direkt über die Fernbedienung aus oder über eine App-Alternative.
Denon Ceol Piccolo: Hörtest
Klanglich zeigt sich die Piccolo alles andere als winzig. Ihre technische Verwandtschaft zur großen Schwester Ceol und auch zur Holding-Verwandschaft Melody Media M-CR603 von Marantz war im Hörtest deutlich hörbar. Lebendig, detailreich und erstaunlich potent gab sich die Piccolo keine Blöße, und nur der Bi-Amping-Modus verhalf der teureren Marantz-Anlage zu mehr Bassfülle und Genauigkeit.
Fazit
Die Mini-Anlage erfüllt genau die Bedürfnisse eines zwar jungen, aber anspruchsvollen Publikums: Streaming aus dem Netzwerk, aus der Musik-Cloud, von YouTube per AirPlay und per USB vom angedockten Smartphone - das alles bitte möglichst schnell, einfach und natürlich klanglich einwandfrei. Die Piccolo rockt diese Aufgabe souverän und lässig.

Denon Ceol Piccolo: Steuerung per App
Das offizielle App "Denon Remote" steuert nicht nur die Funktionen des Verstärkers, sondern kontrolliert auch die gewählte Quelle. Beim "Media Player" allerdings muss sie ein wenig schummeln. Die App greift als "Media Renderer" direkt auf den Media-Server zu, um auch umfangreiche Titellisten und die Albumcover schnell laden zu können. Nachteil: Nicht der Netzwerk-Player in der Piccolo, sondern die App steuert und kontrolliert also den Zugriff auf den Server. Natürlich nur solange die App aktiviert ist, und leider ohne Gapless-Funktionalität. Dazu muss der Netzwerk-Player im Denon selbst auf den Medien-Server zugreifen können. Alternativ kommt man mit einem Trick weiter: UPnP-Server wie Twonky können über Navigationsknoten individuell konfiguriert werden. Eine "ABC"-Sortierung erleichtert das Suchen in langen Listen über die Fernbedienung. Dann werden Interpreten und/oder Songtitel gleich in Gruppen der Anfangsbuchstaben ABC, DEF, GHI etc. gegliedert.