Vivo X300 Pro getestet: Der Kamera-Smartphone-Geheimtipp
Vivo gehört zu den Top 5 der weltgrößten Smartphone-Hersteller, ist in Deutschland aber kaum bekannt. Zu Unrecht, wie das X300 Pro zeigt. Das Kamera-Smartphone ist unser Geheimtipp für alle, die beim Fotografieren keine Kompromisse eingehen wollen.
Die X300-Serie wurde in China Mitte Oktober vorgestellt, zwei Wochen später hat Vivo in Wien den europäischen Marktstart zelebriert (hier geht es zur News). An der Spitze der Serie steht mit dem X300 Pro ein Flaggschiff wie es im Buche steht, mit einem Kamerasystem, das zusammen mit Zeiss entwickelt wurde und überragend abliefert. Hier zeigen wir, wie es das Pixel 10 Pro in den Schatten stellt.
Wem das nicht reicht, der kann mit dem Kamera-Extender Kit noch einen drauf setzen. Das 11 Zentimeter lange Rohr wird mittels eines speziellen Case vor das Tele geschraubt und erweitert die Brennweite auf 200 Millimeter. Mit dieser Lösung stellt das X300 Pro jedes andere Smartphone-Tele in den Schatten, nur Oppo bietet eine ähnliche Lösung, hier haben wir beide verglichen.
Preise und Verfügbarkeit
Das X300 Pro ist über die Website des Herstellers oder bei Amazon in den Farben Phantom Black und Dune Brown mit 16/512 GB erhältlich und kostet 1.399 Euro. Das ist sogar teurer als ein Samsung Galaxy S25 Ultra (1300 Euro) oder ein Xiaomi 15 Ultra (1200 Euro). Das Google Pixel 10 Pro XL ist im Vergleich mit 1050 Euro ein Schnäppchen. Es gibt nur einen Hersteller, der noch teurer ist: Das iPhone 17 Pro Max startet bei 1449 Euro.
Vivo hängt die Latte preislich also ziemlich hoch, obwohl die Marke in Deutschland nur bei Technikfans ein Begriff ist - ist das selbstbewusst oder verrückt?
Vivo legt Wert auf Details
Das X300 Pro nimmt man gerne in die Hand, Vivo zeigt hier, warum man zu den Top 5 weltweit gehört. Der Hersteller setzt mit Aluminium und Glas auf die klassischen Zutaten und stimmt sie gekonnt aufeinander ab. Der breite Aluminiumrahmen mit der mattierten Oberfläche geht in einer weichen Kurve in eine samtige Glasrückseite über, die unempfindlich gegenüber Fingerabrücken ist. Beide Materialien sind sehr gut aufeinander abgestimmt, auch farblich.
Dass der Hersteller auch auf kleinste Details Wert legt, zeigen der unauffällig auf den Rahmen gedruckte CE-Schriftzug und der Aluminiumring mit feinen Riffelungen im Stil eines Kameraobjektives, der die Kameraeinheit umläuft.
Die steht knapp 6 Millimeter aus dem Gehäuse heraus und macht das Smartphone sehr kopflastig, wenn man es in die Hand nimmt. Das kennt man bereits von anderen Kamera-Smartphones wie dem Xiaomi 15 Ultra und ist praktisch unvermeidbar: Hochwertige Optiken bestehen aus vielen Glaselementen, die nun einmal etwas wiegen. Dass das Phone trotzdem nicht schwerer ist als 226 Gramm, ist eigentlich positiv zu werten.
Die Verarbeitung ist tadellos, das zeigt auch die IP69-Zertifizierung, die noch über das sonst übliche IP68 hinaus geht, damit widersteht das Phone auch Hochdruckwasserstrahlen. Wer es trotzdem zusätzlich schützen möchte, dem macht Vivo nette Geschenke: Eine Displayschutzfolie ist ab Werk aufgeklebt und ein haptisch ansprechendes Silikoncase gehört zum Lieferumfang.
Display mit Wahnsinnsboost
Am 6,78 Zoll großen Display haben uns zwei Dinge beeindruckt: Die schmalen Ränder, die iPhone-Niveau erreichen, und ein extrem starker Boost, der eine sehr gute Ablesbarkeit in der Sonne garantiert. Die übrigen technischen Eckdaten sind guter Smartphone-Durchschnitt, Vivo glänzt hier nicht, erlaubt sich aber auch keine Schwächen und erfüllt die Erwartungen, die mit einem Premium-Smartphone verbunden sind.
Natürlich ist auch ein vollflächiger AoD-Modus implementiert.
Unter dem Display ist ein Ultraschall-Fingerabdrucksensor eingebaut, der auch mit feuchten oder nassen Fingern zuverlässig entsperrt. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber den sonst üblichen optischen Sensoren.
Leistung satt mit MediaTek
Vivo setzt wieder auf das aktuelle Spitzenmodell von MediaTek, den Dimensity 9500 mit 4,2 GHz in der Spitze, der locker mit Qualcomm mithalten kann. Es ist das erste SoC, das auf das neueste ARM-Design mit C1-Kernen aufsetzt. In Benchmarks gibt sich das X300 Pro in etwa 10 Prozent leistungsstärker als ein Galaxy S25 Ultra (Snapdragon 8 Elite). Mit der Vorstellung der der Serie Galaxy S26 und anderen Top-Smartphones Anfang 2026 dürfte sich dieses Bild aber umkehren.
In jedem Fall ist man mit dem 9500er zukunftsfest aufgestellt, zumal Vivo ihm üppige 16 GB RAM zur Seite stellt. Spiele laufen auf höchster Detailstufe, auch intensives Multitasking steckt das Phone locker weg. Die einzige Problemzone ist die Wärmentwicklung unter Last. Das Vivo wird dann spürbar warm und drosselt die Leistung. Dieses Schicksal teilt es aber mit den meisten Top-Smartphones. Im 3D Mark Wild Life Extreme Stress Test wird nur eine Stabilität von 57 Prozent erreicht - immerhin etwas mehr als ein Galaxy s25 Ultra (54 Prozent).
Neue alte Benutzeroberfläche
Zum Testzeitpunkt hatte unser Modell kleinere Software-Hakler: Der Wechsel vom Hoch- in Querformat dauerte viel zu lange, Apps ließen sich über den neuen Benachrichtigungs-Hub im Stil von Apples Dynamic Island nicht beenden. Aber dann kam ein Update und hat diese Startprobleme beseitigt. Das ist ein Zeichen für den guten Software-Support des Herstellers. Er verspricht "5+7", also 5 neue Android-Versionen und 7 Jahre lang Sicherheitspatches. Das ist nicht ganz Samsung-Niveau (7+7), aber dicht dran.
Die Benutzeroberfläche hat Vivo umbenannt, FunTouch OS heißt jetzt Origin OS, benannt nach der wichtigsten Neuerung, dem dynamischen Benachrichtigungsfeld Origin Island, das aussieht wie die Dynamic Island auf den iPhones. Auch die Zusatztaste auf der linken Seite ist von Apple inspiriert, Vivo hat sogar die Menü-Oberfläche für die Anpassung der Taste von iOS übernommen. Man kann das kritisieren, aber es ist in jedem Fall sehr gelungen umgesetzt und hilft bei der Bedienung.
Bei Extras und KI-Features feuert Vivo ebenfalls eine volle Breitseite ab. Alle Google Features inklusive Gemini sind integriert, es gibt Transkriptionen, Textzusammenfassungen, KI-Untertitelungen und vieles mehr.
Origin OS ist insgesamt eine sehr gelungene Benutzeroberfläche.
Kamerasystem mit herausragendem Zoom
Vivo setzt beim X300 Pro auf eine ähnliche Kamera-Ausstattung wie beim Vorgänger: Eine Telekamera mit 200 Megapixel Auflösung und einem 3,5-fachen optischen Zoomfaktor wird flankiert von einer Ultraweitwinkel- und einer Hauptkamera mit jeweils 50 Megapixel Auflösung. Hier der Kurzüberblick:
- Ultraweitwinkel: 50 Megapixel; F/2.0;1/2.76 Zoll
- Weitwinkel: 50 Megapixel; F/1.6;1/1.28 Zoll; OIS
- Tele: Zoomfaktor 3.5x; 200 Megapixel; F/2.7;1/1.4 Zoll; OIS
Der Trend zu einem hochauflösenden Tele kann man seit 2024 beobachten und er wird sich weiter fortsetzen. Denn die hohe Auflösung auf dieser Brennweite erlaubt eine große Flexibilität bei den Zoomstufen, auch moderate digitale Vergrößerungen sind noch nahezu verlustfrei möglich. Mit einem optischen 3x Tele kann man also auch 6x zoomen und erhält trotzdem noch sehr gute Fotos. Außerdem gelingen damit (das richtige Linsendesign vorausgesetzt) sehr starke Makro-Aufnahmen, viel besser als über das Ultraweitwinkel. Mit dem Vivo X300 Pro ist beides möglich, ein kleines Detail, das stellvertretend steht für die vielen Einstellungsmöglichkeiten des Kamerasystems.
Die Fotoqualität ist auf allen von uns gemessenen Brennweiten und Zoomstufen exzellent. Das optische 3,5-fach Tele ist das beste Zoom, das wir jemals gemessen haben. Die Optik von Zeiss ist so gut, dass selbst eine digitale Vergrößerung (wir haben 7x gemessen) noch eine Qualität erreicht, die die meisten Smartphones mit ihrem nativen Tele nicht erreichen. Auch bei Lowlight-Situationen liefert das Vivo knackscharfe und vor allem kontrastreiche Fotos mit einem großen Dynamikumfang. Wir ziehen den Hut!
Ein weiterer riesiger Pluspunkt ist der Porträtmodus, der nicht nur sehr gut freistellt, sondern zudem noch viele Anpassungen erlaubt. Wie beim Xiaomi 15 Ultra mit seinen Leica-Objektiv-Emulationen kann man bei Vivo typische Porträtbrennweiten ansteuern und das Bokeh von diversen Zeiss-Objektiven digital nachstellen. Es lohnt sich hier, einfach mal die vielen Filter und Effekte auszuprobieren. Das Vivo X300 Pro ist in dieser Beziehung eine wahre Goldgrube und steht auf einer Stufe mit einem Xiaomi 15 Ultra.
Die Selfiekamera und der Videomodus enttäuschen ebenfalls nicht und können das herausragende Niveau halten.
Fazit: Egal, was man mit der Kamera des X300 Pro macht, man bekommt immer ein Top-Ergebnis.
WiFi-Rekord dank WiFi 7 mit MLO
Uns ist bisher noch kein Smartphone begegnet, dass so schnell in WiFi-Netzen unterwegs ist wie das Vivo X300 Pro. Möglich macht es der neue Standard WiFi 7, der die Kanalbündelung auf 2,4 GHz, 5 GHz und 6 GHz via Multi-Link Operation (MLO) unterstützt. Einschränkend muss aber erwähnt werden, dass man die von uns gemessenen extrem hohen Datenraten und die hohe Stabilität nur im Zusammenspiel mit einem Router erreicht, der WiFi 7 unterstützt. So oder so gilt aber: Die WiFi-Antennen des X300 Pro sind sehr gut eingestellt.
Die Bluetooth-Unterstützung hat dagegen Lücken, sowohl Auracast als auch der LE-Standard fehlen. Vermisst haben wir auch Ultra Wide Band. Bei einem Smartphone in dieser Preisklasse ist beides eigentlich Pflicht.
Dual-SIM ist per Nano-/Nano-SIM oder per Nano-/eSIM möglich. Eine Speichererweiterung wird nicht unterstützt, was allerdings keine Überraschung ist.
Lautsprecher mit hoher Lautstärke, aber...
Wenn man ein Video über die Stereo-Lautsprecher abspielt, dann erreicht das X300 Pro eine für die Größe und Preisklasse übliche Lautstärke, wir haben 81 dB gemessen. Auf voller Lautstärke wird der Klang allerdings blechern und die Speaker sind kurz vor dem Übersteuern, es fehlt an Volumen. Praktisch alle Top-Smartphones klingen dann besser - schade!
Akkulaufzeit unter den Erwartungen
Vivo baut im X300 Pro einen modernen Silizium-Karbon-Akku mit besonders hoher Energiedichte ein. Die Kapazität liegt bei 5.440 mAh, das ist mehr als bei einem Galaxy S25 Ultra (5.000 mAh). Umso überraschter waren wir von den Ergebnissen in unseren Laufzeittests, denn mit 17:10 Stunden läuft das X300 Pro zwar problemlos durch den Tag, ist aber kurzatmiger als ein S25 Ultra (19:58 Stunden). Auch das Xiaomi 15 Ultra läuft mit 17:58 Stunden länger.
Aufgetankt wird mit maximal 90 Watt, was zu einer sehr schnellen Ladezeit führt. Die erreicht man allerdings nur, wenn man das Netzteil von Vivo benutzt, das den proprietären Standard FlashCharge unterstützt. Es gehört nicht zum Lieferumfang und wird stattdessen von Vivo für nicht gerade günstige 45 Euro verkauft. Wer ein handelsübliches Netzteil mit USB PD zu Hause hat, wird maximal 25 Watt Durchsatz erreichen. Damit haben wir getestet und mussten lange warten: Es dauert 127 Minuten, bis der Akku von 0 auf 100 Prozent lädt.
Kabelloses Laden ist mit 40 Watt möglich, auch hier gilt: Das hohe Tempo wird nur mit Vivos Wireless Charger erreicht, der 100 Euro kostet. Ansonsten bewegt man sich mit 15 Watt im normalen Rahmen. Wireless Reverse Charging ist möglich.
Sehr gute Funkeigenschaften
In deutschen Mobilfunknetzen ist man mit dem X300 Pro auf der sicheren Seite. Im LTE-Netz könnte die Sendeleistung etwas höher ausfallen, aber die Werte sind weit davon entfernt, problematisch zu sein. Im 5G-Netz überzeugen sowohl Empfindlichkeit als auch Sendeleistung wobei vor allem die Performance im wichtigsten 5G-Band n78 herausragt.
Die Sprachqualität beim Telefonieren schließt hier nahtlos an, Stimmen klingen natürlich und klar, die Geräuschunterdrückung filtert auch an problematischen Orten (Kneipe) souverän.
Fazit: Bitte mehr Vivo in Deutschland
Mit einem überragenden Kamerasystem und einer sehr guten technischen Ausstattung katapultiert sich das Vivo X300 Pro auf den zweiten Platz in unserer Bestenliste. Das kopflastige Gehäuse nehmen wir in Kauf, wenn es dafür eine so gute Kamera gibt, wie Vivo sie bietet. Kleinere Kritikpunkte betreffen die Connectivity und die Lautsprecher, hier ist das X300 Pro etwas dünn aufgestellt. Von der Akkulaufzeit hätten wir uns noch mehr erwartet. Aber damit lässt sich gut leben.
Wer ein Top-Smartphone abseits des Mainstream sucht, sollte sich das X300 Pro unbedingt anschauen. Es bleibt zu hoffen, dass Vivo seine Präsenz in Deutschland wieder hochfährt, denn momentan schwimmt der Hersteller hierzulande unter dem Radar, eine Rolle, die völlig unverdient ist.
Vivo X300 Pro Testwertungen
| Kategorie | Bewertung & Punkte |
|---|---|
| Modell | Vivo X300 Pro |
| Preis UVP (Euro) | 1399 |
| Preis-Leistungs-Verhältnis | befriedigend |
| AUSDAUER (125) | sehr gut (117) |
| AUSSTATTUNG (210) | überragend (200) |
| System (55) | überragend (55) |
| Display (35) | überragend (35) |
| Connectivity (25) | sehr gut (22) |
| Kamera (80) | sehr gut (73) |
| Features (15) | überragend (15) |
| HANDHABUNG (40) | befriedigend (28) |
| Handlichkeit (25) | befriedigend (18) |
| Verarbeitungsqualität (15) | sehr gut (14) |
| MESSWERTE (125) | gut (97) |
| Akustik (35) | sehr gut (31) |
| Senden und Empfangen (90) | sehr gut (73) |
| LTE-Bewertung | gut |
| 5G-Bewertung | sehr gut |
| connect-URTEIL (500) | sehr gut (453) |
Vivo X300 Pro Messergebnisse
| Kategorie: | Messergebnisse |
|---|---|
| CONNECTIVITY | |
| normierter Strahlungsfaktor/SAR-Wert (-/W/kg): | -0,85/1,140 |
| max. Durchsatz WLAN (Mbit/s) | 3750 |
| mittlerer Durchsatz WLAN mit Dämpfung (Mbit/s) | 1270,4 |
| AKUSTIK-MESSUNG | |
| Sende-/Empfangsrichtung (Sprechen/Hören) | |
| Lautstärkewert (dB) | 11,5/17,1 |
| Klang (MOS/max. 5) | 3,8/3,6 |
| Geräuschunterdrückung Straße (MOS/max. 5) | 3,9 |
| Geräuschunterdrückung Kneipe (MOS/max. 5) | 3,4 |
| AKKULAUFZEIT | |
| typische Ausdauer max. Hz. (Stunden) | 17:10 |
| Ladezeit bis 50/100 Prozent (Minuten) | 67/128 |
| DISPLAY | |
| Helligkeit/Boost (cd/m²) | 600/2110 |
| AUDIOPLAYER | |
| max. Lautstärke Lautsprecher (dB) | 81 |
| GRÖSSE UND GEWICHT | |
| Abmessungen (L x B x H in mm) | 161 x 76 x 8 |
| Gewicht (Gramm) | 226 |