Motorola Backflip im Test
Mehr zum Thema: MotorolaBackflip, zu deutsch Rückwärtssalto, nennt Motorola sein hierzulande zweites Android-Smartphone, das in den USA bereits seit März verfügbar ist.

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Der Name verweist auf den speziellen Klappmechanismus: Statt Display und Qwertz-Tastatur zur Deckung zu bringen, wird das Display nach hinten weggeklappt. Hinten findet sich auch das Scharnier, das sonst meist auf der Front Platz in Anspruch nimmt. Obendrein kommen sich die beiden Gehäuseteile kaum...
Der Name verweist auf den speziellen Klappmechanismus: Statt Display und Qwertz-Tastatur zur Deckung zu bringen, wird das Display nach hinten weggeklappt. Hinten findet sich auch das Scharnier, das sonst meist auf der Front Platz in Anspruch nimmt. Obendrein kommen sich die beiden Gehäuseteile kaum in die Quere.
So steht beim Motorola Backflip die komplette Fläche des Tastaturteils für große Bedienelemente zur Verfügung. Die fallen mit rund 8 x 8 Millimetern tatsächlich riesig aus, sind groß beschriftet sowie hell und gleichmäßig beleuchtet. Eine durchgehende Abdeckung verhindert, dass Schmutz ins Gehäuse dringen kann, sanfte Wölbungen helfen den Fingern bei der Orientierung.

Tippkomfort, aber keine Umlaute
Allerdings fehlt der vierzeiligen Tastatur der Sinn für deutsche Orthographie. Sie kommt nicht nur wie bei Smartphones üblich ohne Tasten für die Umlaute "ä", "ö" oder "ü" aus, die entsprechenden Zeichen inklusive des "ß" konnten wir noch nicht einmal bei den Symbolen finden.
Wer bei der eigenen Rechtschreibung auch mal ein Auge zudrückt, bekommt eine wirklich bequem und sicher zu bedienende Tastatur an die Hand, die selbst bei großen Smartphones äußerst rar ist. Mit 15 Millimetern Bauhöhe gehört das Klappgerät freilich nicht zu den schlanksten Smartphones.
In Sachen Handhabung zeigt sich das Motorola Backflip generell als Flexibilitätswunder. Auf der Rückseite des Displayteils findet sich ein Touchpad, das der ausgestreckte Zeigefinger bequem erreichen und darauf durchs Menü navigieren kann, ohne Fettspuren auf dem Display zu hinterlassen.
Auch die Tastatur lässt sich zum Navigieren verwenden, allerdings funktionieren die Vier-Wege-Tasten bei Zusatzsoftware nicht immer. Alternativ kann der Nutzer das Motorola Backflip auch ausschließlich über den Touchscreen bedienen. Der fällt mit 3,1 Zoll Größe und einer Auflösung von 320 x 480 Pixeln zwar nicht gerade üppig aus, die Schriften erscheinen entsprechend klein und Webseiten wirken schnell etwas unübersichtlich. Doch die Android-Oberfläche ist so gut für Touchscreens optimiert, dass die Bedienung auch auf einem kleineren Display sicher klappt.
Soziales auf dem Schirm
Als Android-Smartphone ist das Motorola Backflip hervorragend ans Internet angebunden. Es bietet einen guten Browser und einen direkten Link zum Online-Shop Android Market, wo Tausende, auch kostenlose Zusatzprogramme zur Verfügung stehen, mit denen sich der Funktionsumfang des Backflip erweitern lässt und der Android-typische Lücken wie etwa das Fehlen eines Dateibrowsers oder einer Notizfunktion schließen kann.

Doch nicht nur in Sachen Handhabung unterscheidet sich das Backflip von der wachsenden Schar an Android-Smartphones. Motorola verpasst ihm obendrein einen eigenen Dienst namens Motoblur, der neben E-Mails auch Neuigkeiten aus sozialen Netzwerken wie Facebook, MySpace oder Twitter einsammelt und direkt auf den Startbildschirm bringt.
Nach einer kurzen Anmeldung lässt sich festlegen, welche Netzwerke und welche E-Mail-Konten Motoblur überwachen soll. Der Dienst ist einfach und schnell eingerichtet, arbeitet zuverlässig und ist insgesamt wirklich gelungen. Will man ganz streng sein: Ein bisschen mehr Flexibilität bei der Steuerung würde Motoblur noch gut tun. So fanden wir keine Möglichkeit, ein Konto vorübergehend abzuschalten - um etwa zeitweise die Twitterei auszublenden, mussten wir den Account komplett löschen.
Auf der Habenseite verbucht Motoblur praktische Zusatzfunktionen. So besteht die Möglichkeit, ein Adressbuch als CSV-Datei zu importieren. Und über die Webseite www.motorola.com/mymotoblur lässt sich das Backflip bei Verlust orten - selbst bei ausgeschaltetem GPS-Empfänger, wenngleich natürlich ungenauer. Zudem können alle Daten aus der Ferne gelöscht werden.
Eigene Statusupdates lassen sich ebenfalls direkt vom Startbildschirm aus versenden. Dabei kann jeweils entschieden werden, auf welchen Plattformen das Update veröffentlicht wird. Wer Spaß an sozialen Netzwerken hat, bekommt im Backflip ein Smartphone, das die Netzwerkerei beherrscht wie sonst vielleicht nur Sony Ericssons großes X10. Wer mit Facebook und Co. nichts am Hut hat, kann das Motorola Backflip einfach als Messaging-Smartphone mit gelungener Tastatur für die SMS- und E-Mail-Kommunikation benutzen.
Neuer Dienst, altes Android
Die Erweiterung der Android-Oberfläche um Motoblur hat allerdings auch ihre Nachteile. Wie Sony Ericssons mit einem ähnlichen Service aufgebohrtes X10 arbeitet auch das Backflip mit einer veralteten Android-Version. Wer mit Eigenentwicklungen beginnt, muss damit rechnen, dass Google bis zur Fertigstellung bereits eine neue Android-Version veröffentlicht. So arbeitet das Backflip noch mit der allerersten Android-Variante 1.5, während die vierte Version 2.2 bereits angekündigt ist.

Android-Enthusiasten ist es natürlich ein Gräuel, eine veraltete Plattform an die Hand zu bekommen. Dennoch wirkt das Betriebssystem auf dem Backflip keineswegs altbacken, und ein paar Features der neueren Versionen, etwa die Unterstützung von Active Sync, lassen sich auch mit Zusatzsoftware nachrüsten. Ob man sich mit dem nicht ganz aktuellen Softwarestand abgeben will, muss jeder für sich entscheiden; von Motorola ist bislang nichts über Updates zu erfahren.
An Google gebunden
Klar ist: Ein Android-Smartphone lässt sich erst mit der Nutzung von Google-Diensten voll ausreizen. Von Haus aus unterstützt Android die Synchronisierung von E-Mails, Terminen und Kontaktdaten mit den passenden Diensten der Amerikaner, wobei das Motorola Backflip auch E-Mail-Postfächer anderer Anbieter überwachen kann. Die lokale Synchronisierung von Kontaktdaten oder Terminen mit dem PC übers Datenkabel oder Bluetooth ist erst mal nicht möglich.
Die Ausstattung lässt bis auf die Android-typischen Lücken wie den bereits monierten Dateibrowser kaum Wünsche offen: WLAN, GPS, eine 5-Megapixel-Kamera, die etwas ungewohnt in die Tastatur integriert ist, ein ordentlicher Musicplayer und die Möglichkeit, Office-Dokumente zu betrachten, bieten vielseitige Optionen.
Erfreulich: Das Motorola Backflip bietet oben am Gehäuse einen 3,5-mm-Klinkenanschluss für Headsets sowie eine Micro-USB-Buchse, in die sowohl das beiliegende Daten- als auch das Ladekabel passen. Alternativ lässt sich das Smartphone per USB-Anschluss auftanken.

Bedienung ist alles in allem gelungen - nicht zuletzt, da das Motorola Backflip ohne Verzögerungen auf Eingaben reagiert. Im Test zeigten sich aber gelegentlich Ungereimtheiten: Die Kamera stürzte ab und an nach dem Start wieder ab, auch Videos ließen sich nicht immer abspielen. Hier wäre ein Software-Update wünschenswert, das diese Probleme eliminiert.
Ausdauer und Empfang stimmen
Trotz der kompakten Maße verpasst Motorola dem Backflip einen großen Akku mit knapp 1500 mAh Kapazität. Im Zusammenspiel mit dem vergleichsweise kleinen Display und sehr geringem Stromverbrauch im Standby-Betrieb kommt das Motorola Backflip auf eine hervorragende Ausdauer. Obendrein liefert es eine sehr gute Sende- und Empfangsqualität sowie einen ordentlichen Klang beim Telefonieren inklusive eines kräftigen Freisprechers.