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Testbericht

Phonostufe Brinkmann Edison

Brinkmann setzt bei seiner neuen Phonostufe Edison (9000 Euro) auf klare Schaltungen, auf Röhren und Anschlussvielfalt. Ob dies ausreicht, um auch klanglich zu überzeugen?

Autor: Dalibor Beric • 14.9.2011 • ca. 2:45 Min

Brinkmann Edison
Brinkmann Edison
© Julian Bauer
Inhalt
  1. Phonostufe Brinkmann Edison
  2. Technik im Detail
  3. Datenblatt

Er gehört eher zu den Leisen in der Branche. Helmut Brinkmann macht um seine Entwicklungen kein großes Aufheben. Der High Ender beeindruckt nicht mit kessen Sprüchen, sondern mit seiner ruhigen und sachlichen Art, die immer in die Tiefe geht. Das zeichnet auch seine Geräte aus, die optisch ehe...

Er gehört eher zu den Leisen in der Branche. Helmut Brinkmann macht um seine Entwicklungen kein großes Aufheben. Der High Ender beeindruckt nicht mit kessen Sprüchen, sondern mit seiner ruhigen und sachlichen Art, die immer in die Tiefe geht.

Das zeichnet auch seine Geräte aus, die optisch eher mit Understatement daherkommen. Es gibt nur ganz wenige Hersteller, die es schaffen, interessante Technik so harmonisch und appetitlich zu verpacken. Das gilt auch für die Edison, die 9000 Euro kostet.

Brinkmann Edison
Über kleine Schalter an der Rückwand kann man die Eingangswiderstände für alle drei Inputs separat einstellen. Die Eingangsübertrager lassen sich an der Front dazuschalten (1). Die Entzerrung ist Teil der lokalen Gegenkopplung. Die Edison kommt mit kleinen und sehr verlustarmen Bauteilen aus (2). Der grüne Ölpapier-Kondensator blockt Gleichspannung am Schirmgitter der Pentode. Den roten WIMA-Typen sind aus klanglichen Gründen Trimm-Kondensatoren parallelgeschaltet (3). Bei der Edison verwendet Brinkmann Doppelröhren des Typs PCF 803. Sie bergen in ihrem Glaskörper eine Triode und eine Pentode (4)
© Julian Bauer

Trotz ihres übersichtlichen Aufbaus hat die Phonovorstufe viel zu bieten. Zum Beispiel verfügt sie über drei Eingänge, bei denen die Verstärkung wie auch der Eingangswiderstand separat veränderbar sind. Die Verstärkung lässt sich in 16 Stufen zwischen 43,5 und 67 dB variieren. Das Ergebnis wird abgespeichert und beim Umschalten zwischen den Eingängen wieder aufgerufen.

Eine weitere Besonderheit sind die mittels eines Knopfs auf der Frontplatte zuschaltbaren kanalgetrennten Eingangsübertrager. Sie sollten nur mit MC-Abtastern verwendet werden. Denn für MM-Typen wäre die Eingangsimpedanz mit Übertrager von 8,6 kOhm zu niedrig.

Da die Übertrager recht hochohmig sind, funktionieren mit ihnen auch die auf der Rückseite postionierten Schalter für den Eingangswiderstand. Man sollte im Betrieb mit Übertrager aber bedenken, dass die Werte niedriger ausfallen als angegeben, da nun die Impedanz des Übertragers parallel zum Eingangswiderstand liegt. Beim Zuschalten steigt auch die Verstärkung um 3 dB. Dieses Verhältnis hat Helmut Brinkmann nicht zufällig so gewählt.

"Mit einem 1:1-Übertrager tönte es etwas nüchterner, bei diesem Übersetzungsgrad etwas lebendiger und differenzierter." Mit Übertrager wechseln Cinch- wie XLR-Eingang der Edison zu einer symmetrischen Ausführung. Es empfiehlt sich, ein symmetrisches Phonokabel zu verwenden. Bei der Koax-Variante kann es zu höheren Störgeräuschen kommen.

Arbeit für die Röhren

Trickreich ist auch die Eingangsschaltung der Edison. Hier spielen die Pentode der PCF 803 und eine Transistorschaltung zusammen. Dabei übernehmen die Halbleiter die Verstärkungsregulierung, während sich die Röhren der Signalbearbeitung widmen. Diesen Kunstgriff wendet Brinkmann an, um das Rauschen zu verringern. Dennoch muss sich die Edison in diesem Punkt mit befriedigenden Werten begnügen.

Brinkmann Edison
Der Besitzer der Edison kann bei zwei Eingängen zwischen XLR- und Cinch-Anschlüssen wählen. Der dritte Input ist nur mit Cinch-Buchsen bestückt. Den Ausgang gibt's in XLR-Ausführung.
© Julian Bauer

Die RIAA-Entzerrung ist aktiv im Kopplungszweig der Triode. Dadurch kann Brinkmann kleinere und verlustärmere Kondensatoren - die natürlich mittels Hörvergleichen ausgesucht wurden - verwenden. Nach der Trioden-Stufe folgen für den Pluspol des symmetrischen Ausgangs nur noch ein Rumpelfilter, das Frequenzen unter 20 Hz effektiv beschneidet, sowie Kondensatoren, die Gleichspannung vom Ausgang fernhalten. Für den Minuspin ist eine Phasenumkehrstufe mit einer weiteren PCF 803 zuständig. Daher darf man die Edison auch mit den mitgelieferten Adaptern asymmetrisch anschließen.

Brinkmann Edison
Frequenzgänge: Ausgewogen mit leichter Bassbetonung auch mit MM-Normsystem
© stereoplay

Klangliche Eleganz

Im Hörraum sollte sich die Edison zuerst mit dem MM-Abtaster Reson Reca (Test 2/06) beweisen. Das tat sie mit natürlichen Klangfarben und ausdrucksvoller Spielweise. Nur ein für die MM-Betriebsart ungewöhnlich hohes Rauschen zeigte, dass die Edison wohl eher für MC-Systeme konzipiert wurde.

Brinkmann Edison
Verzerrungsverhalten MM: Geringer, gutmütiger Klirr, erst mit höheren Pegeln stärker werdend
© stereoplay

Als nächstes interessierte uns, ob die Betriebsart mit oder ohne Übertrager die klanglich bessere ist. Dabei waren ohne zusätzlichen Übertrager minimal mehr Obertöne zu hören, doch markanter musizierte die Edison, wenn der Übertrager mit von der Partie war. Zudem konnten wir hier auch noch eine etwas großzügigere räumliche Darstellung in der Weite wie in der Tiefe registrieren. Das Klangbild bewegte sich förmlich auf den Hörer zu, Stimmen kamen feiner und klarer.

Mit Übertrager griff der Edison die MC-Referenz Pass XP 25 an. Doch selbst gegen diese superbe Phonostufe gab die Brinkmann nicht klein bei. Zwar beeindruckte die Pass mit einem druckvolleren und etwas tieferen Bass, doch die Edison zeigte noch mehr Unterschiede zwischen einzelnen Instrumenten auf. Sie zauberte diese Instrumente einen Hauch plastischer in den Hörraum, während die Pass direkter, impulsiver aufspielte.

So ergab sich am Ende ein Patt. Die Pass bleibt aber Referenz, weil sie dank ihres besseren Rauschabstands auch für Tonabnehmer mit sehr niedriger Ausgangspannung die beste Wahl ist.