Testbericht

Plattenspieler Avid Volvere Sequel + Tonarm SME 309

15.1.2007 von Redaktion connect und Dalibor Beric

Ein Plattenspieler soll nur das wiedergeben, was in der Rille ist, sich ansonsten aber nicht bemerkbar machen. stereoplay klärt, wie nahe der neue Avid Volvere Sequel mit Tonarm SME 309 (7950 Euro) diesem Ideal kommt.

ca. 3:00 Min
Testbericht
  1. Plattenspieler Avid Volvere Sequel + Tonarm SME 309
  2. Datenblatt
Avid Volvere Sequel
Avid Volvere Sequel
© Archiv
Unter mangelndem Selbstvertrauen leidet Conrad Mas aus Huntingdon nicht. Er hat keinen Zweifel an seinen Konzepten. Was den überzeugten Subchassis-Vertreter jedoch nicht daran hindert, Bestehendes zu verbessern, wenn es klangliche oder aber praktische Vorteile bringt. So geschehen bei dem hier vorgestellten Volvere Sequel, der 7950 Euro im Paket mit dem SME-Arm 309 kostet.
Der Plattenspieler Avid Volvere Sequel mit dem Tonarm SME 309
Avid Volvere Sequel + SME 309
© Julian Bauer

Zuerst wollte Mas die Einstellung des Subchassis erleichtern. Denn er weiß, dass ein Subchassis nur sauber entkoppelt, wenn es kolbengleich schwingt, sich nicht aufschaukelt und genau tariert ist. So lässt sich der Volvere nun von oben einstellen, was die Installation einfach macht. Die in den Füßen beheimateten Subchassis-Federn werden wie bei Avid üblich im Betrieb nicht zusammengepresst, sondern auseinandergezogen.

Davon verspricht sich der Entwickler ein gleichmäßigeres Schwingverhalten. Diesem Argument kann stereoplay jedoch nicht unbedingt folgen, schließlich hängt das Schwingungsverhalten einer Feder nur von der Belastung ab. Arbeitet sie im optimalen Belastungsbereich, federt sie identisch, ob sie nun zusammengedrückt oder aber auseinandergezogen wird.

Völlig nachvollziehbar ist hingegen die Motorelektronik. Denn im Gegensatz zum günstigeren, normalen Volvere, der mit einer einfachen Phasenschieberschaltung den extrem kräftigen Synchronmotor ansteuert, besitzt der Volvere Sequel eine externe Elektronik, mit der man auch den Volvere nachträglich aufrüsten kann. Diese Motorsteuerung ist extrem aufwendig realisiert.

Motorelektronik
Um Serienstreuungen zu umgehen, stellt Avid Phasenlage und Spannung für 33 1/3 und 45 Umdrehungen auf den entsprechenden Motor per Potis ein.
© Julian Bauer

Zwei unabhängige Quarz-Oszillatoren stellen jeweils für 33 1/3 und 45 Umdrehungen eine genaue Schwingung her. Deren hohe Frequenz wird heruntergesetzt und einer sehr kräftigen Gegentaktendstufe zugeführt, die so viel Strom liefert, dass der knapp sechs Kilogramm schwere Aluminiumteller in nur einer Sekunde auf Solldrehzahl beschleunigt. Damit der Motor das nötige phasenverschobene zweite Signal bekommt, gibt es noch eine aktive Phasenverzögerungsschaltung, der dann ebenfalls eine weitere Gegentaktendstufe folgt. Da aber Synchronmotoren streuen, lässt sich die Phase der beiden Signale wie auch die Spannung nachstellen, damit der Motor im optimalen, sprich vibrationsärmsten Bereich läuft.

Lager des Volvere Sequel
Das Inverslager mit Wolframkugel ist im oberen Teil konisch geformt, damit nur der untere Teil Kontakt zur Lagerbüchse hat, was die Reibung minimiert.
© Julian Bauer

Beim Lager setzt Mas auf eine invertierte Variante, bei der sich der Tellerschwerpunkt fast auf der Ebene der Schallplatte befindet. Doch im Gegensatz zum kleineren Bruder Diva (Test 4/05) ist beim Volvere die Edelstahlspindel, um die sich auf einer Wolframkugel der Teller dreht, konisch. Dadurch hat nur der untere Teil der Lagerbüchse aus selbstschmierender Bronze Kontakt zum Lagerschaft, was die Reibung deutlich verringert. Überhaupt misst Mas diesem Aspekt hohe Bedeutung zu. So lässt er sein Lager auch nur leicht geölt laufen, denn ein Ölbad würde ob dessen Viskosität nur die Reibung seines Präzisionslagers erhöhen.

Ein weiterer wichtiger Punkt für den Engländer ist die Ableitung von Resonanzen, die beim Abspielen von Schallplatten entstehen. Deshalb besteht das Subchassis aus einem leicht porösen Material, das die beim Abtastvorgang entstehende Vibrationsenergie via Tellerlager und Tonarm "aufsaugen" soll. Deshalb schwört Mas auch auf eine Korkplatte als Tellerauflage und eine Schraubklemme, welche die Schallplatte fest mit dem Teller verbindet.

Des weiteren ist diese Philosophie der Grund, dass Mas SME-Tonarme verwendet. Deren stabile Lager und die Magnesium-Legierung des Tonarmrohrs unterstützen diesen Energiefluss. Sogar in finanzieller Hinsicht überzeugt diese Verbindung: Der Volvere kostet zusammen mit dem SME 309 volle 750 Euro weniger als die Einzelteile.

Im Hörraum überzeugte der Avid mit penibel justiertem Referenzabtaster Lyra Titan i (6/06) mit einer geradezu unerschütterlichen klanglichen Stabilität. So gab er die dynamischen Einsätze von Bartoks Tanz-Suiten (Mercury Living Presence / Speakers Corner) exemplarisch durchhörbar und souverän wieder. Auch in Tutti-Passagen verschmierte er nichts, so dass die Einzelinstrumente klar umrissen herauszuhören waren.

Interessant stellte sich der Versuch dar, die Klemme und die Gummi-Seitenstabilisatoren wegzulassen. In beiden Fällen litt ein wenig die Ortung und die Stabilität des Klangbilds, doch man vernahm mehr Details, wie etwa noch genauere Artikulation. Auch die Spielfreude der Musiker, wie etwa bei Jack Johnsons "Staple It Together" ("In Between Dreams"), steigerte sich durch diese Maßnahmen noch ein wenig.

Dennoch wurde der Volvere Sequel nicht zum Stürmer, der mit Direktheit mitreißt, sondern blieb ein ruhiger Zeitgenosse, der sein Klangbild dreidimensional hinter den Lautsprechern aufbaut und von seiner Souveränität lebt. Da er zudem eine reichhaltige Klangfarbenpalette bietet, verschaffte er sich souverän den Eintritt in stereoplays exklusive Absolute Spitzenklasse.

Avid Volvere Sequel + SME 309

Avid Volvere Sequel + SME 309
Hersteller Avid
Preis 7950.00 €
Wertung 56.0 Punkte
Testverfahren 1.0

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