Testbericht
Plattenspieler Transrotor Dark Star
Transrotor fast ganz in Schwarz: Doch Trauer bereitet der neue Dreher nicht. Im Gegenteil.
- Plattenspieler Transrotor Dark Star
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D ie Namensfindung für Edel-Plattenspieler fällt manchmal recht schwer. Schließlich will man die Kunst-Werke nicht schnöde "ABC 08/15 XYZ" wie einen 400-Euro-Receiver benennen. Die niederrheinische Manufaktur Transrotor zeigte sich dabei schon immer fantasievoll: "Quintessence", "Gravita", "Artus" oder auch "Fat Bob" stehen in der Ahnengalerie. Doch als Firmenchef Jochen Räke mit seiner neuesten Kreation zu AUDIO kam, hatte er für das schmucke und überraschend kompakte Baby noch keinen Namen.

Aber nach einem Blick auf das seidig- schwarze und sternförmige Chassis, nach einem kurzen Kramen im Musikgedächtnis drängte sich ein Ehrentitel auf: "Dark Star" - wie der wohl bekannteste Song der amerikanischen Kult-Band Grateful Dead. Und schon nach einem kurzen Hörcheck stand fest: Dieser Plattenspieler hat das Zeug zum Star.Welches Zeug, bestimmt nach guter Transrotor-Tradition der Kunde. Dazu sollte er sich freilich ein wenig kundig machen im Angebots-Universum des Vertriebs. Das nackte Laufwerk kostet 1950 Euro. Dafür bekommt man die 30 Millimeter starke, auf drei sehr feinfühlig höhenverstellbaren Füßen ruhende Basis aus dem Hightech-Werkstoff PYTC (karbonstabilisiertes Polyacetal), das aus vielen Transrotor-Drehern wie ZET 1 (AUDIO 2/06) oder ZET 3 (6/07) bekannte Lager mit Bronzebüchse, Stahlkugel und Edelstahlachse, den gleichfalls aus dem nahezu resonanzfreien PYTC gedrehten, 60 Millimeter starken Teller sowie den jetzt schwarz gefassten Motor samt außen laufendem Rundriemen. Da wirkt das beigegebene Alu-Gewicht zur Platten-Beschwerung in seinem Silberglanz fast wie ein Fremdkörper.Um nicht purer Addition zu verfallen, muss man wissen, dass Räke seine "Zutaten" subventioniert, also Pakete schnürt, die weniger kosten als die Summe ihrer Teile. Für 2400 Euro bekommt der Kunde zum Beispiel das Laufwerk plus den geschwungenen, vom japanischen Spezialisten Jelco gebauten Tonarm 800-S (Listenpreis bei Räke: 700 Euro) und den Tonabnehmer Goldring MM 2200 (Einzelpreis: 200 Euro). Die hier fotografierte Ausbaustufe enthält den Moving-Coil-Tonabnehmer Merlo Reference (1000 Euro) plus das im passenden Schwarz lieferbare Netzteil Konstant Studio (420 Euro; gleiche Elektronik wie die Konstant M-Netzteile). Die Top-Ausstattung schlägt mit 3780 Euro zu Buche. Das in vielen Transrotoren nachrüstbare, magnetisch entkoppelte "TMD"-Lager ist übrigens nicht vorgesehen. Schließlich dreht der Dark Star auch so in aller Ruhe seine Runden - siehe Messlabor oben. Wie hell der Stern strahlt, sprich: wie gut er letztendlich klingt, hängt neben der gewählten Ausstattung auch von der nachglühenden Kette ab. So zeigte sich sogar bei der "Sparversion" mit dem Moving- Magnet-Tonabnehmer von Goldring schnell, dass die mit entsprechendem Eingang gerüsteten Vollverstärker aus Bernhard Rietschels Testfeld (Seite 8) die Strahlkraft nicht ausreizen konnten. Erst mit Referenz-Komponenten ging die Sonne auf. Nach geraumer Einspielzeit, die man dem MM 2200 gönnen sollte, entwickelte der Dark Star jene Faszination, die großes Analog-HiFi ausmacht: Stimmen, die aus dem Brustkorb und nicht nur der Kehle kommen, zogen dann augenblicklich in ihren Bann. Stevie Wonders Wunder-scheibe "Songs In The Key Of Life" (Speakers Corner; siehe auch AUDIO 1/09) brachte genauso viel Freude wie die tragische "La Boheme" von Giacomo Puccini (Decca; auch als Nachpressung erhältlich) zu Tränen rühren konnte.

Für einen Transrotor fast schon überschäumendes Temperament entwickelten krachende Attacken, wie sie auf der "Fiesta in HiFi" vom Eastman-Rochester Orchestra reichlich gezündet werden (Mercury Living Presence, Nachpressung bei Speakers Corner). Neben der quirligen Agilität überzeugten auch der große Detailreichtum und die klare räumliche Darstellung - klare Indizien für ein sauber abgestimmtes Laufwerk.Mit dem Merlo Reference lief es zu noch größerer Form auf. Die unfassbar gut aufgenommenen "Vier Jahreszeiten", die Tacet ausschließlich mit Röhren-Equipment analog produzierte, warteten mit unzähligen, brillant gesetzten Effekten auf. Die glühende Sommerhitze, die klirrende Winterkälte - das alles brachte der Dark Star mit einer Souveränität und Akkuratesse zu Gehör, die in seiner Preisklasse als sensationell gelten darf. Das lag schon klar auf dem Niveau der größeren Schwester "Enya" (2/08).Auch mit den härtesten Prüfungen für analoge Fehlbarkeit war dem Sternen-Ritter nicht beizukommen. Perkussive Klaviermusik wie Serge Prokofieffs "Toccata" donnerte ungeschmälert aus den Membranen der KEF Reference 207/2 (9/07), die hiebfeste Solistin Martha Argerich (DG-Reissue) wirbelte in fast livehaftiger Manier. Nur deutlich größere - und spürbar teurere - Laufwerke vom Schlage eines Linn LP__12 gingen da noch dynamischer zur Sache.Was aber die extreme Anziehungskraft der schwarzen Schönheit wirklich nicht schmälerte. Zu guter Letzt nahm der Dark Star die Hörtester noch mit auf eine lange nicht im Hörraum zelebrierte Reise. 23 Minuten und 15 Sekunden, die komplette erste Seite eines Albums names "Live Dead". Sie ahnen es: Grateful Deads "Dark Star" machte unverschämt viel Wiederhörensfreude.
Transrotor Dark Star
Transrotor Dark Star | |
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Hersteller | Transrotor |
Preis | 3780.00 € |
Wertung | 105.0 Punkte |
Testverfahren | 1.0 |