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Streaming-Komplettanlage

Raumfeld by Teufel Speaker L im Test

Mit 1300 Euro wäre die Speaker L von Raumfeld schon als Standbox ein gutes Angebot. Mit ihrer intelligenten Netzwerktechnik und der eingebauten Verstärker-Elektronik ist sie sogar mehr als das – nämlich eine unschlagbar günstige komplette Streaming-Anlage.

Autor: Christine Tantschinez • 8.2.2012 • ca. 4:25 Min

Raumfeld by Teufel Speaker L
Raumfeld by Teufel Speaker L
© Teufel

Es war eigentlich ein Scherz. Oder besser, der Versuch, sich als frischgebackener HiFi-Tester vor Aufgaben zu drücken, die mir einfach nicht so lagen wie andere. "Ich teste ja gerne Boxen", lautete deswegen mein listiges Angebot in einer Themenkonferenz anno 2004 "solange sie einen Netzwerk- An...

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Pro

  • tolle Box
  • toller Netzwerk-Player

Contra

  • Controller oder iPod notwendig
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Es war eigentlich ein Scherz. Oder besser, der Versuch, sich als frischgebackener HiFi-Tester vor Aufgaben zu drücken, die mir einfach nicht so lagen wie andere. "Ich teste ja gerne Boxen", lautete deswegen mein listiges Angebot in einer Themenkonferenz anno 2004 "solange sie einen Netzwerk- Anschluss haben!"

Was sich 2004 noch wie die perfekte Ausrede anhörte, ist nicht erst seit 2012 fantastische Wirklichkeit. Schon seit längerem gehört die Ethernetbuchse oder auch die WLAN-Antenne bei so mancher aktiven Kompakt-Box zum Anschlussfeld dazu. Die bislang harmonischste Verschmelzung von aktiver Hi-Fi-Box mit ungetrübten Netzwerk-Fähigkeiten lieferte bislang Raumfeld by Teufel. Das kleine Berliner Unternehmen wurde vom größeren Berliner Unternehmen nicht einfach geschluckt und bis zur Unkenntlichkeit verdaut, sondern führt inmitten des Teufel-Wirtes ein höchst symbiotisches Dasein. Die einen basteln weiterhin mit Engagement und Ehrgeiz an der Intelligenz der Software und verfeinern Apps. Und der andere kümmert sich um das, was er am besten kann und bereits tausendfach unter Beweis gestellt hat: Boxen bauen und abstimmen.

Mit viel Köpfchen

Das neueste Ergebnis gelungener Zusammenarbeit ist nun aber keine kompakte Aktiv-Box, die gerne mal die Anlage in der Küche oder Schlafzimmer ersetzen darf. Sondern eine ausgewachsene Drei-Wege-Bassreflex-Standbox, die sich mit weißem Schleiflack und akurat unter schwarzen Kunststoffringen verborgenen Schrauben sofort in jedem Wohnzimmer als Hauptanlage in Stellung bringen kann.

Damit sind wir auch schon bei der eigentlichen Sensation des Speaker L, wie die größte der drei Aktiv-Boxen aus der Teufel-Raumfeld-Kollektion heißt. Das Paar kostet runde 1300 Euro, bringt seinen eigenen, leistungsstarken Verstärker gleich mit, versteht sich über den Cinch-Eingang mit Zuspielern aller Art, holt sich problemlos Musik von einem USB-Stick und wird - mit ein paar wenigen weiteren Zutaten - zu einer der günstigsten und komplettesten Streaming- Anlagen auf dem Markt. Der angehende Netzwerk-Musikhörer bräuchte lediglich noch einen Router (WLAN-fähig, dann geht es sogar kabellos) und einen Festplatten-Speicher, auf dem die Musik lagert, wie beispielsweise eine NAS (Netzwerkfestplatte) mit Twonky- Server oder auch ein Computer mit Windows Media Player. Zum endgültigen Glück fehlt dann nur noch ein Raumfeld Controller (um 400 Euro) oder auch nur ein iPod Touch (ab 190 Euro) mit der Raumfeld-App (gratis) - und fertig ist die gehobene HiFi-Streaming-Anlage. Grob überschlagen alles zusammen für rund 1700 Euro.

Wer jemals ein Raumfeld-Gerät ausprobieren durfte, weiß um deren geschmeidige Netzwerk-Fähigkeiten. Alle anderen sollten sich auf ein Streaming-Erlebnis der anderen Art einstellen. Wo viele Player ihre Besitzer gerne mit langen Setup- Sitzungen quälen, eine gut strukturierte und fast penibel ordentlich sortierte Musikbibliothek voraussetzen und im Ergebnis dann doch bei Selbstverständlichkeiten wie Volltext-Suche, scrollbaren Listen, Gapless-Wiedergabe und schnellem Vorlauf kläglich versagen, verblüfft Raumfeld mit einer selbsterklärenden Inbetriebnahme (in deren Verlauf man ein Mal den Setup-Knopf auf der Rückseite der Box betätigt) und dem anschließend fast atemberaubend schnellen Auslesen und Beherrschen der Mediathek. Selbst bei der mit rund 30 000 Titeln nicht gerade kleinen AUDIO- Test-NAS listete die Raumfeld- App schon nach wenigen Minuten die ersten Interpreten und Alben auf, natürlich alle mit passendem Bild und Cover versehen. Scrollen, Suchen, Favoriten speichern, Internetradiostationen auswählen oder im bereits integrierten Online-Angebot von Napster oder Simfy stöbern: Alles ist nur einen schnellen Fingerstreich (per App) oder -druck (über den Controller) entfernt. Neben den für Musikfans unabdingbaren Features Gapless, schneller Vor- und Rücklauf und der Möglichkeit, fast jedes Format in fast jeder Auflösung abzuspielen (bis 192kHz und 24 Bit), verwöhnt Raumfeld zusätzlich mit kleinen Aufmerksamkeiten: Zuletzt gespielte Lieder werden mit Cover auf dem Startbildschirm abgelegt, und wer den Raumfeld-Controller als Verwaltungsinstanz verwendet, freut sich über eine Miniatur-Hüllenkurve des aktuell gespielten Songs.

Aber nicht nur bei der Bedienung ist Intelligenz von Vorteil. Beim Speaker L spielt eine Box den komplett aktiven Part, die andere Box ist dagegen klassisch passiv und bekommt ihre Signale direkt per Lautsprecherkabel von der aktiven Schwester. Das muss natürlich softwareseitig exakt koordiniert werden. Vorteil für den Nutzer: Er kann sich entscheiden, ob die aktive Box den rechten, linken oder gar nur einen Kanal ausgibt - und während der Wiedergabe freudig mit allen Optionen oder mit der Klangregelung experimentieren.

Keine Tricks

A propos Wiedergabe: Schnell könnte man den Ingenieuren unterstellen, einfach die ohnehin vorhandene Rechenpower in der Box auch noch für ein bisschen digitale Klangregelung einzuspannen und sich so die penible Frequenzweichenabstimmung eventuell zu sparen. Aber, weit gefehlt: Nicht nur die aktive Teufel-Box präsentierte sich in den Messungen als überaus vorbildlich eingestellt, auch die passive Schwester zeugte von tadelloser Justage. Und auch klanglich konnte das dynamische Duo komplett überzeugen: kräftig genug, um auch bei hohen Pegeln noch mit Feindynamik und akurat gesetzten Bässen zu punkten, feingeistig genug, um auch leise Nuancen einer A Capella-Version exakt in den Raum zu projezieren. Direkt und ansprechend wie ein reinrassiger Studio-Monitor, farbenreich wie eine klassische HiFi-Box: Der Speaker L ist echt großes Tennis.

Fazit

Ich gebe es zu, ich bin Raumfeld- Fan. Allein die Software-Intelligenz lässt mein Ex-Informatiker- Herz schneller schlagen. Aber was Raumfeld by Teufel da in eine 1300-Euro-Box gesteckt hat, wird mit Sicherheit auch jeden HiFi-Fan begeistern. Es ist eine Kampfansage an viele Komplett-Anlagen, die vielleicht mehr kosten und deutlich weniger können. Und auch nicht so gut klingen. So leicht und günstig ist der Streaming- Einstieg selten.

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