Testbericht
Sony Ericsson K770i
Technischer Abklatsch oder toller Newcomer? Am Sony Ericsson K770i werden sich mal wieder die Geister scheiden: Die Einen wollen das sexy Handy sofort haben, den Anderen fehlen Funktionen.
- Sony Ericsson K770i
- Datenblatt

Der Handymarkt ist riesig und die potenziellen Käufer so unterschiedlich, wie sie nur sein können. Auch macht das Tempo, mit dem sich das Mobiltelefon-Karussell dreht, selbst hartgesottene Technikfans schwindeln. Da wundert es kaum, dass nicht für jede neue Taschenfunke das Rad neu erfunden werden kann. Und so kommt es, dass das K770i eher Verbesserungen im Detail zu bieten hat als echte Innovation. Aber schon der Megaseller Nokia 6233 hat gezeigt: Eine sinnvolle Kombination bekannter Features verkauft sich gut.
Auf diese Karte setzt auch Sony Ericsson mit dem K770i: Es bietet in etwa dieselben Fähigkeiten wie die bekannten Modelle W880i oder T650i, reiht sich aber in die Serie der Cybershot-Handys ein. Passend dazu trägt es eine 3,2-Megapixel-Kamera auf der Rückseite und bietet neben den üblichen Knips-Optionen auch durchaus hilfreiche Features wie die "Foto-Fix"-Funktion. Diese automatische Bildkorrektur optimiert die Belichtung und den Kontrast gemachter Fotos. Wenn bei der Aufnahme etwas daneben gegangen, das Motiv aber schon wieder weg ist, kann man mit ihr vor allem etwas zu dunkle Bilder mit einem Klick aufhellen. Die Bildqualität ist vorbehaltlich eines Tests auf den ersten Blick ganz ordentlich. Doch als Alternative zur Urlaubskamera genügt das K770i nur bei eher geringen Ansprüchen.
Walkman-Ambitionen

Da das K770i den nahezu selben Genpool wie das W880i hat, sorgen diese verwandschaftlichen Beziehungen für ein ausgeprägt musikalisches Talent. Zwar fehlt dem K770i die "Walkman"-Taste, die direkt zum Player führt, aber übers Menü kommt man ebenfalls schnell zu der mit einem Equalizer ausgerüsteten Soundsoftware. Der Klang des mitgelieferten Headsets ist ordentlich, wenn auch etwas aufgedickt im oberen Bassbereich. Allerdings fehlt dem Headsetkabel die beispielsweise beim W880i vorhandene 3,5-mm-Buchse für den Anschluss anderer Kopfhörer. Auch ist die beiliegende Speicherkarte mit 256 MB für einen größeren Musikvorrat zu klein. Doch dafür spuckt das K770i auch auf anderen Wegen als übers Headsetkabel Töne: Es funkt diese nämlich auch per Bluetooth-A2DP an entsprechend befähigte Geräte wie Bluetooth-Stereo-Headsets, Freisprecheinrichtungen oder Aktivlautsprecher. Im Test klappte das an der Freisprecheinrichtung Ego Flash von Funkwerk Dabendorf problemlos, an dem Aktivlautsprecher-System Parrot Sound dagegen störten Aussetzer die Wiedergabe.
Auch bei den Grundtugenden souverän

Als Multimedia-Maschine für die Hosentasche macht der Newcomer des Handy-Joint-Ventures also eine richtig gute Figur. Aber wie steht es um die Grundtugenden? Da ist zunächst das gewohnt unproblematische Sony-Ericsson-Menü. Nur Umsteiger von Handys anderer Hersteller benötigen einen Moment, um sich an die Bedienphilosophie ohne Annahme- und Auflegetaste zu gewöhnen. Die im Standby-Modus kaum erkennbare Tastenbeschriftung entpuppt sich als zwar ungleichmäßig, aber ausreichend hinterleuchtet. Die Drücker an sich sind problemlos zu treffen und geben ordentlich Rückmeldung. Und die klein an den Rand gesetzte Taste für den Web-Browser kann kaum mehr versehentlich getroffen werden. Insgesamt ist die Verarbeitung und Haptik des K770i gut gelungen. Es wirkt sehr solide und liegt dank seines gerundeten Rückens gut und sicher in der Hand. Erfreulich: Der Schieber, der die Kameralinse schützt, schließt endlich sicher und geht nicht mehr ungewollt in der Tasche auf wie noch beim K800i und K810i. Das Display des K770i klotzt mit einer Auflösung von 240 x 320 Pixeln und wirkt entsprechend knackscharf, zumal es diese Bildpunkte auf nur rund elf Quadratzentimetern verteilt. Aus der Nähe sieht das auch top aus, aber aus der Distanz, etwa beim Einsatz im Auto, ist es schwer abzulesen. Der Einsatz im fahrbaren Untersatz ist aber sowieso nicht die Stärke des K770i, da es weder einen Außenantennenschluss noch das Bluetooth-SIM-Access-Profil bietet. Und wenn wir schon beim Nörgeln sind: Dass das K770i zwar UMTS, aber weder EDGE noch HSDPA beherrscht, ist auch angesichts des gut gemachten E-Mail-Clients kein Ruhmesblatt.
Gute Messwerte, gutes Handy

Bei den Messwerten zeigt das K770i bessere Sende- und Empfangswerte als die meisten seiner Vorgänger und knüpft an das respektable Ergebnis der Designschnitte T650i aus gleichem Hause (Test in connect 10/07) an. Dennoch schafft es das K770i nicht, die Strahlung, die auf den Kopf des Nutzers wirkt, wirklich klein zu halten, wie der immer noch recht hohe connect-Strahlungsfaktor von 12,24 zeigt. Immerhin: Gegenüber dem noch weit höheren Wert von 19,11 des W880i kann man das schon als Fortschritt verbuchen. Auch die Ausdauer ist in GSM-Netzen richtig gut. Nur dem Telefonieren via UMTS sind mit ein drei viertel Stunden enge Grenzen gesetzt. Doch wer den schnellen Datenfunk nicht benötigt, kann dessen Nutzung im Menü auch einfach unterbinden. Dann hält das K770i fünf Stunden 45 Minuten Dauergespräch im D-Netz und sechs Stunden 45 Gequassel im E-Netz aus - voller Akku vorausgesetzt. Wer gerne an seinem Handy rumspielt, dem dürften die rund neun Stunden Stehvermögen bei eingeschaltetem Display gefallen. Erfreulich sind auch die guten akustischen Eigenschaften des K770i sowohl beim Telefonieren als auch bei der Musikwiedergabe. Insbesondere Letztere gefällt mit unverfärbtem Klang - vor allem, wenn man das Songarchiv mittels Bluetooth-A2DP abzapft und an eine gute Stereoanlage weitergibt.
Kamera mit 3,2 Megapixeln
Die Cybershot-Ambitionen des K770i unterstreicht die 3,2-Megapixel-Kamera. Die Bilder des Sony Ercisson sind tatsächlich ganz ordentlich, aber eine gute Kompakt-Digicam liefert sichtbar bessere Ergebnisse. Zur Urlaubsdokumentation ist das K770i somit nur bei nicht zu hohen Ansprüchen geeignet, zumal es keinen optischen Zoom hat.
Just another Sony Ericsson?
In gewisser Weise ja. Ein Problem dieser Platformstrategie ist: Was nicht da ist, kommt nicht hinzu. Und damit meine ich hauptsächlich EDGE und Bluetooth-SIM-Access. EDGE beherrschen immerhin die großen Modelle wie das W910i oder das K850i. SIM-Access jedoch fehlt bei Sony Ericsson immer. Doch bei aller Kritik im Detail und an der Autotauglichkeit: Das K770i ist insgesamt ein rundum gelungenes Multimedia-Handy mit guter Handhabung, guter Ausstattung, guter Ausdauer, guter Verarbeitung - und kostet dabei nur 319 Euro ohne Vertrag. Wer angesichts dieses Preis-Leistungsverhältnisses trotzdem noch nörgelt, muss einfach mehr Geld ausgeben.
Sony Ericsson K770i
Sony Ericsson K770i | |
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Hersteller | Sony Ericsson |
Preis | 199.00 € |
Wertung | 404.0 Punkte |
Testverfahren | 0.9 |