Testbericht

Sony Ericsson X10

25.5.2010 von Redaktion connect und Markus Eckstein

Es ist eine ganze Weile her, dass wir einem Smartphone von Sony Ericsson entgegengefiebert haben. Lange ging's nur darum, zur Konkurrenz aufzuschließen. Nun meldet der Hersteller nach einer schmerzhaften Schrumpfkur, dass er zurück in der Gewinnzone sei - und zwar mit kräftig gestiegenen Gerätepreisen.

ca. 6:25 Min
Testbericht
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  1. Sony Ericsson X10
  2. Datenblatt
  3. Wertung
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© Archiv

Pro

  • Touchscreens kinderleicht zu bedienen
  • Klang beim Telefonieren gut

Contra

  • Wecker funktioniert nicht bei ausgeschaltetem Gerät

Klasse statt Masse heißt also das Motto. Entsprechend gespannt waren wir aufs Sony Ericsson X10, nachdem es als Appetizer in Vorserienversion auf dem Mobile World Congress zu sehen war: ein riesiger Touchscreen, viel Ausstattung und eine für Twitter und Facebook optimierte Android-Oberfläche - das klingt vielversprechend.

Es ist groß - und das ist gut so

Der erste Kontakt mit dem Sony Ericsson X10 läuft meist nach folgendem Muster ab: Einem "Oje, ist das groß..." folgt schnell ein begeistertes "Yeah, ist das groß!" Die 119 x 63 x 13 Millimeter wirken aufgrund der eckigen Front zunächst etwas klobig.

Sony Ericsson X10
Der Browser arbeitet schnell, eine kleine Lupe hilft bei der Navigation.
© Foto: Hersteller

Dafür liegt das Sony Ericsson X10 mit seiner gewölbten Rückseite gut und obendrein erstaunlich leicht in der Hand. Beim schwarzen Modell ist der Rücken matt und damit griffiger, beim weißen Modell glatt und glänzend. Die Verarbeitung ist tadellos, über die Anmutung gehen die Meinungen auseinander. Die einen finden das X10 schick, den anderen ist es spürbar zu viel Kunststoff.

Wenn man ganz genau sein will: Die Displayabdeckung gibt auf großen Druck etwas nach. Das hat im Test aber keinesfalls gestört, und auch die Größe des Sony Ericsson X10 ist schnell vergessen, sobald das Display leuchtet.

Kompromissloser Touchscreen

Nach dem Einschalten erscheint auf der Anzeige eine riesige Handytastatur zur Eingabe der PIN. Der allererste Kontakt mit dem kapazitiven, also berührungsempfindlichen Display klappt schon mal problemlos.

Dann führt uns das Sony Ericsson X10 Schritt für Schritt durch die wichtigsten Einstellungen. Während viele Smartphones den Nutzer anfangs überfordern und Einarbeitungszeit verlangen, hat das X10 schnell das Vertrauen gewonnen. Die Android-Oberfläche ist entweder schon bekannt oder ganz schnell gelernt und hier aufgrund der hohen Auflösung von 480 x 854 Bildpunkten übersichtlich anzuschauen.

So richtig zur Geltung kommt die Brillanz des Displays natürlich bei hochauflösendem Material. Spätestens beim Betrachten der vorinstallierten Demovideos ist klar, dass das X10 keinen Millimeter zu groß ist. Gerade bei Smartphones knauserte Sony Ericsson zugunsten eines kompakten Gehäuses häufig beim Display. Das X10 ist dagegen kompromisslos auf den Touchscreen ausgerichtet. In der Testphase trugen wir das X10 übrigens dennoch in der Hosentasche spazieren.

Rettungsanker Android

Android gibt der Branche neuen Schwung. Warum es mit Android so gut klappt? Die Handyhersteller haben es bislang nicht geschafft, ihre etablierten Plattformen wie Symbian überzeugend für die neuen Zeiten aufzumöbeln. Die verlangen eine optimal an Touchscreens angepasste Oberfläche, die kinderleicht zu bedienen ist und neben einer guten Anbindung ans Internet einen gut gefüllten Online-Shop mit Zusatzsoftware bietet. All das bringt Android mit, lässt sich von den Herstellern ohne Lizenzgebühren nutzen und obendrein nach eigenen Vorstellungen weiterentwickeln.

Genau das hat Sony Ericsson getan und mit den Funktionen Timescape und Mediascape eine eigene Android-Variante geschaffen, die der Konkurrenz zeigt, wie ein Smartphone in Zeiten von Facebook und Co. funktionieren sollte. Dabei ist der Mediascape nicht ganz so spektakulär: Hier finden sich, man ahnt es, Musik, Videos und Fotos. Im Bereich "Musik" erscheinen in der oberen Hälfte des Displays die Stücke, die lokal auf dem Gerät (rund 500 MB) oder auf der beiliegenden MicroSD-Karte (8 GB) gespeichert sind.

Die untere Hälfte ist "Online-Diensten" vorbehalten. Hier ließ sich beim Testgerät Sony Ericssons eigener Online-Shop Play now einbinden. Wechselt man in den Bereich "Fotos", kann man im Online-Bereich Picasa oder Facebook einbinden. Auf Nachfrage kündigte Sony Ericsson an, dass es noch ein Plugin für Flickr geben soll.

Timescape: Großer Posteingang

Sony Ericsson X10
Die Liste in 3-D-Darstellung mit allen Neuigkeiten macht richtig Spaß.
© Foto: Hersteller

Spannender als Mediascape ist die Funktion Timescape. Die führt alle Neuigkeiten in einem gemeinsamen Posteingang zusammen. Auf dem Startbildschirm zeigt sich immer die neueste Nachricht, bei abgeschaltetem Display weist eine grüne LED auf Neuigkeiten hin. Ein Klick auf diese Nachricht führt zur Liste aller Neuigkeiten in 3-D-Darstellung und zeitlicher Reihefolge.

Und "Alle Neuigkeiten" ist wörtlich gemeint: Neben E-Mails, SMS, MMS und Anrufen erscheinen hier Neuigkeiten aus den sozialen Netzwerken Facebook, VZ-Net und Twitter. Bei Facebook werden Status-Updates, aber auch neue Bilder gemeldet. Und zu guter Letzt kann Timescape auch die zuletzt gespielten Stücke aus dem Musicplayer sowie die Fotos aus der Kamera anzeigen.

Kann, muss aber nicht. Im Test haben wir die Einstellungen immer mal wieder angepasst, um nicht von Neuigkeiten überschwemmt zu werden. Zudem lässt sich bestimmen, wie oft das X10 beim jeweiligen Dienst nach Updates suchen soll. Und neben der Gesamtliste mit allen Neuigkeiten kann man über einen Reiter unten am Display auch einzelne Quellen auswählen - so hat man etwa nur die E-Mails, die übrigens auch im HTML-Format angezeigt werden, übersichtlich im Blick.

Die Unendlichkeitstaste

Sowohl bei Time- als auch im Mediascape hilft obendrein der Infinity-Button, die Übersicht zu behalten. Die Taste, gekennzeichnet mit dem mathematischen Symbol für "unendlich", führt im Musicplayer zu allen Stücken des entsprechenden Interpreten. Bei Timescape bringt der Infinity-Button alle Nachrichten von einem Kontakt aufs Display.

Sony Ericsson X10
Ein Klick zeigt die gesamte Kommunikation mit der betreffenden Person.
© Foto: Hersteller

Timescape macht Spaß, das ständige Starten von einzelnen Applikationen wie Facebook-Clients und Co. gehört damit der Vergangenheit an. Auch Status-Updates lassen sich direkt mit Timescape veröffentlichen. Dabei kann man für jedes Update entscheiden, ob es auf Facebook, Twitter oder beiden Plattformen erscheinen soll. Da fragt man sich, warum das noch kein Hersteller so elegant hingekriegt hat. Ein Gigahertz-Prozessor von Qualcomm sorgt dafür, dass sich das Ganze flüssig bedienen lässt.

Zutaten frisch vom Market

Als mächtiges Smartphone bietet das Sony Ericsson X10 für den schnellen Datenempfang WLAN und HSPA für unterwegs. Ein GPS-Empfänger ist an Bord, und auch beim Einsatz als mobiles Navi profitiert das X10 vom großen Display.

Die vorinstallierte Software Wisepilot (30 Tage Testversion, dann 70 Euro für eine Jahreslizenz für Europa) zeigte eine übersichtliche Routenführung sowohl im Quer- als auch im Hochformat. Die Ansagen sind selbst auf der Autobahn gut verständlich. Kurze Unterbrechungen der Navigation und spontan eingeschlagene eigene Wege konnten den Wisepilot nicht aus der Ruhe bringen. Zudem nutzten wir den GPS-Empfänger zusammen mit der kostenlosen Applikation Open GPS Tracker zum Aufzeichnen von Wandertouren und versahen Fotos mit den Koordinaten ihrer Entstehung.

Die Kamera zeichnet Fotos mit 8 Megapixeln und Videos mit 800 x 480 Pixeln Auflösung bei 30 Bildern pro Sekunde auf. Die Ergebnisse sind im Hellen gut - es fehlt aber ein echter Blitz, die kleine LED kann bei schlechtem Licht nicht viel ausrichten.

In Sachen Ausstattung zeigt das X10 von Haus aus Android-typisch viele Lücken, die sich aber meist mit Gratissoftware aus dem Android-Market schließen lassen. So fehlen Umgebungsprofile, eine Notizfunktion sowie ein Dateibrowser, und der Wecker funktioniert nicht bei ausgeschaltetem Gerät.

Auch die direkte Synchronisation mit Outlook ist nicht vorgesehen - hier muss man sich mit kostenpflichtiger Software von Drittanbietern behelfen; ein Test dieser Programme folgt im nächsten Heft.

Android-Version 1.6 statt 2.1

Dass das X10 mit Android 1.6 und nicht mit der aktuellen Version 2.1 arbeitet, ist kein großer Nachteil. Einiges, was die neueste Version kann, hat Sony Ericsson mit speziellen Anwendungen ergänzt. So findet sich ein Client für die ActiveSync-Anbindung sowie eine Sprachsteuerung, die allerdings nicht überzeugen konnte. Anderes wie die HTML5-Unterstützung spielt im Moment noch keine große Rolle.

Keine Schwächen im Labor

Im Labortest gab sich das X10 keine Blöße. Die typische Betriebsdauer, ein Mix aus Telefonaten und anderen Funktionen wie Surfen und Musikhören, beträgt knapp sechs Stunden. Im Klartext: Am Abend muss das X10 an die Steckdose. Bei Telefonaten hält es im GSM-Netz sieben bis über acht Stunden durch, im UMTS-Netz immerhin noch knapp vier Stunden. Der Klang beim Telefonieren ist in beide Richtungen gut; die Lautstärke ist ausreichend, wobei es lautere Handys gibt. Auf gute Werte kommt das X10 auch bei der Sende- und Empfangsqualität. Besonders im UMTS-Netz hängt es viele Konkurrenten ab.

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