Testbericht
Surround-Lautsprecherset Teufel System 5 THX Select 2
Das brandneue, siebenteilige System 5 THX Select 2 (1600 Euro) von Teufel bricht für kleines Geld alle Frequenz- und Schalldruckrekorde. Und klingt unerwartet kultiviert.

Was für Autofahrer der Hubraum, ist für den HiFi-Fan die Membranfläche. Nicht umsonst gilt ihre Ausdehnung als zentraler Faktor für die Leistungsfreude einer Boxenkette und prägend für zahlreiche Klangeigenschaften.

Eine standesgemäße Darstellung von Livekonzerten und Actionfilmen ist nun mal gleichbedeutend mit einem angemessenen Verschiebevolumen, sprich, das Produkt aus schwingender Fläche und zugeordneter Auslenkung muss stimmen.
Kaum einer wüsste dies besser als der Berliner Heimkinospezialist Teufel, der neben seinen zeitgeistigen Designer-Boxensets auch die klassischen Baureihen am Leben hält, solche mit akustisch angemessenen Gehäusevolumina und Chassis.
Puristen erkennen die für ihre Belange besonders interessanten Produkte an den Gütesiegeln des amerikanischen THX-Konsortiums, das seine Heimkino-Zertifizierungen traditionell in den Stufen Ultra und Select vergibt.Für europäische Verhältnisse (Räume selten über 50 Quadratmeter) ist der pflegeleichtere Select-Standard der kommerziell interessantere. Seine Spezifikationen wurden elektronikseitig bereits vor geraumer Zeit verschärft (Select 2), und nun auch für Schallwandler. Für Boxenhersteller ist damit eine signifikante Aufrüstung im Bassbereich verbunden: Der vom Lizenzgeber vorgeschriebene Maximalpegel von 105 Dezibel gilt neuerdings bis zu 25 Hertz hinunter, 10 Hertz tiefer als bisher.

Das liest sich wenig spektakulär, doch faktisch sind die Vorgaben derart brutal, dass sie bei Einhaltung wohnraumverträglicher Abmessungen nur mit zwei Woofern zu erfüllen sind. Teufel reagiert mit einer Optimierung seines Klassikers System 5; Woofer und Satelliten wurden runderneuert.
Geblieben sind die kantige Form und die moderaten Abmessungen. Wie gehabt sind die Schallwände der Satelliten in etwa so klein wie ein DIN-A4-Blatt, smarter als die meisten Kompaktboxen. Eine Bautiefe von 16 Zentimeter erleichtert eine wandnahe Unterbringung, deren Auswirkungen akustisch durch eine grundtonschlanke Abstimmung berücksichtigt wurden, unterstützt von vormontierten Aufhängevorichtungen. Der gefühlte Platzbedarf ist damit geringer als der vieler Stereo-Setups, die vielfach nur bei wandferner Aufstellung ihre ganze Pracht entfalten.
Dass das Set Membranflächen aufbietet wie sonst nur riesige Standboxen, ist eine Folge der THX-Vorgaben, die den Satelliten geschlossene Gehäuse ohne Reflextunnel vorschreibt und den Tiefbass konsequent den dafür ungleich besser geeigneten Woofern überlässt.

Die drei baugleichen Hauptlautsprecher sind mit je zwei großen Mitteltönern bestückt, die nahezu die gesamte Schallwand belegen. Flache, im Inneren wabenförmige Membranen vermeiden Schalltrichter, mithin ideale Arbeitsbedingungen für den Gewebehochtöner.
Alle System-5-Chassis, auch die bodenweisenden 12-Zöller der Subwoofer, sind mit platz- und gewichtsparenden Neodymmagneten bestückt, die die Konstruktion der Körbe und Gehäuse in Bezug auf Haltekräfte deutlich vereinfachen. Reflexöffnungen in Form unauffälliger Schlitze auf der Rückseite unterstützen die Woofer im alleruntersten Tiefbass.
Besondes komplex gestaltet sind die ungerichtet strahlenden Dipole (siehe Foto oben) für die Rearkanäle. Die etwa schuhkartongroßen Raumklangerzeuger enthalten zwei um 180 Grad versetzte Zweiwegesysteme sowie einen zusätzlichen, wandweisenden Basskonus.Die wahrhaft verschwenderische Ausstattung mit schallerzeugenden Flächen sicherte dem Set neben exorbitanten Dynamikreserven einen äußerst genügsamen Umgang mit Verstärkerenergie. Was dazu führte, dass dem System 5 bereits an nicht übertrieben starken Receivern der 800 Euro-Liga (siehe Vergleichstest in Heft 1/2009) ein kaum glaubliches Feuerwerk aus unerschütterlicher Bassgewalt und brummfreier Grundtonstraffheit gelang.

Hinzu kam eine überragende Verständlichkeit von Textpassagen, die Durchhörbarkeit war auch bei komplexesten Szenen enorm. Auch die annähernd doppelt so teuren Sets aus Heft 3/2009 waren diesbezüglich kaum besser.
Mit seiner raumgreifenden und zupackenden Art schien das neue Teufel-Set wie geschaffen für Konzertmitschnitte und Actionfilme aller Art, die es gleich reihenweise abspulen durfte. Die Produzenten des James-Bond-Klassikers "Casino Royale" hätten gewiss ihre helle Freude, wenn sie erleben dürften, wie nah das rassige Teufel-Set an teuerste, professionelle Kinolösungen heranreicht. Etwa bei der Baustellen-Verfolgungsfahrt kurz nach Filmbeginn, wo Holz- und Metallteile martialisch krachend und scheppernd umherfliegen. Dank der diffus strahlenden Rearspeaker blieb die Tiefenstaffelung stets nachvollziehbar.
Und reiner Stereoton? Auch den meistert das siebenteilige Set straff und breitbandig ohne die bei Sets nach THX Ultra gefürchtete Nüchternheit. So bleibt die Erkenntnis: Das System 5 THX Select 2 ist im Spannungsfeld aus Kaufpreis, Abmessungen und Klangkraft das, was Kinogänger als Straßenfeger bezeichnen. Auf Neudeutsch Blockbuster genannt.
Teufel System 5 THX Select 2
Teufel System 5 THX Select 2 | |
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Hersteller | Teufel |
Preis | 1600.00 € |
Testverfahren | 1.0 |