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Testbericht

Verstärker Luxman SQ 38u

Luxman legt den Röhren-Verstärker SQ 38 von 1964 noch einmal auf. Und hinterlässt damit einen Hauch von Wehmut...

Autor: Holger Biermann • 30.8.2010 • ca. 2:25 Min

Verstärker Luxman SQ 38u
Verstärker Luxman SQ 38u
© Archiv
Inhalt
  1. Verstärker Luxman SQ 38u
  2. Datenblatt

Mit Repliken ist es immer eine zwiespältige Sache. Absolut originalgetreu können sie ja gar nicht sein, da es viele Bauteile längst nicht mehr gibt und Auflagen (CE, diverse Umweltverordnungen) einen hundertprozentigen Nachbau unmöglich machen. Dass Repliken unter diesen Umständen das Niveau ih...

Verstärker Luxman SQ 38u
Für den Leistungsbereich werden vier Röhren russischer Bauart (Sovtec) vom Typ EL 34 genutzt. Das ist so mit das Gebräuchlichste (und somit Service-sicherste), was heute noch zu haben ist. Sie agieren in einer klassischen Push/Pull-Schaltung und bringen den SQ 38u auf 32/29 Watt an 8/4 Ohm.
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Mit Repliken ist es immer eine zwiespältige Sache. Absolut originalgetreu können sie ja gar nicht sein, da es viele Bauteile längst nicht mehr gibt und Auflagen (CE, diverse Umweltverordnungen) einen hundertprozentigen Nachbau unmöglich machen. Dass Repliken unter diesen Umständen das Niveau ihrer Vorbilder oder gar moderner Geräte erreichen, darf getrost bezweifelt werden. Warum also der Aufwand?

Weil es viele Kunden gibt, die genau diese Art Verstärker wollen, antworten die Luxman-Verantwortlichen, die es leid waren, permanent die alten Geräte reparieren zu müssen. Und weil alte Röhrenverstärker immer noch viel mehr Charme versprühen als moderne, womöglich Transistor-bestückte Konstruktionen.

Der 1969 erstmals vorgestellte SQ 38 FD war über 30  Jahre hinweg der erfolgreichste Röhrenverstärker der bereits 1925 gegründeten Luxman Company. Er ist das Vorbild des jetzt aufgelegten SQ 38 - nun in der "u"-Version.

Unterm Deckel modern

Wie es sich für eine liebevolle Replik gehört, ist er dem Ur-Ahn wie aus dem Gesicht geschnitten: das hohe, furnierte Holzgehäuse, die satt rastenden Bedienelemente, die Bestückung mit Leistungsröhren vom Typ EL 34 (siehe rechts) - alles genau wie früher.

Verstärker Luxman SQ 38u
Die typisch puristische Ausstattung der 60er Jahre: 4 Hochpegel-Eingänge, 1 umschaltbarer Phono-Ein- und 1 Record- Ein/Ausgang. Dazu zwei Lautsprecher-Ausgänge (beide auf 6 Ohm ausgelegt).
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Die einzig erkennbaren Verbeugungen vor der Moderne scheinen Fernbedienung und die "CD"-Eingänge zu sein. Entfernt man aber das Holzchassis, erinnert außer der Schaltung kaum noch etwas an die wilden 60er Jahre. Die freien Verdrahtungen - gebräuchlich in jener Zeit - wichen hier einem sauberen Platinenaufbau. Kein Wunder: Frei schwebende Kabel sind nur schwer durch die Qualitätskontrolle einer größeren Serienproduktion zu bekommen.

Der Trafo und die beiden Ausgangsübertrager sind penibel verkapselt, und die Röhren sitzen in stabilen, goldbeschichteten Sockeln. Alles ist so gemacht, dass es auch die nächsten Jahrzehnte hält und Service-sicher ist.

Das Schöne am SQ 38u sind die Dinge, die er quasi von früher mitbringt. Zum Beispiel, dass seine Vor- und Endstufen auftrennbar sind und man so einen Prozessor einschleifen oder eine kräftigere Endstufe anschließen kann. Oder der eigentliche Clou, die aufwendige MM- und MC-Phonostufe.

Verstärker Luxman SQ 38u
Phonofrequenzgänge MM (grün), MC (blau): deutlicher Bassabfall. Der Hochtonabfall bei MM mit Normsystem gemessen ist typisch.
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Superbe Phonostufe

In den vordigitalen 60ern musste man sich bei den Phonostufen richtig Mühe geben. Was auch beim SQ 38u der Fall ist. Einzig der etwas frühe Bassabfall der Röhrenstufe trübte das sonst superbe Bild. Mit Schallplatte jedenfalls überzeugte der Japaner voll: Eine großzügige, dennoch präzise Räumlichkeit beim Bach'schen Weihnachtsoratorium (DG), viel Wärme und Kraft in der Stimme von Jack Johnson in "Better Together" (In Between Dreams/Universal). Und anders als bei den Messungen hielt sich der Bass kaum zurück; die Pauken hatten genau die richtige Portion Kraft und Schwärze.

Verstärker Luxman SQ 38u
1) Funktionen, die schon fast vergessen sind: "Low Cut" schneidet die Frequenzen unterhalb 30 Hertz ab und schützt die Bässe bei verwellten Schallplatten. 2) Exakt wie beim ersten SQ 38: Das umlaufende Gehäuse ist aus 16 Millimeter starker, furnierter Spanplatte, die Front besteht - fast modern - aus 8 Millimeter dickem Alu. 3) Äußerlich von vorn der einzige erkennbare Unterschied zum Ur-Ahn von 1964: der Sensor für die Infrarot-Fernbedienung.
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Bei Digital nicht so stark

Doch bei den CD-Durchgängen traten auch Schwächen zutage. Die Großzügigkeit in der Abbildung, ja, klasse. Die Wärme und die Kraft im Grundton, ebenfalls eine Zier. Die Feinheit bei der Auflösung von Gitarrenklängen ganz oben - erste Sahne. Aber in den Mitten fehlte es eindeutig an Auflösung und Klarheit.

Für viele Pop-Produktionen der 80er ist das womöglich ein gnädiger Weg, sie zu hören, bei echten High-End-Aufnahmen ging der SQ 38u zu schnell über Feininformationen hinweg: Stimmen wirkten etwas gedeckt, das Klangbild insgesamt zu gemütlich. Hier können moderne Konstruktionen doch einiges mehr.

Ob Luxman das in letzter Konsequenz so gewollt hat, sei dahingestellt. Aber dieser neu aufgelegte Klassiker hat tatsächlich einen Sound "wie früher". Das hat durchaus seinen Charme...

Luxman SQ 38

Vollbild an/aus
Luxman SQ 38
Luxman SQ 38
HerstellerLuxman
Preis4800.00 €
Wertung54.0 Punkte
Testverfahren1.0
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