Testbericht
Vollverstärker Lua 4545 L
Wegen des 10-jährigen Firmenjubiläums schliff Lua noch einmal mächtig an seinem kleinsten Röhren-Amp Lua 4545 L (2200 Euro). Ergab das auch klanglich einen Edelstein?
- Vollverstärker Lua 4545 L
- stereoplay Experiment: Geht's noch besser?
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Sie glauben es nicht", beginnt Helmut Lua viele seiner Sätze, auch wenn etwa die stereoplay-Tester die Philosophie des rastlosen Bodensee-Anrainers absolut anerkennen.

Zum Beispiel, dass bei Röhrenverstärkern nicht ständig das Rad neu erfunden werden muss und es vielmehr auf Detailarbeit ankommt. Etwa darauf, mit Geduld und Spucke eine ganze Reihe von Netz-umspannern probezuhören. Wonach Lua für den neuen 4545 L jetzt erstmals einen ganz besonderen wählte - mit Schnittbandkern, der eigentlich aus der Mode gekommen ist. Und zwar einen des japanischen Herstellers Hashimoto, der sich mit der Trafo-Bestückung etwa von Sansui-Röhren-Amps legendären Ruf erwarb.
In der Tat: Das vermeintliche Fossil, das aus einem erst schmalen, dann zunehmend breiten und dann wieder schmaler zugeschnittenen Streifen gewickelt wird, betrachten Techniker mit Freude. Der so entstandene Präzisions-Eisenreifen wird von einer Primär- und einer separaten Sekundärspule eng umfasst. Das ergibt einen sauberen magnetischen Energiefluss und trotzdem keine nennenswerte kapazitive Übertragung von Störsignalen von Draht zu Draht wie bei den Einspulen-Trafos.
Lua zieht - wie schon aus seinen älteren Netzquadern - auch aus dem Hashimoto die Röhren-Hochspannung in zwei Hälften heraus, um diese zunächst einzeln gleichzurichten und zu glätten und dann erst in Serie zu schalten - was wiederum ein Plus an Störabstand und Sicherheit mit sich bringt.

Angesichts der zwei dicken und der dünneren für die Vorstufen zuständigen hellblauen Vishay-Elkos verschlägt es dem Fachmann dann sowieso die Sprache - weil er diese super edlen Stromspeicher, die locker zwei oder drei Mal soviel wie gewöhnliche kosten, allenfalls in persönliche Schätzchen, aber niemals in Geräte für fremde Menschen einbaut.
Viele könnten auch die Teflonkäbelchen, die von einzeln eingeschraubten Cinchbuchsen zum Alps-Eingangswahlschalter führen, als Luxus empfinden. Oder die vergoldeten Leiterbahnen oben und unten auf der Hauptplatine. Oder den kleinen Schnittbandkernler für die Standby-Schaltung, der nur 0,1 Watt Leistung aufnimmt.
Auf jeden Fall sieht der HiFiist umso zuversichtlicher in die schöne Frontscheibe des 4545 L, wo er nebst einem Abschirmkästchen für das Alps-Lautstärke-Motorpoti zwei ECC 83, zwei ECC 82 sowie zwei EL-34-Gegentakt-Pärchen begrüßen kann. Mithin die übliche Besatzung? Mitnichten, weil Lua es nicht lassen kann, nicht nur bei den Endröhren haargenau mit ihren dynamischen Eigenschaften zueinander passende rauszusuchen. In fieseliger Arbeit gleicht er das ganze Glas-Ensemble inklusive Vorstufe auf Klirrarmut ab.

Was sich in ganz und gar nicht stressigem, sondern höchst warm-wohligem Klang niederschlägt, der den Hörer geradezu aufsaugt. Und nicht mit erzwungenen, sondern locker-lebendigen Rhythmen in fast magischer Weise auf die richtige Zeitbahn bringt. Dabei droht dem prächtigen Vorüberziehen gesund beleibter Bässe, vielfarbiger Mitten und luftig aufgefächerter Höhen keine Krise, denn selbst an kritischeren Boxen knickte der Lua nicht ein.
Klang der Vorfahr 4545 C (12/05) kleiner, karger, kam es gegen den zugkräftigeren Magnat RV 1 zu einem zähen Ringen - das der Lua aber letztlich gewann. Das Highlight von 11/07 erschien im Vergleich etwas ruppiger, während der 4545 L stets beim flüssigen Kontinuum blieb, was ihm 53 Punkte einbrachte. Ein wahrhaft gelungenes Jubiläum.