Testbericht
Yosion Peel 520 im Praxistest
Ein iPod touch ist ein iPhone ohne Phone. Warum dann nicht einfach ein Modul nachrüsten, das die "Phone"-Funktion auf den iPod touch bringt?


Das dachte sich wohl auch die chinesische Firma Yosion und entwickelte das Peel 520. Yosion verlangt dafür 89 Dollar (rund 70 Euro, www.peel520.net ) inklusive weltweitem Versand. Auf den ersten Blick handelt es sich um eine Schale mit Zusatzakku, wie man sie bereits von anderen Herstellern kennt. Der große Unterschied ist jedoch ein integriertes GSM-Modul, ein eingebautes Mikrofon und ein Zusatzlautsprecher, der an der Oberkante des Peel520 sitzt.
Das sind die wichtigsten Zutaten, die aus dem iPod touch der 1., 2. und 3. Generation ein iPhone machen. Die 4. Generation ist schmaler und passt nicht in die Hülle, zudem fehlen Aussparungen für die Kameras. Allerdings ist es mit Plug-and-play bei Weitem nicht getan. Denn die Software des iPod touch ist auf Telefonie nicht ausgerichtet. Hier muss in die Trickkiste gegriffen werden: Den Anfang macht ein Jailbreak, der den iPod touch für unsignierte Software von Drittanbietern öffnet. Anschließend muss man den alternativen App Store "Cydia" bemühen, um die Software "App Sync", "Mobile Substrate" und schließlich die Telefon- und SMS-App von Yosion zu installieren. Wie das geht, sehen Sie in der Bildergalerie.
Nach einem Neustart des iPod touch folgt die Hochzeit mit dem Peel 520. Zunächst muss man die SIM-Karte einlegen, was schon im offiziellen How-to-Video (siehe unten) hakelig aussieht und es auch in der Realität ist. Nach dem Einschalten des Peel520 erklingt ein Ton und man kann den iPod touch einsetzen. Dies funktioniert wiederum einfach und schon ist aus dem schlanken iPod touch ein klobiges Handy mit Zusatzakku geworden. Das Gehäuse ist passgenau. Nichts wackelt, alles sitzt perfekt. Die Verarbeitung ist ok, jedoch wirkt das Gehäuse alles andere als hochwertig. Dafür bietet es zusätzlichen Schutz. Ab dem iPod touch der 2. Generation kann man sogar die Tastenwippe für die Lautstärke weiterbenutzen. Eine Umordnung erfahren der Dock- und Klinkenanschluss. Letzterer wandert an der Unterseite nach links. Der Dock-Anschluss sitzt nun an der rechten Gehäuseseite. Das bringt den großen Nachteil mit sich, dass man den iPod touch nun in keiner Dockingstation mehr verwenden kann.
Apple Peel 520 SIM and Battery Installation, Activation
Auf dem Homescreen erscheinen nun auch die ersten Kuriositäten - zumindest aus der Sicht eines iPod-touch-Nutzers. In der Statusleiste finden sich Balken, die die Stärke des Mobilfunkempfangs anzeigen. Was den Akkustand angeht, sieht man nun doppelt. Gleich zwei kleine Batteriesymbole machen es sich in der Leiste gemütlich. Mit dem Zusatzakku hat man satte 1200 mAh mehr Kapazität zur Verfügung. Insgesamt bringt es das Konstrukt dann auf rund 2000 mAh - ein Wert, auf den das iPhone etwas neidisch schielen dürfte. Theoretisch. Denn wenn der Zusatzakku alle ist, ist auch Schluss mit telefonieren. Das GSM-Modul wird leider nicht vom iPod-Akku versorgt, der sich erst nach dem Zusatzakku entlädt.
Auch neu für iPod-touch-User: Das Telefon- und das SMS-Icon. Bei ersterer App sind "Kontakte", "Verlauf/Anrufliste" und "Ziffernblock" völlig identisch mit dem iPhone. Allerdings gibt es keine Favoriten-Seite und auch der Voicemail-Button fehlt. Dafür kann man die Einstellungen direkt vor Ort vornehmen: Kontakte von SIM-Karte importieren, Klingeltöne und -lautstärke und GPRS-Einstellungen. Letztere blieben im Test wirkungslos. Eine Datenverbindung konnte nicht hergestellt werden. Der Hersteller gibt an, dass das Yosion Peel520 eigentlich EDGE beherrscht, 3G/UMTS allerdings nicht. Bei GSM unterstützt es alle vier gängigen Frequenzbänder (850/900/1800/1900 MHz).
Telefonieren und Simsen funktioniert, wie man es erwartet. Der Empfang ist gut, die Sprachqualität in beide Richtungen eher durchschnittlich. Die Gegenseite hört sich selbst als leises Echo im Hintergrund. Die Stimme klingt einigermaßen natürlich. Auf der Seite des Peel520 erklingt der Gesprächspartner sehr metallisch, fast unangenehm und nicht besonders laut. Die Lautstärke ist zudem leider nicht regelbar.
Dank der Modifikationen, die die Software am System vornimmt, kann man ganz normal angerufen werden. Man muss sich nicht darum kümmern, dass eine App im Hintergrund läuft oder ähnliches. Das gleiche gilt für SMS. MMS-Nachrichten kann die Software nicht verarbeiten.
Das klingt soweit ganz gut. Aber ein hundertprozentiges iPhone hat man sich damit nun nicht gebastelt. Wie erwähnt fehlt der wichtige mobile Internetzugriff. Auch hat der iPod touch und auch das Yosion Peel 520 keinen Annäherungssensor. Das bedeutet, dass das Display auch während des Telefonats eine Weile an bleibt und Strom verbraucht.
Zudem funktionierte im Test der Vibrationsalarm nicht - womöglich ist gar kein Vibrationsmotor eingebaut. Einen weiteren Nachteil ist das recht klobige Gehäuse - das hat man jedoch mit anderen Akku-Packs auch. Der iPod touch hat zudem leider keinen GPS-Empfänger - ebenfalls ein Nachteil gegenüber einem iPhone. Zu guter Letzt schlug ein Test mit einer Freisprechanlage und dem iPod touch der 2. Generation fehl. Das entsprechende Bluetooth-Profil (HFP) ist nicht an Bord. Mit dem iPod touch der 1. Generation hat man überhaupt keine Bluetooth-Möglichkeiten.
Fazit: Das Yosion Peel ist ein nettes Gadget, dass einem in die Jahre gekommenen iPod touch der 1., 2. oder 3. Generation zu einem zweiten Frühling als Handy verhilft. Sieht man die Anschaffungskosten für den iPod touch als abgeschrieben an, sind 70 Euro für das Peel520 ok. Doch eines ist klar: Wer ein iPhone will, der ist hier falsch und sollte bei knappem Budget einfach über ein gebrauchtes iPhone nachdenken. Wer gerne bastelt und frickelt, kann mit dem Yosion Peel seinen Spaß haben.