Vergleichstest
Vier Dreiwege-Lautsprecher der 800-Euro-Klasse
Boston, Canton, Elac und Magnat bevorzugen bei ihren neuen Lautsprechern der 800-Euro-Klasse eine Double-Bass-Anordnung - und verbinden so schlanke Architektur mit sattem Klang.

Double Bass ist im englischen doppeldeutig - es meint einerseits den Kontrabass, andererseits eine alte Erfindung aus dem Swing: zwei Bassdrums statt einer. Die setzte sich erst mit den schnellen Rhythmen des Heavy Metal durch: In den 1980ern lernten Drummer je eine Fußmaschine mit linken wie rechten Fuß zu betätigen.
Die Idee lässt sich durchaus auf HiFi-Boxen übertragen: Statt eines großen Basses, der im Mittelton entsprechend träge reagiert, verbauen Entwickler ein Doppelpack aus kleineren. So wird eine echte 3-Wege-Konstruktion mit hoher Trennfrequenz und kleinem, agilen Mitteltöner möglich.
Und einen schönen Nebeneffekt hat das Ganze auch: Die Box selbst kann schlanker geraten, und dennoch ist auch bei anspruchsvollen und größeren Räumen die Partytauglichkeit gesichert. Das zumindest versprechen diese vier Neulinge in der 800-Euro-Klasse.

Messen und Hören
Die Begriffe Wirkungsgrad und Kennschalldruck werden oft synonym verwendet, unterscheiden sich aber fundamental. Der Wirkungsgrad wird selten gemessen und wäre eine dimensionslose Zahl, die die gesamte akustische Ausgangsleistung und die elektrische Eingangsleistung ins Verhältnis setzt. Beim üblicherweise angegegeben Wert - Dezibel bei 1W oder 2V - handelt es sich um den Kennschalldruck auf Achse. Hier weisen besonders Elac FS 58.2 (knapp 86dB), aber noch mehr Canton GLE 490.2 (87dB) hervorragende Werte auf und sind bereits mit kleinen Spannungen zu hohen Pegeln zu bringen.

Diesen hohen Schalldruck erreichen die beiden aber nur, weil sie gerade im Oberbass viel Strom ziehen (Impedanz über mehrere Frequenzbänder 3 Ohm), was rechnerisch die effektive dem Verstärker abverlangte Leistung erhöht.
Die Boston A 360 geht den umgekehrten Weg und produziert aus 2Volt Eingangsspannung nur 81 dB. Da sie allerdings eine durchgehend hohe Impedanz von über 8 Ohm aufweist, muss der Verstärker effektiv viel weniger Strom liefern.
Die Entscheidung sollte also auch vom Amp abhängig gemacht werden: Elac und Canton harmonieren ideal mit stabilen, kleinen bis mittleren Amps, die Boston läuft auch in instabilen Exemplaren gut; besonders an Vintage-Verstärkern oder Röhren, sofern diese ausreichend Spannung liefern.
Die Magnat Quantum 657 bietet einen guten Kompromiss. Bei der Bassabstimmung setzen alle vier auf eine mehr oder minder starke Betonung, was raumakustisch berücksichtigt werden sollte. Die Betonung der Magnat etwa fällt deutlich aus - wenn die Box nicht frei steht und der Raum groß ist, ist Dröhnen und Wummern meist eine unausweichliche Folge. Umgekehrt lässt sich die leichte Betonung der Boston mit entsprechendem Wandstand (zwischen 50 und 90 cm) gut in den Griff bekommen. Elac und Canton wählen einen Mittelweg.
Beim Maximalpegel spreizen sich die Werte: Die Magnat Quantum 657 geht im deutlich betonten Bassbereich, der Leisehörern zugute kommt, nur bis 98,5dB, die Boston A 360 erreicht praxistaugliche 103,5dB. Die Elac FS 58.2 und die Canton GLE 490.2 markieren mit 105,5 bzw 107 dB den Spitzenbereich ihrer Klasse. In der Praxis gehen alle subjektiv lauter, weil die 3-Wege-Technik dem Mittelhochton mehr Sauberkeit belässt als 2- oder 2,5-Wege-Konstruktionen.
Fazit
In dieser Klasse wächst das Klangniveau beinahe mit jedem Euro, den Sie investieren - diese vier Kandidaten würde ich ihren 600-Euro-Konkurrenten aus AUDIO 2/11 jederzeit vorziehen.
Doch bei der Wahl der passenden Box gibt es einiges zu beachten: Wer sich audiophil orientieren will oder einen alten Amp besitzt, kommt an der überragend stimmigen kaum vorbei. Dynamisch orientierte Pop-/Rock-Hörer mit Sinn für große Konzerte haben die schwere Wahl zwischen der Canton und der Elac. Die Magnat ist ein Spezialfall: Sie spielt in großem Räumen ihre Stimmschönheit voll aus, will allerdings basstechnisch und raumakustisch erst einmal gezähmt werden.