Mobilfunkstandard
5G-Summit: Qualcomm zieht erste Bilanz der Einführung
Im ersten Jahr nach Verabschiedung des 5G-Standards zieht der Vorsitzende der Qualcomm-Geschäftsführung Christiano Amon eine positive Bilanz der Einführung.

Einmal im Jahr lädt der Chipsatz- und Mobilfunk-Spezialist Qualcomm seine Partner, Analysten und die interessierte Presse zu einer Veranstaltung ein, in der neue Technologien im Bereich der drahtlosen Vernetzung diskutiert werden. 2019 liegt dabei natürlich die ganze Aufmerksamkeit auf dem kommend...
Einmal im Jahr lädt der Chipsatz- und Mobilfunk-Spezialist Qualcomm seine Partner, Analysten und die interessierte Presse zu einer Veranstaltung ein, in der neue Technologien im Bereich der drahtlosen Vernetzung diskutiert werden. 2019 liegt dabei natürlich die ganze Aufmerksamkeit auf dem kommenden Standard der Mobilfunktechnik. Folgerichtig heißt der in Barcelona stattfindende Kongress 5G-Summit.
Qualcomm-Präsident Christiano Amon macht in einer Grundsatzrede gleich zu Anfang klar, dass 5G im Jahr 2019 einen nie dagewesenen Erfolg erreicht hat. Hatten bei LTE ein Jahr nach Verabschiedung des Standards erst vier Mobilfunkanbieter weltweit eigene Netze im Betrieb, für die es genau drei LTE-Endgeräte gab, so bieten 2019 bisher über 30 Netzbetreiber ihren Kunden 5G an und können dafür auf über 40 5G-fähige Endgeräte zurückgreifen.
5G als gemeinsame Erfolgsgeschichte
Mehr als 60 Firmen sieht Amon maßgeblich am Erfolg von 5G beteiligt, dazu gehören Netzbetreiber wie T-Mobile und Vodafone genauso wie Infrastrukturanbieter (Ericssson, Nokia u.a.), Endgerätehersteller (Samsung, Sony) und Universalisten wie Huawei.
Über 150 Geräte sieht Qualcomm auf dem Weg zur Serienreife. Neben einer zweistelligen Zahl Smartphones sind das auch 5G-Modems für den Einsatz als Hotspots oder für Fixed-Wireless-Access und Module, um beliebige andere Geräte mit 5G-Konnektivität auszustatten. Hier sind etwa Industrie-Roboter in 5G-Campusnetzen ganz klar im Fokus.
Xiaomi Mix Alpha als Hardware-Beispiel
Bei der Geräte-Offensive durfte natürlich auch ein Beispiel nicht fehlen, und so bat der Qualcomm-Präsident Lei Jun, den Chef von Xiaomi, auf die Bühne. Der hatte das Mix Alpha im Gepäck, ein Smartphone, bei dem sich das Display um eine Seite schmiegt, um auch die Rückseite zum größten Teil zu bedecken. Das Ganze ist nicht klappbar, so dass von einer Person nur entweder die Front- oder die Rückseite genutzt werden kann.
Optisch ist das Mix Alpha ein echter Hingucker. Hingucker sollen auch die Fotos vom Mix Alpha sein, dafür hat es einen großen 108-Megapixel-Sensor im Kamera-Modul eingebaut. Jetzt fehlt nur noch eine Killer-Anwendung für das Surround-Display.
Dynamic Spectrum Sharing vorgeführt
Einen Höhepunkt der Veranstaltung setzte die Live-Demonstration eines Verfahrens namens Dynamic Spectrum Sharing (DSS). Hierbei befanden sich zwei Smartphones in derselben Mobilfunkzelle und im selben Band, von denen eins auf 4G beschränkt war, während sich das andere auch auf 5G verstand.
Statt nun, wie bisher üblich, beide Smartphones allein mit 4G zu bedienen, teilte die Zelle über DSS Teile ihres Spektrums auf 4G und 5G auf. Großer Vorteil dabei ist, dass die Aufteilung extrem schnell und flexibel auf die Anforderungen der eingebuchten 4G- und 5G-Mobiltelefone reagiert. So brauchen Netzbetreiber in Zukunft nicht mehr vorab festlegen, welche Bänder und welchen Anteil ihres Spektrums sie für LTE und welche sie für 5G reservieren, DSS reagiert flexibel auf die Kunden im Netz.
Wie Christiano Amon im Gespräch mit connect und anderen Medien später erläutert, geht der Vorteil sogar noch weiter. Schon auf dem Mobile World Congress 2019 hatte Qualcomm eine Technik namens Tunable Frontend vorgestellt, die es einem Smartphone ermöglicht, blitzschnell von einem Band in ein anderes zu wechseln.
Mit DSS im in Europa weit verbreiteten 800-MHz-Band kann ein Netzbetreiber die Carrier Aggregation von 4G- und 5G-Smartphones gleichzeitig steuern und so mit einem sehr gut ausgebauten Frequenzband die Smartphones so steuern, dass sie sich auch bei der nur kurzfristig in mittleren bis hohen Frequenzbändern verfügbaren Bandbreite bedienen.
Die ganze im Augenblick verfügbare Bandbreite kommt damit 4G und 5G-Nutzern auch zugute. Damit ist die Ausnutzung des Spektrums deutlich effektiver möglich, was vorteilhaft für Kunden und Netzbetreiber ist. Die Smartphones müssen die DSS-Technik allerdings unterstützen, was aber 2020 Standard werden dürfte.
Die kommerzielle Einführung verspricht Christiano Amon für 2020. Das scheint etwa bei der Swisscom der Fall zu sein. Die will mit Partner Ericsson zum Jahreswechsel umstellen, wie connect im persönlichen Gespräch auf dem Qualcomm 5G-Summit erfahren hat.
5G-Smartphones werden günstiger
2020 ist auch das Jahr, in der 5G-Phones in mittleren und niedrigen Preisregionen auf den Markt kommen, wie Amon ein Statement vom Anfang des Jahres konkretisiert. Dann sollen die 700er und 600er Baureihen der Snapdragon-Chipsätze zur Verfügung stehen. Dabei werden die 700er-5G-Smartphones wohl bereits in der ersten Jahreshälfte das Licht der Welt erblicken. Sie befinden sich in der Testphase, die 600er folgen dann in der zweiten Jahreshälfte.
Einen großen Schritt für 5G sieht Amon auch in der Umstellung von Non-Standalone (NSA) auf Standalone (SA) 5G. Hiermit ist der Übergang von 5G, das immer noch eine 4G-Verbindung zur Verwaltung im Hintergrund braucht, auf die Variante gemeint, bei der Verbindungs-Verwaltung und Datenübertragung allein im 5G-Netz erfolgen.
Bisher sei der 5G-Ausbau oft nur aus Sicht der Funkzellen (RAN: Radio Access Network) betrachtet worden. Doch auch das Kern- und das Transportnetz haben Einfluss auf die Latenz im Netz. Mit der Einführung von Standalone 5G müsste auch hier eine Aufrüstung erfolgen, was die Latenz nach unten bringen würde.
Auf die Frage, wo Amon 5G in fünf Jahren sieht, antwortete der Qualcomm-Lenker connect, dass bis dahin das ganze den Netzbetreibern zur Verfügung stehende Spektrum für 5G nutzbar wäre. Mit DSS könnte das einen so glatten Übergang in eine neue Mobilfunkgeneration geben, wie ihn die Branche bisher so nicht erlebt hat.
