US-Sanktionen durch Präsident Trump
Huawei: Verlust von Bluetooth, microSD und Co. droht
Huawei gerät immer stärker in Bedrängnis: Die US-Sanktionen zwingen die Industrieverbände für Bluetooth, WiFi, microSD und Co. dazu, Huawei auszusperren.

Aufgrund der US-Sanktionen gegen Huawei stellen immer mehr Unternehmen und Organisationen ihre Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller ein. Nach dem Verlust der Android-Lizenz drohen nun weitere, möglicherweise tiefgreifendere Konsequenzen. Denn während Android durch einen Fork od...
Aufgrund der US-Sanktionen gegen Huawei stellen immer mehr Unternehmen und Organisationen ihre Zusammenarbeit mit dem chinesischen Hersteller ein. Nach dem Verlust der Android-Lizenz drohen nun weitere, möglicherweise tiefgreifendere Konsequenzen. Denn während Android durch einen Fork oder ein neues Betriebssystem ersetzbar wäre, geht die jüngste Welle an Restriktionen an die technologische Substanz: Unter anderem Bluetooth, WiFi, USB, microSD sind betroffen.
Industrieverbände sperren Huawei aus
Das Problem für Huawei ist: Die Industrieverbände für die Standardisierung dieser mobilen Schlüsseltechnologien sind alle in den USA ansässig. Dadurch sind die Organisationen durch die von US-Präsident Donald Trump erwirkten Dekrete gezwungen, die Geschäftsbeziehungen mit Huawei einzustellen. Dies hat je nach Industriestandard unterschiedliche Auswirkungen.
So haben die Wi-Fi Alliance (für WLAN-Standards) sowie die JEDEC (für Halbleiter - betrifft u.a. verschiedene USB- und RAM-Standards) Huawei aus ihren Organisationen ausgeschlossen. Dadurch kann Huawei zwar weiter die entsprechenden Technologien nutzen, aber nicht mehr bei deren Weiterentwicklung mitbestimmen.
Probleme für neue Huawei-Smartphones
Kritischer ist der Ausschluss aus der SD Association (für SD-Speicherkarten). Dadurch ist Huawei laut einem Bericht von Android Authority nicht mehr dazu berechtigt, Geräte mit Lesegeräten für SD- oder microSD-Karten auszustatten. Der Vorstoß Huaweis, mit den neuen NM Cards für das Mate 20 und Mate 20 Pro eigene Alternativen auf den Markt zu bringen, macht also auf einmal aus Herstellersicht deutlich mehr Sinn.
Ebenso hart könnte es Huawei offenbar bei Bluetooth treffen. Hier folgert das Fachblog Android Police, dass künftige Huawei-Smartphones wohl ohne den beliebten Funkstandard auskommen müssten. Denn jedes Bluetooth-Gerät muss bei der Bluetooth Special Interest Group (SIG) zertifiziert werden - und auch diese Organisation ist in den USA beheimatet.
Bereits verkaufte Huawei-Smartphones sollten diese Maßnahmen ebensowenig treffen wie Smartphones, die aktuell im Handel erhältlich sind. Für künftige Smartphones und Tablets wie etwa das kommende Huawei Mate 30 könnte die Lage allerdings problematischer werden.
+++ Update (1. Juni): Teile der Sanktionen wurden nun zurückgerollt. Die WiFi Alliance, Bluetooth SIG und SD Association nennen Huawei nun wieder als Mitglied, entsprechende Einschränkungen sind aktuell also zurückgenommen. Auch das Huawei Mate 20 Pro ist wieder im Android-Q-Betaprogramm gelistet. Ob dies nun bis zum Boykott-Aufschub am 19. August andauernd oder länger, bleibt abzuwarten. +++
Huawei-Chef ist gegen Vergeltungsmaßnahmen
Bereits vergangene Woche hatte der Chip-Entwickler ARM seine Verbindungen zu Huawei und dessen Tochter HiSilicon gekappt. Damit können vorerst keine neuen Kirin-Chips auf ARM-Basis mehr entwickelt werden. Zuvor hatten schon Intel und Qualcomm ihre Geschäftsbeziehungen zu Huawei eingefroren.
Dennoch bleibt Huawei nach außen bisher gelassen. In einem am Montag von Bloomberg veröffentlichten Interview erklärte CEO und Gründer Ren Zhengfei, dass man die wegfallenden Bauteile durch eigene ersetzen werde. Dieser Prozess werde Huawei zwar verlangsamen, aber nicht zum Abturz bringen. Auch der Vorsprung bei 5G-Technologien könne unter den Sanktionen leiden.
An die USA gerichtet beklagt sich Zhengfei, dass diese nicht die Weltpolizei seien. Dennoch spricht er sich gegen Vergeltungsmaßnahmen seitens der chinesischen Regierung aus, die sich gegen US-Unternehmen wie Apple richten könnten. "Das wird erstens nicht geschehen, und wenn es doch passieren sollte, werde ich der erste sein, der dagegen protestiert", erklärte Zhengfei. Apple sei das weltweit führende Unternehmen, ohne das es das mobile Internet überhaupt nicht geben würde. Er sehe Apple als seinen Lehrer an. Warum solle er als Schüler gegen seinen Lehrer vorgehen?
Wie sich die weitere Lage entwickelt, liegt nun in erster Linie bei der amerikanischen und chinesischen Regierung. US-Präsident Trump deutete vergangene Woche bereits an, dass Huawei Teil eines Handelsabkommens zwischen China und den USA darstellen könnte. Weitere Eskalationen in dem Konflikt sind jedoch nicht ausgeschlossen.