stereoplay Konzertsäle
Die Berliner Philharmonie
Konzertklang konzentrisch - im Bannkreis der Musik. Wirkstätte zahlreicher Klassikgenies, Heimat der Berliner Philharmoniker, Kulturoase im Großstadtgetümmel - seit fast 50 Jahren steht die Berliner Philharmonie im Zentrum der Hauptstadt, und noch immer zählt sie zu den Spitzenkonzertsälen.


Äußerlich überzeugt der Bau mit fantasievoll asymmetrischen Strukturen und einladender Farbgebung. Hinter den Wänden befindet sich der fünfeckige Konzertsaal, der nach wie vor für seinen perfekt austarierten Klang gelobt wird.
Obwohl die gewagte Gebäudeform damals eine Herausforderung darstellte und die Planer noch keine digitalen Simulationen zur Verfügung hatten, wurde eine Raumakustik geschaffen, die den Vergleich mit moderneren High-End-Konzertsälen nicht zu scheuen braucht. Hervorzuheben ist aber keineswegs nur der Wohlklang des Raums. Auch visuell beeindrucken Konzerte in der Berliner Philharmonie auf besondere Art und Weise, denn das Orchester nimmt in der Saalmitte Platz.

Von den ansteigenden Rängen aus lassen sich die Musiker hervorragend beobachten, außerdem kann sich die Klangenergie konzentrisch entfalten. Damit dies möglichst kultiviert erfolgt, trifft sie auf verschiedenartige Holzwände und Helmholtz-Resonatoren, die überschüssige Schallenergie absorbieren. Deren Dämpffunktion gewährleistet auch bei rasanten Dynamiksprüngen eine trockene und stabile Akustik. Der Verzicht auf parallele Flächen verbessert zusätzlich noch die Nachhallcharakteristik.
Durchdachte Raummaße und geschickt ausgerichtete Resonatoren allein wären jedoch nicht ausreichend, um ein makelloses Hörerlebnis zu garantieren. Vollkommen wird das Raumkonzept erst durch frei über der Bühne hängende Schallreflektoren. Jene parabolisch geformten Elemente sorgen dafür, dass auch bei verwinkelten Partituren jede Nuance hörbar bleibt. Sie sind vonnöten, damit der Schall - trotz der hohen Saaldecke - optimal in den Raum hineinströmt und sich die Musiker möglichst natürlich wahrnehmen. Die Glasfaser-verstärkten Kunststoffsegel sind so konstruiert, dass sie nicht eigens für das Stück oder die Interpreten ausgerichtet werden müssen. Ihre Höhe zu verstellen, ist jedoch technisch möglich.

Gerade einmal 17,5 Millionen Mark waren damals nötig, um das etwa 2400 Besucher fassende Bauwerk entstehen zu lassen. Dennoch sorgte der unkonventionelle Entwurf des Gebäudes in der Planungsphase für Streitigkeiten. Bald beruhigten sich die Gemüter aber, und Mitte der 80er Jahre erhielt der zeltartige Klangkorpus mit dem Kammermusiksaal sogar eine kleine Schwester. Das artverwandte Gebäude wurde direkt neben der Philharmonie errichtet und ist mit ihr über ein Treppenhaus verbunden.
Seit dem Bestehen der Philharmonie geben sich dort die weltbesten Musiker die Klinke in die Hand. Dirigenten wie Herbert von Karajan, Claudio Abbado und Sir Simon Rattle schwangen hier bereits den Taktstock, Solisten wie Placido Domingo, Vladimir Horowitz und Anne-Sophie Mutter verzückten das Hauptstadtpublikum.
Einer der denkwürdigsten Momente in der Geschichte des Bauwerks stellt zweifellos das Wiedervereinigungskonzert dar, das am 11. November 1989 stattfand. Damals spielten die Berliner Philharmoniker, ohne Eintritt zu verlangen, für die neuen Mitbürger aus dem Ostteil der Stadt. Die urbane Lage, die Arena-ähnliche Saalbauweise und das kleinere Pedant direkt nebenan verleihen der Berliner Philharmonie einen einzigartigen Charme, dem sich kaum ein Klassikliebhaber entziehen kann.