Festnetzmarkt
Interview mit Robert Hofmann, Vorstand Consumer Produkte
- Firmenportrait 1&1
- Fakten zu 1&1
- Interview mit Robert Hofmann, Vorstand Consumer Produkte

Bis auf Vodafone gewinnen die Anbieter - darunter auch 1&1 - immer weniger neue Kunden. Ist die Marktsättigung schon erreicht?
Gewiss nicht, aber der DSL-Markt entwickelt sich mit zunehmender Durchdringung immer mehr zum Wechsler-Geschäft, darauf müssen sich alle Anbieter einstellen. Attraktive Zusatzdienste, gute Produktqualität und ein kundenfreundlicher Service werden entscheiden, wer sich in Zukunft durchsetzt - und hier investieren wir jetzt deutlich.
Die Konsolidierung ist in vollem Gange. Wie sehen Sie die Zukunft der Festnetzbetreiber?
Wir sind in Sachen Konsolidierung selber nicht ganz unbeteiligt. Mit den 2009 übernommenen DSL-Kunden der Freenet Breitband GmbH, die wir inzwischen erfolgreich zu uns umgezogen haben, zählen wir derzeit über 3,4 Millionen Kunden - so haben wir unseren Marktanteil deutlich gesteigert. Das klassische Festnetz ist auf dem Rückzug und wird immer mehr durch moderne "Next Generation Networks" ersetzt. Hier sehen wir uns als der führende VoIP-Anbieter Deutschlands zusammen mit unseren Partnern gut aufgestellt.
Gerät 1&1 ohne eigenes Netz langfristig ins Hintertreffen?
Nein, absolut nicht, wir fühlen uns in unserem Geschäftsmodell als Internet-Anbieter ohne eigene Zugangsnetze, aber mit modernen Rechenzentren sehr wohl. Dass dieses Geschäftsmodell genügend Wachstumspotenzial bietet, zeigen unsere Zahlen - wir werden 2009 an Umsatz und Ergebnis weiter zulegen. Wir können den Kunden ein attraktives bundesweites Angebot präsentieren, das sich durch die Kombination verschiedener Zugangsnetze mit unseren eigenen Anwendungen und Diensten unterscheidet. 1&1 ist nicht nur ein DSL-Provider, sondern vor allem ein Internet-Anbieter, der eine Vielzahl an Internet-Diensten entwickelt und erfolgreich vermarktet, etwa die Cloud-Applikation des HomeNet-Produktes in Form des von überall zugänglichen Online-Speichers. Darüber hinaus sind wir aber auch mit unserer Webhosting-Sparte national und international sehr erfolgreich, das Gleiche gilt für unsere Mail- Dienste GMX und Web.de.
Die Bundesregierung will den Ausbau der Breitbandnetze zügig vorantreiben. Bis Ende 2010 soll jeder Haushalt mit Breitband versorgt sein. Wie kommt 1&1 der Forderung der Politiker nach?
Diese Frage kann ich als Vorstandssprecher beantworten, aber auch als Präsidiumsmitglied des VATM, der sich ja derzeit intensiv mit der Thematik befasst. Damit sich die anstehenden Investitionen in den erforderlichen Breitband-Ausbau rechnen, müssen die Unternehmen und damit auch wir Kooperationsmodelle schaffen, um genügend Kunden für die neuen Netze zu gewinnen. Und genau deshalb müssen diese Netze allen Anbietern für eine gemeinsame Nutzung offenstehen - der sogenannte Open Access. Die Politik ist hier angehalten, für faire Spielregeln bei den Kooperations- und Zugangsmöglichkeiten zu sorgen.
Cloud Computing, also Anwendungen übers Netz, überall verfügbar zu machen, ist der neueste Trend. Was bieten Sie in diesem Bereich an und was ist geplant? Wie gehen Sie dabei mit der Sicherheit sensibler Daten um?
1&1 entwickelt seit jeher Anwendungen, die über das Netz verfügbar sind, zum Beispiel unser Webhosting oder die Webmailportale Web.de und GMX. Unser Video-Streaming Dienst Maxdome ist bereits 2006 gestartet und heute die erfolgreichste Online-Videothek Europas. Und unser beliebtes DSL-Produkt mit Heimvernetzung, 1&1 HomeNet, verfügt mit dem riesigen virtuellen Speicher und seinen Nutzungsmöglichkeiten über klassische Cloud-Anwendungen, vereinigt in der "personal cloud". Der Vorteil onlinebasierter Cloud-Anwendungen liegt gerade darin, dass sich unsere Kunden über Datensicherheit und Viren keine Sorgen machen müssen, da wir das für sie übernehmen - mit sicheren Rechenzentren und den neuesten Technologien zum Schutz vertraulicher Daten.
Sie haben neben Festnetz- auch Mobilfunkangebote im Portfolio. Wird es ein Nischenbereich bleiben oder wollen Sie damit verstärkt als Komplettanbieter gegen Telekom und Co. antreten?
Wir sind erst seit 2007 mit Mobilfunkangeboten am Markt und haben bisher wenig Aufhebens darum gemacht. Dennoch haben wir bereits mehr als eine Million Mobile-Kunden, und unsere Mobile-Internet-Pakete genießen einen guten Ruf. Mobile Internetzugänge werden in den nächsten Jahren noch an Bedeutung zunehmen, auch im Hinblick auf die flächendeckende Breitbandversorgung in Deutschland, Stichwort "Digitale Dividende". Ganz sicher werden Sie von 1&1 zum Thema Mobile in diesem Jahr noch hören.
Sie haben vor einigen Monaten eine Service-Offensive gestartet. Dennoch reißen Klagen nicht ab. Was läuft noch schief?
Unsere im Mai gestartete Qualitäts-Initiative mit der neuen Leistungsgarantie zur Sicherung der bestellten Bandbreite, dem kostenlosen Sofort-Start und der Entstörgarantie hat dazu beigetragen, dass die Zufriedenheit unserer Kunden bereits deutlich gestiegen ist. Service und Kundenorientierung haben bei 1&1 für 2010 die höchste Priorität, alleine zur Verbesserung unserer Service-Qualität haben wir einen zweistelligen Millionenbetrag eingeplant. Wir führen im Januar für alle Kunden eine aus dem 1&1-Netz kostenfreie Hotline-Nummer ein und erweitern die Tarifwechsel für Bestandskunden. Dies waren die wichtigsten Forderungen unserer Kunden, die wir dazu befragt haben. Unsere Neuausrichtung zeigt auch unser neuer TV-Spot, in dem wir unseren Leiter Kundenzufriedenheit Marcell D'Avis vorstellen, der sich mit seinem Team um alle Anliegen unserer Kunden kümmert. Das ist ein guter Anfang für das Jahr - und es wird noch besser weitergehen.