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Häufige Fragen zum Thema Vinyl

Plattenspieler FAQ: Skating-Kraft und Abtastfähigkeit

Autor: Roland Kraft • 5.10.2017 • ca. 2:05 Min

Was ist die Skating-Kraft?  Bei Radial-Tonarmen entsteht beim Abtastvorgang durch die Reibung zwischen Plattenrille und Abtastnadel eine letztlich durch die Kröpfung des Drehtonarms ausgelöste Kraft, die den Tonarm nach innen in Richtung Spindel zieht und so ungleichmäßigen Druck auf d...

Was ist die Skating-Kraft? 

Bei Radial-Tonarmen entsteht beim Abtastvorgang durch die Reibung zwischen Plattenrille und Abtastnadel eine letztlich durch die Kröpfung des Drehtonarms ausgelöste Kraft, die den Tonarm nach innen in Richtung Spindel zieht und so ungleichmäßigen Druck auf die Rillenflanken verursacht. Die Höhe der Skating-Kraft hängt mit der Auflagekraft, dem Nadelschliff (der Größe der Kontaktzone) und der Drehzahl zusammen.

Die Skating-Kraft wird mithilfe von Antiskating-Vorrichtungen kompensiert. In der Praxis geschieht das mit einem Federsystem oder mit einem Faden mit Gegengewicht, welches den Tonarm nach außen zieht. Ebenso wie die Auflagekraft gehört das Maß der Antiskating-Kraft zu den essenziellen Einstellungen an einem Tonarm.

Was bedeutet Abtastfähigkeit? 

Sie kennzeichnet, welche Rillen-Auslenkungen (Pegel) ein Tonabnehmer noch verzerrungsfrei abtasten kann. Ein übliches Maß liegt bei 80 Mikrometern eines 315-Hertz-Signals. Die Abtastfähigkeit hängt eng mit der Compliance (Nadelnachgiebigkeit) eines Tonabnehmers zusammen, sie nimmt mit steigender Compliance zu.

Was ist die Nadelnachgiebigkeit? 

Die über den Nadelträger federnd und beweglich aufgehängte Nadel ist ein Federsystem, welches bei einer Krafteinwirkung horizontal und vertikal nachgibt. Die Nadelnachgiebigkeit (Compliance) bezeichnet die „Härte“ des Federsystems; sie wird in Mikrometer pro Milli-Newton angegeben. In der Praxis bewegen sich Tonabnehmer etwa im Bereich zwischen 10 und 20 Mikrometer/mN.

Plattenspieler justiere
Plattenspieler justieren: Der Tonarm muss sorgfältig eingestellt werden.
© Hersteller

Was ist die bewegte Masse? 

Auch als effektive Masse bezeichnet, bezieht sich die bewegte Masse auf die zu bewegende Masse des Tonarms, die nicht mit dessen Eigengewicht zu verwechseln ist; die effektive Masse wird am auf null ausbalancierten Tonarm gemessen. Mit montiertem Abtaster bezieht sich die effektive Masse auf das gesamte Ensemble aus Tonarm und Tonabnehmer einschließlich Befestigungsschrauben. Da diese effektive Masse über das Federsystem der Abtastnadel mit der Auflagekraft auf der Schallplatte aufliegt, entsteht ein Masse-Federsystem mit einer Resonanzstelle, deren Lage von den Parametern Compliance (des Tonabnehmers) und bewegter Masse (vom Tonarm) abhängt. 

Optimalerweise paart man Tonabnehmer und Tonarme so, dass die Resonanz zwischen acht und zwölf Hertz liegt, also im unhörbaren Bereich, aber noch oberhalb subsonischer Frequenzen von wenigen Hertz, die etwa durch Antriebsrumpeln oder Trittschall ausgelöst werden könnten.

In der Praxis kombiniert man schwere Tonarme mit Abtastern geringerer Compliance und leichte Tonarme mit Tonabnehmern höherer Compliance. Eine Normung exisiert in diesem Bereich nicht. Die Resonanzfrequenz lässt sich mithilfe von Testplatten leicht ermitteln, übrigens ebenso wie die Abtastfähigkeit. Es gibt – zum Glück eher selten – „überschnittene“ Schallplatten, die manchen Tonabnehmer in puncto Abtastfähigkeit überfordern.

Kann ich meinen Plattenspieler selbst einstellen? 

Im Vertrauen auf eine gute und vor allem vollständige Bedienungsanleitung kann man diese Arbeit bei vormontiertem Tonarm sorgfältig und vor allem bedächtig (Tonabnehmer-Nadeln sind fragil) durchaus selber erledigen. Wer unsicher ist, sollte allerdings besser auf seinen Fachhändler vertrauen. Oder – unser Tipp – zunächst mal einen sehr preisgünstigen Tonabnehmer (die gibt es schon ab 30 Euro) als Probelauf einbauen und justieren.