Schallplatten digitalisieren: Tipps zu Hard- und Software
Vinyl-Schallplatten klingen klasse, vielleicht besser als die CD, doch sie haben einen Nachteil: Das Vinyl nutzt sich ab. Wer seine Schätze sichern will, kann sie jedoch digitalisieren.

- Schallplatten digitalisieren: Tipps zu Hard- und Software
- Schallplatten digitalisieren: Weitere Tipps
Wir HiFi-Fans stecken in einem Dilemma. Wir lieben wir unsere Schallpatten, die tollen Cover, das grandiose Gefühl, wenn man die Vinylscheibe aus dem Album nimmt, sie auf den Plattenteller legt und den Tonarm langsam auf ein Einlaufrille absenkt. Das ist wie ein Viergänge-Menü im noblen französi...
Wir HiFi-Fans stecken in einem Dilemma. Wir lieben wir unsere Schallpatten, die tollen Cover, das grandiose Gefühl, wenn man die Vinylscheibe aus dem Album nimmt, sie auf den Plattenteller legt und den Tonarm langsam auf ein Einlaufrille absenkt. Das ist wie ein Viergänge-Menü im noblen französischen Restaurant. Doch wie im richtigen Leben hat man manchmal einfach Lust auf Fastfood, sprich: Streaming. Es ist sofort einsatzbereit und sehr praktisch, wenn man von allen möglichen Geräten aus auf seine komplette Musikbibliothek zugreifen möchte. Und da sollten auch die Vinylschätze nicht fehlen, die man durchs Rippen praktischerweise wie für die Ewigkeit sichert.
Hardware, Software, Zeit
Um die schwarzen Scheiben in die virtuelle Welt zu übertragen, braucht es eigentlich nur drei Dinge: die richtige Hardware, die passende Software und Zeit. Fangen wir mit der Hardware an: Die einfachste Möglichkeit ist ein Plattenspielermit digitalem USB-Ausgang. Anschließen, fertig! Leider jedoch sind die meisten dieser Dreher mit minderwertigen Laufwerken und Tonabnehmern ausgestattet, wirklich hochwertige Aufnahmen bekommt man damit in der Regel nicht hin. Also nehmen Sie lieber Ihre gewohnte Plattenspieler/Tonabnehmer-Kombi. Dazu brauchen Sie noch einen Phono- Vorverstärker, einen A/D-Wandler und nicht zuletzt einen Computer.
Lesetipp: Zubehör für die Vinyl-Pflege - Disco Film
Was fürs reine Genießen gilt, gilt auch fürs Digitalisieren: Der Plattenspieler sollte möglichst exakt eingestellt sein, denn Justierfehler, etwa vom Tonabnehmer, lassen sich nach dem Digitalisieren nur noch sehr schwer oder überhaupt nicht mehr kompensieren. Stellen Sie den Plattenspieler möglichst gut vom Fußboden entkoppelt auf, sonst ärgern Sie sich später beim Abhören über Trittschalleffekte auf Ihrer Aufnahme. Schalten Sie beim Digitalisieren die Lautsprecher Ihrer Anlage ab, um Rückkopplungen zu vermeiden. Zum Kontrollhören eignet sich ein Kopfhörer.

Als Phono-Vorstufe können Sie Ihren HiFi-Verstärker benutzen, sofern er mit einem Phono-Eingang ausgestattet ist und über einen Hochpegel-Ausgang verfügt. Diesen schließen Sie an den analogen Eingang Ihres Computers an, falls dieser einen solchen Eingang hat. In der Regel sind die A/D-Wandler in Computern nicht allzu hochwertig. Besser wäre es, gleich einen separaten A/D-Wandler mit USB-Port zu verwenden, den Sie mit Ihrem Computer verbinden.
Eine elegantere Methode wäre eine Phonovorstufe mit integriertem USBA/ D-Wandler wie der NAD PP 4 (Test Seite 60). Der Vorteil hierbei: Die Signalkette zwischen Plattenspieler und Computer bleibt denkbar kurz. Nur ein einziges Gerät wird dazwischengeschaltet, was die Störanfälligkeit insgesamt verringert. Achten Sie allerdings darauf, dass die Phonovorstufe zu Ihrem Tonabnehmer passt. Moving-Coil-Systeme (MC) liefern niedrigere Ausgangsspannungen und brauchen daher eine Extraverstärkung, die nicht alle Phonovorstufen liefern.
Daneben ist der A/D-Wandlerchip entscheidend für die Qualität. Standard- Geräte digitalisieren meist mit 16 Bit bei 44,1 oder maximal 48 kHz Abtastfrequenz. Das wäre immerhin schon etwas besser als CD-Qualität. Wer jedoch noch mehr analoges Vinylfeeling einfangen will, sollte einen 24-Bit-Wandler nehmen, der mindestens mit 96 kHz abtastet.
Praktisch: Einige dieser A/D-Vorstufen bieten zusätzlich einen Hochpegel-Ausgang an, über den man den Plattenspieler gleichzeitig an den HiFi-Verstärker anschließt, selbst wenn dieser keinen Phono- Eingang hat. Dann muss man nicht mehr umstecken, wenn man öfter zwischen „normalem“ Plattenhören und Digitalisieren wechselt.
Welchen Computer Sie besitzen, ist heutzutage nicht mehr so wichtig, vor allem dann nicht, wenn Sie einen externen USB-Wandler verwenden. Windows- PCs eignen sich genauso gut wie Macs oder Linux-Maschinen. Für alle Standardbetriebssysteme gibt es Software, mit der Sie Audiosignale aufzeichnen, bearbeiten und speichern können, womit wir bei den drei wichtigsten Arbeitsschritten angekommen sind.

Achtung, Aufnahme!
Ist alles richtig verkabelt, kann’s losgehen. Jetzt muss eine Aufnahmesoftware her. Mac-Besitzer sind fein raus, denn sie haben bereits ein leistungsfähiges Programm auf ihrem Rechner: Garageband. Allerdings ist Garageband ein paar Nummern zu groß für unseren Zweck, denn es richtet sich hauptsächlich an Musiker. Dennoch kann man mit Garageband schnell mal eine Stereoaufnahme machen und in verschiedenen Formaten exportieren. Jedoch fallen Garageband zwei wichtige Dinge schwer: das Sample-genaue Editieren (um zum Beispiel Knackser zu entfernen) und das Hinzufügen von Metadaten wie Plattencovern.
Eine Alternative ist die Open-Source-Software Audacity. Sie hat sich in den letzten Jahren zum Standardwerkzeug für Audiobearbeitung gemausert. Es gibt das Programm kostenlos für Windows, Mac und Linux, die damit erstellten Projekte sind zwischen den Plattformen austauschbar. Die wichtigsten Funktionen sind in Audacity zudem klar ersichtlich, man muss nicht lange suchen.
Ein paar Vorbereitungen sollten Sie treffen, bevor Sie die Aufnahme starten. In den Programmeinstellungen „Preferences“ unter „Geräte“ wählen Sie zunächst den A/D-Wandler für die Aufnahme aus. Verwenden Sie einen externen USB-Wandler, sollte dieser in der Liste im Popup-Menü auftauchen.
Unter „Kanäle“ stellen Sie die Vorgabe auf „Stereo“, es sei denn, Sie möchten eine Mono-Schallplatte digitalisieren. Unter „Qualität“ stellen Sie nun die Aufnahmeparameter wie Bit-Tiefe und Samplingrate ein. Hier sollten Sie die Möglichkeiten des A/D-Wandlers komplett ausschöpfen. Unter „Standard-Sampleformat“ können Sie die Voreinstellung bei „32-bit float“ belassen, Audacity rechnet dann die vom Wandler gelieferten Daten in Echtzeit auf 32 Bit hoch. Das schafft während der Nachbearbeitung wesentlich mehr Dynamikspielraum. Erst beim Export werden die Daten wieder auf 24 oder 16 Bit heruntergerechnet: Die Datenmenge wird dadurch allerdings größer: Pro Plattenseite (22 Minuten) in 32 Bit bei 96 kHz entstehen etwa 500 MB unkomprimierte Audiodaten. Achten Sie also darauf, dass genug Platz auf der Festplatte frei ist.